Psycho-Test des Täters Nach Chirac-Attentat
15.07.2002, 08:39 UhrEinen Tag nach dem Attentatsversuch auf Präsident Jacques Chirac ist der mutmaßliche Täter am Montag psychiatrisch untersucht worden.
In der Öffentlichkeit herrschte Sorge über Sicherheitslücken; Chirac selbst habe die Tat jedoch gelassen aufgenommen, sagte Innenminister Nicolas Sarkozy. Als man Chirac vor einem TV-Interview auf den Vorfall hingewiesen habe, habe er lediglich gesagt: „Oh, wirklich?“ Chirac telefonierte am Montag mit den vier Besuchern, die den Täter am genauen Zielen gehindert hatten und dankte ihnen für „Mut und Unerschrockenheit“.
Der Täter und die Tat
Der 25-jährige Maxime Brunerie war am Sonntag von Passanten überwältigt worden, als er mit einem Kleinkalibergewehr auf den etwa 100 bis 150 Meter entfernten Chirac schoss, der in einem offenen Fahrzeug an der Parade zum Nationalfeiertag teilnahm. Nach Polizeiangaben räumte Brunerie ein, er habe Chirac töten wollen, „um Frankreich zu retten“. Seine zusammenhanglosen Erklärungen hätten aber den Eindruck einer geistigen Störung vermittelt.
Der Rechtsradikale Brunerie war bei den Gemeindewahlen 2001 Kandidat der rechtsextremen Nationalen Republikanischen Bewegung (MNR) des früheren Le-Pen-Sozis Bruno Megret (MNR). Er habe auf der Liste der MNR an siebenter Stelle im 18. Stadtbezirk von Paris kandidiert, schrieb die französische Tageszeitung „Libration“.
Sicherheits-Check
Ein Polizeisprecher sagte im Fernsehsender LCI, mindestens 2.500 Sicherheitsbeamte hätten die Parade aus Anlass der Erstürmung der Bastille geschützt. Hier habe es sicherlich keine Fehler gegeben. Hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht.
Inzwischen hat Innen- und Sicherheitsminister Sarkozy eine Untersuchung einleiten lassen. Überprüft werden sollen die Sicherheitsmaßnahmen bei der Militärparade.
Tröstende Worte
Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin sagte, er sei von dem Attentatsversuch tief betroffen. In einem öffentlichen Amt müsse man jedoch die Furcht besiegen. „Es verlangt Mut“, sagte Raffarin nach einem Treffen mit Premierminister Tony Blair in London. Blair zeigte sich erleichtert, dass Chirac unversehrt sei. “Ich hoffe sehr dass es, wie es aussieht, die Tat eines Einzelnen war“, sagte Blair.
Bundeskanzler Gerhard Schröder schickte dem französischen Präsidenten nach Regierungsangaben ein Telegramm, in dem er sich bestürzt zeigte. „Ich bin über den glimpflichen Ausgang dieses Attentats sehr erleichtert“, schrieb Schröder.
Quelle: ntv.de