Politik

Afghanistan nach der Angriffsserie Nato hält an Abzugsplänen fest

Nach den Angriffen geht die Aufarbeitung los.

Nach den Angriffen geht die Aufarbeitung los.

(Foto: dpa)

Die Nato und afghanische Sicherheitskräfte beenden eine Serie von Angriffen der Taliban. Nun beginnt der Streit über die Bedeutung der Attacken. Während die Aufständischen von einer großen "Frühjahrsoffensive" sprechen, wollen Bundesregierung und Nato davon nichts wissen. Vielmehr beteuern alle Seiten, dass die Truppen wie geplant aus dem Land abziehen werden.

Nach der Niederschlagung einer Großoffensive der Taliban ist die Frage nach dem Zeitplan für einen Abzug der Nato-Truppen erneut auf die Tagesordnung gerückt. Die Sprecherin des Bündnisses, Oana Lungescu, sagte, die Nato stelle die Pläne nicht in Frage. "Wir stehen offensichtlich noch Herausforderungen bei der Sicherheit gegenüber", sagte sie. "Aber solche Angriffe ändern die Übergabe-Strategie nicht", sagte die Nato-Sprecherin. An dem Zeitplan, der eine vollkommene Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit an die afghanischen Sicherheitskräfte bis Ende 2014 vorsieht, werde festgehalten.

Die Angriffe hätten zwar "Schlagzeilen gemacht", jedoch nicht zu außerdordentlich vielen Opfern geführt, sagte Lungescu. Die Nato-Sprecherin führte dies auch auf die verbesserten Fähigkeiten der afghanischen Sicherheitskräfte zurück, die "weitgehend alleine" die Talibanangriffe zurückgeschlagen hätten.

Westerwelle will am Abzug nicht rütteln

Die Bundesregierung betonte, die Angriffsserie sei keinesfalls die von den Taliban propagierte Frühjahrsoffensive. Das Auswärtige Amt wertet die Vorkommnisse nach den Worten von Guido Westerwelle als "begrenzte terroristische Aktion". Das Verteidigungsministerium in Berlin nannte den Begriff "Frühjahrsoffensive" eine "Propagandahülse". Regierungssprecher Steffen Seibert räumte allerdings ein, dass die Angriffe einen Rückschlag für die Friedensbemühungen in Afghanistan bedeuteten.

Auch Berlin bleibt bei dem geplanten Abzug der Bundeswehr: Die Verringerung der deutschen Truppen am Hindukusch werde planmäßig fortgesetzt, sagte Westerwelle. Die Bundeswehr hat Anfang des Jahres mit dem Abzug aus Afghanistan begonnen. Bis Januar 2013 soll die Zahl der dort eingesetzten Soldaten von einst maximal 5350 auf 4400 sinken.

Karsai: Geheimdienste haben versagt

Westerwelles Sprecher Andreas Peschke lobte die afghanischen Sicherheitskräfte, die die Angriffe "sehr professionell und weitgehend selbstständig" abgewehrt hätten. Afghanische Armee und Polizei sollen die Verantwortung für die Sicherheitsverantwortung in ihrem Land bis Ende 2014 komplett übernehmen. Der internationale Kampfeinsatz soll dann enden.

Indessen erhebt der afghanische Präsident Hamid Karsai Vorwürfe - auch gegen die Nato. In einer Mitteilung Karsais hieß es, Geheimdienstversagen der afghanischen Seite "und besonders der Nato" hätten die Angriffe möglich gemacht. Das müsse untersucht werden. Karsai lobte die afghanischen Sicherheitskräfte. Sie hätten dem Volk das "Vertrauen gegeben, dass sie ihr Territorium erfolgreich verteidigen können".

Isaf hilft bei Niederschlagung mit

Das Innenministerium machte das aus Pakistan heraus operierende Hakkani-Netzwerk für die Angriffe verantwortlich. Innenminister Bismillah Mohammadi sagte in Kabul, ein festgenommener Angreifer habe der Polizei gesagt, er sei aus Pakistan. "Er wurde dort trainiert und ausgerüstet." Er habe außerdem gestanden, dem Hakkani-Netzwerk anzugehören. Das Hakkani-Netzwerk ist eine eigene Gruppe, erkennt aber Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar als obersten Anführer an.

Ein Sprecher der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe Isaf sagte, die ausländischen Truppen hätten die afghanischen Sicherheitskräfte in Kabul in der Nacht aus der Luft unterstützt. Augenzeugen berichteten vom Einsatz von Kampfhubschraubern. Der Isaf-Sprecher sagte, die einheimischen Sicherheitskräfte hätten den Großteil der Gefechte alleine geführt.

Die Taliban hatten am Sonntag in Kabul unter anderem das Parlament, Botschaftsgebäude und Einrichtungen der internationalen Schutztruppe Isaf angegriffen. Bei den 18 Stunden langen Gefechten sind nach Angaben des afghanischen Innenministeriums 47 Menschen getötet worden - 36 Taliban-Kämpfer, 8 Angehörige der Sicherheitskräfte und 3 Zivilisten. Auch die deutsche Botschaft war von den Angriffen betroffen, ebenso wie das Camp Warehouse, in dem auch Bundeswehrsoldaten stationiert sind. Verletzte gab es auf deutscher Seite allerdings nicht.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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