Kunz stand an dritter Stelle NS-Verbrecher stirbt vor Prozess
22.11.2010, 12:51 UhrSamuel Kunz arbeitete jahrelang als Handwerker im Bundesbauministerium in Bonn. Doch seine Vergangenheit sieht düster aus: Er soll am Massenmord an Juden im damals besetzten Polen beteiligt gewesen sein. Dafür sollte er jetzt zur Verantwortung gezogen werden, doch Kunz starb kurz vor seinem Prozess in Bonn.

Die Aufnahme aus dem Yad-Vashem-Archiv in Jerusalem entstand 1942 im deutschen Vernichtungslager Belzec.
(Foto: AP)
Ein mutmaßlicher Nazi-Kriegsverbrecher, der an der Ermordung hundertausender Menschen beteiligt gewesen sein soll, ist kurz vor seinem Prozess gestorben. Das Landgericht Bonn hat das Verfahren gegen Samuel Kunz deshalb eingestellt. Es liege eine Sterbeurkunde vor, nach der der 89-Jährige gestorben sei, teilte der Gerichtssprecher mit. Kunz stand an dritter Stelle der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher.
Ihm wurde Mord in zehn Fällen und Beihilfe zum Mord in mindestens 430.000 Fällen vorgeworfen. Von Januar 1942 bis Juli 1943 soll er als Wachmann im Vernichtungslager Belzec im damals besetzten Polen eingesetzt worden sein. Kunz lebte im Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn. Bis zu seinem Ruhestand hatte er als Handwerker im Bundesbauministerium in Bonn gearbeitet.
Prozessauftakt wegen Recherche vertagt
Ins Rollen gekommen waren die Untersuchungen gegen ihn durch den Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk in München. Der Prozess gegen Kunz hatte ursprünglich schon in diesem Herbst in Bonn eröffnet werden sollen. Der Termin verzögerte sich, da das Bonner Gericht zusätzliche Rechercheanfragen an die Zentralstelle zur Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen in Dortmund gestellt hatte.
Der Leiter der Behörde, Staatsanwalt Andreas Brendel, sagte der "Bild"-Zeitung: "Im Hinblick auf die Opfer hätte ich den Prozess gerne geführt. Es wäre eine gute Chance gewesen, die Massaker an der jüdischen Bevölkerung in den Vernichtungslagern, insbesondere in Belzec, aufzuarbeiten."
Quelle: ntv.de, dpa