Politik

Wohlleben nutzt Kameradennetzwerk im Gefängnis Mutmaßlicher NSU-Unterstützer plante Flucht

Als früherer NPD-Funktionär ist Wohlleben seit Jahren polizeibekannt.

Als früherer NPD-Funktionär ist Wohlleben seit Jahren polizeibekannt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben zählt zu den bedeutendsten Angeklagten im anstehenden NSU-Prozess. Seine Sonderrolle offenbart sich auch im Gefängnis: Bisher konnte er sich in seiner Untersuchungshaft auf ein breites Unterstützernetzwerk verlassen, dass ihm sogar die Flucht ermöglichen wollte. Jetzt ist es aufgeflogen.

Der mutmaßliche NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben hat während seiner Untersuchungshaft ein konspiratives Unterstützernetzwerk genutzt, um Zeugen und Mitbeschuldigte zu bedrängen. Angeblich plante er mit Hilfe von Kameraden so auch seine Flucht aus dem Gefängnis. Das berichtet die "Zeit".

Wohlleben zählt neben der mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe zu den Hauptangeklagten im anstehenden Prozess rund um die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund. Er soll dem Zwickauer Trio die Waffe beschafft haben, mit der es neun Migranten ermordet haben soll.

Wohlleben soll Mordwaffe geliefert haben

Wie die Wochenzeitung berichtet, nutzte Wohlleben das Netzwerk im Gefängnis, um Kassiber - also verbotene Schriftstücke - an den Kontrollen des Bundeskriminalamts vorbei in und aus der Haftanstalt in Tonna, in der er bis vor kurzem in Untersuchungshaft saß, zu schmuggeln. Entscheidend dabei war demnach ein Mittelsmann, ein weniger scharf überwachter Sympathisant Wohllebens, der ihm Post während des Freigangs oder der gemeinsamen Freizeitaktivitäten übergab oder abnahm. Die "Zeit" beruft sich bei diesen Angaben auf Behördendokumente.

Wohlleben, der früher stellvertretender Landeschef der NPD in Thüringen war, hat auf diesem Weg angeblich auch befreundeten Neonazis mitgeteilt, was aus dem von ihm mitgegründeten "Braunen Haus" in Jena werden soll.

Nachdem der geheime Schriftverkehr des 38-Jährigen aufflog, verlegten ihn die Behörden von Tonna in seiner Thüringer Heimat nach München. Erst vor wenigen Tagen flog auf, dass sich inhaftierte Neonazis in mehreren Bundesländern vernetzt haben. Unklar ist die Größe dieses Netzwerks. Auch, ob Wohllebens Kameraden Teil des Geflechts waren, ist noch ungewiss.

Quelle: ntv.de, AFP

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