Politik

Islam in Deutschland Muslime fordern Dialog

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Innenminister Friedrich hat mit Äußerungen zum Islam in Deutschland eine Welle der Empörung entfacht. Der Zentralrat der Muslime schickt nun ein Gesprächsangebot an den CSU-Politiker. "Die Muslime sind hierzulande eine nicht mehr wegzudenkende gesellschaftliche Gruppe", sagt Zentralratschef Mazyek. Auch der Zentralrat der Juden kritisiert Friedrich.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) will sich nicht mehr an der Debatte um die Islam-Äußerungen des neuen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich beteiligen und hat dem CSU-Politiker brieflich einen Dialog angeboten. "Derzeit gilt es, nach vorne zu schauen", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Friedrich hatte gesagt, es gebe keine historischen Belege dafür, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Der ZMD sieht dagegen historische Einflüsse des Islams auf die europäische Geistesgeschichte. Mazyek sagte aber, es sei kein Problem, wenn jemand in der historischen Betrachtung zu anderen Schlüssen komme, solange er sich nicht der Gegenwart verschließe. "Da sind die Muslime hierzulande eine nicht mehr wegzudenkende gesellschaftliche Gruppe." Friedrich hatte sich mit seinen Äußerungen auch gegen Bundespräsident Christian Wulff gestellt, der anlässlich des Tages der Deutschen Einheit im vergangenen Jahr gesagt hatte, der Islam gehöre zu Deutschland.

"Obsessionen" bringen die Gesellschaft nicht voran

Mazyek fordert Friedrich zum Dialog auf.

Mazyek fordert Friedrich zum Dialog auf.

(Foto: dapd)

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, widersprach Friedrich. "Dass in der Vergangenheit der Islam Deutschland nicht so stark geprägt hat wie das Christentum oder das Judentum, kann man doch nur schwer bestreiten", sagte Graumann der "Bild am Sonntag". Aber Deutschland sei im Laufe von tausenden Jahren auch von anderen Kräften geprägt worden wie etwa der Aufklärung. Heute sei "auch der Islam ganz sicher ein wichtiger Teil von Deutschland", sagte Graumann. Zu Friedrichs Äußerung sagte der Zentralratspräsident weiter, "Obsessionen" brächten die Gesellschaft nicht voran.

Zugleich lobte Graumann die Rede von Bundespräsident Wulff am 3. Oktober. Nach Graumanns Worten gibt es zwischen den Religionen zwar "noch zu viel Gegeneinander", daraus müsse man "zumindest ein Nebeneinander machen, am besten aber ein herzliches Miteinander". Deshalb hätten ihm die positiven Signale in Wulffs Rede "sehr gut gefallen". Die Juden in Deutschland wollten sich in der Debatte über die Leitkultur in Deutschland nicht instrumentalisieren lassen, sagte Graumann weiter.

Umwälzungen beeinflussen Islambild

Friedrich hatte mit seinen Äußerungen für Empörung gesorgt.

Friedrich hatte mit seinen Äußerungen für Empörung gesorgt.

(Foto: dpa)

Für den 29. März hat Friedrich zur nächsten Islamkonferenz eingeladen. Der ZMD will aber nicht kommen, solange der Minister seine Vorschläge nicht aufgreift. "Dazu zählt vor allem die deutlichere Abbildung der muslimischen Zivilgesellschaft im Plenum, insbesondere durch Landesverbände", sagte Mazyek. "Außerdem eine vom Minister moderierte Arbeitsgruppe legitimierter Vertreter der Muslime und der Politik, um den Anerkennungsprozess in den Ländern voranzubringen, und schließlich eine eigenständige Arbeitsgruppe zur Islamfeindlichkeit."

Mazyek erwartet, dass die Umwälzungen in Nordafrika positiv auf das Islambild in Deutschland abfärben. "Durch die Revolutionen scheint die Angst vor dem bösen Muslim Risse bekommen zu haben." Er sprach von einer "Zeitenwende, die verdeutlicht, dass Islam und Demokratie miteinander einhergehen können, ja sogar müssen". Es habe sich gezeigt, wie schädlich die von Islamkritikern und einigen Think Tanks geprägten Annahmen gewesen seien.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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