Politik

Zivilisten in Libyen getötet NATO erwidert Freudenfeuer

Die türkische Marine holt tausende Verletzte aus der umkämpften Stadt Misrata.

Die türkische Marine holt tausende Verletzte aus der umkämpften Stadt Misrata.

(Foto: dpa)

Die NATO setzt nach dem vorläufigen Ende der US-Beteiligung am Libyen-Einsatz ihre Luftangriffe fort. Die umkämpfte Stadt Misrata ist einer der Schwerpunkte. Auch Rebellen kommen durch NATO-Piloten ums Leben, die auf Freudenschüssen reagieren. Die libysche Führung will derweil über politische Reformen verhandeln, schließt aber einen Rücktritt Gaddafis aus.

Der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi verfügt nach Ansicht der NATO jetzt über 30 Prozent weniger Militärkapazität als vor Beginn der internationalen Luftschläge zum Schutz der Zivilbevölkerung. Dies sagte der Leiter der Operationen im militärischen NATO-Hauptquartier SHAPE, Brigadegeneral Mark van Uhm, in Brüssel.

Mark van Uhm appelliert an die Rebellen, auf Freudenschüsse zu verzichten.

Mark van Uhm appelliert an die Rebellen, auf Freudenschüsse zu verzichten.

(Foto: REUTERS)

Gaddafi missbrauche die Zivilbevölkerung als "Schutzschilde", um schwere Waffen, beispielsweise Panzer und Schützenpanzer, vor Angriffen der internationalen Truppen zu schützen. Van Uhm sagte, dies habe ergänzend zu schlechtem Wetter in den vergangenen Tagen das Vorgehen erschwert. So seien am Montag nur bei 14 von 58 Einsätzen von Kampfflugzeugen die Waffen auch tatsächlich eingesetzt worden. "Wenn unsere Piloten ein Ziel nicht sehen können oder wenn sie sehen, dass Menschen als Schutzschilde benutzt werden, dann kommen sie mit ihren Waffen wieder zurück."

Gaddafi schicke seine Soldaten zunehmend in Personenautos oder Kleinlastwagen mit leichten Waffen in den Osten des Landes, um dort gegen die Rebellen zu kämpfen. Panzer und andere schwere Waffen würden in einer "zweiten Reihe" im Zentrum von Städten versteckt: "Dieses Material wird nicht bewegt", sagte van Uhm.

Freudenschüsse bringen Gegenangriffe

Als "unglücklichen Zwischenfall" bezeichnete van Uhm die Bombardierung einer Rebellen-Stellung in der Nähe der Stadt Brega durch NATO-Flugzeuge. "Die Oppositionellen haben ja bereits eingeräumt, dass es ihr eigener Fehler war, weil sie Freudenschüsse in die Luft abgegeben haben, die dann die Reaktion unserer Piloten ausgelöst hat." Nach Angaben der Opposition kamen vier Zivilisten und neun Rebellen ums Leben. "Sie haben schon die Lektion gelernt, ihre sehr enthusiastischen Leute aus der Frontlinie zurückzuziehen und erfahrenere Leute an die Front zu schicken, die keine Freudenschüsse mehr abgeben werden", sagte van Uhm.

Kämpfe ohne Geländegewinn

Rebellen feuern auf die Stadt Brega.

Rebellen feuern auf die Stadt Brega.

(Foto: REUTERS)

Der libysche Ölhafen Brega ist weiter zwischen Gaddafis Truppen und Aufständischen heftig umkämpft. NATO-Flugzeuge griffen erneut in die Kampfhandlungen ein. Schweres Artilleriefeuer der Gaddafi-treuen Truppen zwang die Rebellen nach einem Geländegewinn wieder zum Rückzug.

Auch die von Gaddafi-Truppen belagerte Enklave um Misrata war Schauplatz blutiger Zusammenstöße. Die oppositionelle Webseite "Al-Wefaq" berichtete, dass in Misrata fünf Menschen getötet und 24 weitere verletzt wurden. Die Lage für die Zivilbevölkerung in der von der Wasser- und Stromversorgung abgeschnittenen Stadt ist weiter dramatisch.

Das Regime in Tripolis bot der Opposition Gespräche über "politische Reformen" an, hält aber an der Herrschaft des Gaddafi-Clans fest. Das libysche Volk müsse selbst entscheiden, ob Machthaber Muammar al-Gaddafi als Führer bleiben solle oder nicht, erklärte der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim in Tripolis.

Die Übergangsregierung der Aufständischen hatte allerdings in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass die Gaddafi-Familie nach Ende des Konfliktes nie wieder eine Rolle im Land spielen sollte. Dies ist auch die Position der westlichen und der meisten arabischen Staaten.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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