Abfuhr für den Innenminister Muslime gegen Präventionsgipfel
09.06.2011, 13:31 UhrInnenminister Friedrich will zusammen mit Verbänden der Muslime einen Präventionsgipfel ausrichten, um stärker gegen die Radikalisierung von jungen Moslems vorgehen zu können. Die Idee stößt aber auf wenig Gegenliebe. Die Themen seien bereits besprochen worden, sagt der Zentralrat der Muslime.
Der Zentralrat der Muslime lehnt den von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich für den 24. Juni geplanten "Präventionsgipfel" gegen islamistischen Extremismus ab. "Wir haben bereits in der ersten Islamkonferenz eine Arbeitsgruppe zu Sicherheitsfragen gehabt und uns dort intensiv ausgetauscht", sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek der "Mitteldeutschen Zeitung". Darüber hinaus gebe es schon seit 2004 regelmäßige Konsultationen mit den Präsidenten des Bundeskriminalamtes und des Verfassungsschutzes.
Mazyek fügte hinzu: "Die Frage an den Minister ist nun: Inwiefern ist das evaluiert worden? Und sind hier nicht Synergien zu schöpfen? Diese Fragen müssen beantwortet werden, bevor wir das Rad neu erfinden." Der Zentralrat der Muslime (ZMD) sei jedenfalls "in bestehende Dialogstrukturen involviert. Und diese sind über Jahre gewachsen".
Frust wächst
Der Verband wurde dem Bericht zufolge bisher nicht zu der Konferenz eingeladen. Eine Sprecherin von Friedrich erklärte hingegen, die Einladung sei vor kurzem rausgegangen. Das Bundesinnenministerium gehe davon aus, dass der ZMD die Einladung auch annehmen werde, erklärte die Sprecherin. Mazyek teile ganz offensichtlich die Ziele des Gipfels. Aus der Islamkonferenz war der islamische Dachverband ZMD im Frühjahr 2010 frustriert ausgeschieden.
Friedrich hatte im März bei der ersten von ihm geleiteten Islamkonferenz erklärt, zu einem Präventionsgipfel einladen zu wollen. Die Ministeriumssprecherin bekräftigte, das Ziel bestehe darin, der Radikalisierung gerade von jungen Menschen durch islamische Netzwerke entgegenzuwirken. Sicherheitsbehörden, muslimische Vereine sowie Moscheegemeinden sollen enger zusammenarbeiten. Kritiker werfen Friedrich vor, Denunziantentum unter den Muslimen fördern zu wollen.
Quelle: ntv.de, dpa