Politik

Kreml verdient am Afghanistan-Krieg NATO dehnt Russland-Vertrag aus

Truppen und Gerät - alles muss auch wieder zurück aus Afghanistan.

Truppen und Gerät - alles muss auch wieder zurück aus Afghanistan.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Erstmals wird die NATO als Militärbündnis einen Vertrag über den Transit von Truppen und Militärmaterial von und nach Afghanistan mit Russland abschließen. Bisher gibt es nur Vereinbarungen mit Einzelländern und auch nur in Richtung Hindukusch. Moskau betont, ausschlaggebend seien allein "kommerzielle Interessen"; einen Kriegseintritt wird es nicht geben.

Auf dem NATO-Russland-Gipfel am 20. November in Lissabon will die NATO erstmals einen Vertrag als gesamtes Bündnis über den Transit von Truppenmaterial durch Russland abschließen. Der Vertrag soll außerdem auch den Rücktransport aus Afghanistan einschließen. Das berichtet die russische Zeitung "Kommersant" unter Berufung auf das Moskauer Außenministerium. Derzeit gebe es nur Vereinbarungen zwischen einzelnen NATO-Staaten und Russland, zudem sei der Transit nur in Richtung Afghanistan möglich.

Bisher nutzen neben den USA auch Deutschland und Frankreich den russischen Luftraum für Militärtransporte. Folgen sollen nun Italien und Spanien. Bei diesen Transitabkommen verfolge Russland ausschließlich "kommerzielle Interessen", sagte der NATO-Botschafter Dmitri Rogosin der Agentur Interfax.

Russische Rechnung

Laut "Kommersant" handelt es sich um eine für Moskau wirtschaftlich vorteilhafte Vereinbarung, da die NATO-Länder kommendes Jahr schon Soldaten abziehen wollen und daher mehr Fracht bewegt werden muss. Wenn der Abzug beginnt, müssen monatlich mehrere tausend Waggons Fracht durch Russland transportiert werden. Der Transport eines Containers der NATO durch Russland koste 1800 Dollar (1300 Euro), berichtete die Zeitung. Russland könnte das Transit-Abkommen demnach mehrere Dutzend Millionen Dollar pro Monat einbringen.

Militäreinsatz tabu

Einen Einsatz eigener Soldaten in Afghanistan hat Russland aber erneut mit Nachdruck ausgeschlossen. "Dieses Thema ist tabu", sagte Rogosin. Außer der Erweiterung des Transitvertrages sei man jedoch bereit, noch mehr Drogenfahnder auszubilden und Kampfhubschrauber für den Krieg zu verkaufen. Bei dem Gipfel in Lissabon könnte "Kommersant" zufolge auch ein Abkommen über den Verkauf von rund 20 russischen Kampfhubschraubern vom Typ Mi-17 an die afghanische Armee unterzeichnet werden.

"In den Krieg werden wir uns aber unter keinen Umständen einmischen", wiederholte Rogosin die bekannte russische Position. Wenn Kremlchef Dmitri Medwedew am 20. November an dem NATO-Gipfel teilnehme, werde es keine Überraschungen geben.

Medwedew kein "Statist"

Russland sei an einer Zusammenarbeit mit der NATO interessiert, betonte Rogosin. Dabei werde Medwedew nicht die Rolle eines "Statisten" in Lissabon einnehmen. Es gehe um konkrete Ergebnisse. Rogosin zufolge soll Kriegsgerät auch künftig nur auf dem Luftweg über Russland transportiert werden - und nicht auf Schienen. Per Bahn würden weiter lediglich Versorgungsgüter für die Truppen in Afghanistan transportiert.

Zurückhaltend äußerte sich Rogosin zur Frage einer gemeinsamen Raketenabwehr der NATO mit Russland. Hier gebe es viele offene Fragen. So gehe auch die Bewertung der internationalen Bedrohungslage zwischen Militärexperten der Allianz und Russland weiter auseinander. Anfang November hatten NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und Medwedew die Prüfung einer möglichen Zusammenarbeit bei einer solchen Raketenabwehr angekündigt.

Quelle: ntv.de, hdr/AFP/dpa

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