Zuwanderung Nachgeborene statt Zugezogene
14.02.2002, 12:12 UhrDie Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer hat sich im Jahr 2000 nur leicht um 86.000 erhöht. Damit hat Deutschlas entspricht einem fast unveränderten Anteil von 8,9 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dies geht aus dem aktuellen Bericht zur Ausländersituation hervor.
Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts am 1. Januar 2000, nach dem in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern unter bestimmten Voraussetzungen einen deutschen Pass erhalten, hat sich die Statistik leicht verbessert. Insgesamt lebten laut den offiziellen Daten Ende 2000 in Deutschland fast 7,3 Millionen Ausländer bei einer Gesamtbevölkerung von 82 Millionen.
Den größten Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung machten mit zwei Millionen oder 27,4 Prozent die Türken aus. Auf rund 660.000 oder 9,1 Prozent kamen jugoslawische Staatsangehörige. 25,7 Prozent aller im Bundesgebiet lebenden Ausländer sind EU-Bürger.
71 Prozent aller Ausländer leben in den vier Flächenländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Dabei leben fast doppelt so viele Einwanderer in den großen Städten als auf dem Land. In den neuen Bundesländern liegen die Ausländeranteile laut Statistik um die zwei Prozent.
Die Bundes-Ausländerbeauftragte Marieluise Beck bezeichnete die Zahl im europäischen Vergleich als hoch, machte aber die lange Zeit restriktive Einbürgerungspraxis dafür verantwortlich. Angesichts jahrzehntelanger Aufenthalte kam sie zu der Einschätzung: "Die meisten Ausländer sind längst Einheimische."
Beck rechnete vor, dass ein Drittel der Ausländer länger als zwanzig Jahre, über die Hälfte länger als zehn Jahre in Deutschland lebt. Allein 1,6 Millionen Kinder seien im Inland als Ausländer geboren. "Unsere 'Zuwanderung' hat lange Zeit im Kreißsaal stattgefunden", monierte Beck.
Beck machte darauf aufmerksam, dass ohne Zuwanderung die Bevölkerung Deutschlands von heute 82 Millionen auf 59 Millionen Einwohner 2050 schrumpfen würde. Pure Begrenzung, wie die Union sie im geplanten Einwanderungsrecht festschreiben will, `wäre ein gesellschaftspolitischer Bärendienst, der die mittel- und langfristigen Entwicklungen ignoriert", sagte die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung.
Quelle: ntv.de