Politik

Zusammenstöße mit Linken Neonazis besetzen Hotel

In der Gemeinde Faßburg bei Celle schlägt ein Streit um ein von Neonazis besetztes Hotel hohe Wellen. Angehörige der Neonazi-Szene verschafften sich am letzten Wochenende unter Hinweis auf einen vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden der NPD, Jürgen Rieger, abgeschlossenen Pachtvertrag Zutritt zu dem Gebäude. Dabei bohrten sie nach einem Bericht der "Celleschen Zeitung" Schlösser auf. Noch am selben Wochenende kam es zu Auseinandersetzungen mit Linken, in deren Folge auch Schüsse fielen. Die Polizei beobachtet die Situation, sieht aber im Moment keine Handhabe für eine Räumung.

Reines Spekulationsobjekt

Der Rechtsanwalt Rieger will mit dem Pachtvertrag offenbar Geld machen, wie das Innenministerium Niedersachsen vermutet. Es sei "naheliegend", dass es Absprachen mit dem Verkäufer des leerstehenden Hauses im Landkreis Celle gibt, so ein Ministeriumssprecher.

Das von Rechtsextremen besetzte ehemalige "Landhaus Gerhus".

Das von Rechtsextremen besetzte ehemalige "Landhaus Gerhus".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit einem ähnlichen Versuch hatte Rieger vor drei Jahren in Delmenhorst Erfolg. Auch dort wollte er ein Hotel kaufen. Die Stadt erwarb das baufällige Gebäude schließlich überteuert für drei Millionen Euro, von denen eine Million durch Spenden der Bürger zusammenkam. Auch in Delmenhorst wurden Vermutungen laut, es sei Rieger in Absprache mit dem Verkäufer lediglich darum gegangen, den Preis zu treiben und sich den Mehrerlös mit dem Verkäufer zu teilen. Dies würde letztlich bedeuten, dass die Steuerzahler indirekt die Neonazi-Szene finanzieren würden.

In Faßberg erhärtete sich der Verdacht, als der alte Besitzer ein Angebot eines von der Kommune gewonnenen Investors über 750.000 Euro ausschlug, weil Rieger 1,3 Millionen Euro zahlen wollte - aus Sicht des Bürgermeisters Hans-Werner Schlitte "völlig überteuert". Die Gemeinde hatte bereits vor dem Zustandekommen des Pachtvertrages einen Zwangsverwalter bestellt, der das Hotel nun räumen lassen möchte. Zuvor muss jedoch die Gültigkeit des Pachtvertrages durch die Justiz geprüft werden.

Gewalteskalation befürchtet

Schlitte äußert Bedenken, dass es nun zu Demonstrationen und Krawallen kommen könnte. Zwar steht die Kommune in enger Verbindung zum Innenministerium, zum Landkreis und zur Polizei. Trotzdem hätten die Bewohner, die in unmittelbarer Nähe des Landgasthofes wohnen, ein "mulmiges Gefühl".

Der Faßberger Bürgermeister Hans-Werner Schlitte plant zunächst keine Aktionen.

Der Faßberger Bürgermeister Hans-Werner Schlitte plant zunächst keine Aktionen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Sorgen sind nicht unbegründet. Bereits am letzten Wochenende kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Wie die Polizei erst am Freitag mitteilte, betraten am vergangenen Sonntag mehrere unbekannte Vermummte das Hotelgrundstück und fotografierten einen 18 Jahre alten Neonazi. "Wir gehen davon aus, dass die Eindringlinge aus der linken Szene stammen", sagte ein Polizeisprecher. Bei der Suche der Rechtsextremen nach den vermeintlichen Angreifern fielen laut Polizei zwei Schüsse aus einer Waffe. Zudem sei der 18-Jährige von hinten geschlagen worden.

Wem die Waffe gehörte, den Rechten oder Linken, teilte die Polizei auch auf Nachfrage nicht mit. Die Beamten leiteten aber ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz sowie wegen gefährlicher Körperverletzung ein. Die Polizei hatte erst Tage später von dem Vorfall erfahren und am Donnerstag den 18-Jährigen vernommen. Als Konsequenz erhöhte sie ihre Präsenz rund um das Grundstück.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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