Senegals bekannteste Stimme N'Dour wird Kulturminister
05.04.2012, 15:40 Uhr
Youssou N'Dour ist einer der größten Stars des Senegal.
(Foto: dpa)
Das Präsidentenamt bleibt ihm verwehrt, in der neuen senegalesischen Regierung sitzt Weltmusiker N'Dour dennoch: Wahlsieger Sall nimmt ihn als Vertreter des Kulturressort in sein Kabinett auf. Neben seiner Musik engagiert sich der 52-Jährige schon seit Jahren für die sozialen und politischen Belange seines Heimatlandes.
Eigentlich hatte Youssou N'Dour in seiner Heimat Senegal das Präsidentenamt angestrebt. Es war eine kleine Sensation, als der 52-Jährige, einer der bekanntesten Musiker Afrikas, Anfang Januar ankündigte, bei den Wahlen gegen den langjährigen Staatschef Abdoulaye Wade antreten zu wollen. Das Verfassungsgericht des Landes aber machte ihm einen Strich durch die Rechnung und untersagte seine Kandidatur. Der Sprung in ein Regierungsamt ist ihm trotzdem gelungen: Der Wahlsieger und neue Staatschef Macky Sall berief N'Dour zum Minister für Kultur und Tourismus.
Dem Paukenschlag der angekündigten Kandidatur war zu Jahresbeginn schnell die Ernüchterung gefolgt. Das Verfassungsgericht untersagte eine Kandidatur N'Dours mit dem Argument, der Sänger habe nicht genügend gültige Stimmen eingesammelt. Der Einspruch N'Dours blieb erfolglos. Aber weil das Verfassungsgericht zugleich die umstrittene Kandidatur des 85-jährigen Staatschefs Wade für eine dritte Amtszeit billigte, kam es in Senegal zu heftigen Protesten.
N'Dour setzte sich an die Spitze der Protestbewegung, immer wieder nahm er an Demonstrationen teil, gegen die die Sicherheitskräfte mit aller Härte vorgingen. Im Februar wurde er bei einer Demonstration in der Hauptstadt Dakar leicht an einem Bein verletzt.
Ohrwurm "7 Seconds" kennen die meisten
Als der Oppositionspolitiker und Ex-Regierungschef Sall beim ersten Wahlgang Ende Februar hinter Wade zweiter wurde und den amtierenden Staatschef in die Stichwahl zwang, stellte sich N'Dour wie auch alle unterlegenen Kandidaten hinter Sall und betrieb Wahlkampf für den neuen Hoffnungsträger. Sall feierte bei der Stichwahl am 25. März einen triumphalen Sieg über Wade und gewann 65 Prozent der Stimmen - die Ära Wade war beendet, und N'Dour hatte seinen Teil dazu beigetragen.
Zu Berühmtheit aber war N'Dour nicht mit politischen Parolen gekommen - sondern mit seiner Musik. Mit einer Mischung aus dem westafrikanischen Mbalax-Musikstil und Samba, Hip-Hop, Jazz und Soul hat der Weltmusikstar in den vergangenen drei Jahrzehnten Musik-Fans in aller Welt begeistert und Konzerthallen gefüllt. In einfachen Verhältnissen in Dakar geboren, stieß er schon als Jugendlicher zur damals beliebtesten Band des Landes, der Star Band.
In den 80ern gründete N'Dour die Gruppe The Super Etoile, mit der er Weltruhm erlangte. Im Verlauf seiner Karriere sang der Grammy-Gewinner gemeinsam mit Peter Gabriel, Sting, Paul Simon und Bruce Springsteen, am bekanntesten dürfte aber der Ohrwurm "7 Seconds" sein, den er gemeinsam mit der Sängerin Neneh Cherry aufnahm.
N'Dour studierte auf seine Art
Früh schon engagierte sich N'Dour auch für soziale und politische Projekte. 1985 organisierte er ein Konzert für die Freilassung des vom südafrikanischen Apartheid-Regime inhaftierten Nelson Mandela. Er ist Botschafter des UN-Kinderhilfswerks UNICEF und setzt sich in seiner westafrikanischen Heimat für den Kampf gegen Malaria ein, unter anderem mit einem eigens komponierten Lied, das Wissen über die Krankheit vermitteln soll.
Doch auch seine Präsidentschaftskandidatur kam nicht aus dem Nichts. So hatte er eine politische Bewegung gegründet, die in der Wolof-Sprache "Fekke ma ci bolle" (etwa: Ich mische mich ein) heißt. Und seine Mediengruppe Future Medias hatte in der Vergangenheit immer wieder kritisch über Wade berichtet.
N'Dour hatte schon bei der Ankündigung seiner Kandidatur eingeräumt, nicht dem verbreiteten Ideal eines Politikers zu entsprechen: "Ich habe keine höheren Studien genossen", sagte er. Das sei aber kein Manko: "Ich habe an der Schule der Welt gelernt. Reisen bildet genauso wie Bücher." Als Kulturminister wird er vermutlich weiter um die Welt reisen können - in der gewohnten Rolle als Botschafter der reichen Kultur seines Landes und des gesamten afrikanischen Kontinents.
Quelle: ntv.de, Fran Blandy, AFP