Ein offiziell noch nicht bestätigter Besuch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad in Rom in der kommenden Woche hat hektische diplomatische Aktivitäten ausgelöst. Der Teheraner Regierungschef habe die iranische Botschaft in Italiens Hauptstadt beauftragt, um eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. und um ein bilaterales Treffen mit der Regierung von Silvio Berlusconi nachzusuchen, berichtete die Zeitung "La Repubblica". Berlusconi wolle allerdings kein Treffen mit Ahmadinedschad, und im Vatikan herrsche Ratlosigkeit angesichts des iranischen Anliegens.

Irans Botschaft beim Heiligen Stuhl hat "weder bestätigt noch dementiert", dass Ahmadinedschad um eine Papst-Audienz gebeten habe. Italienische Zeitungen berichteten unter Berufung auf diplomatische Kreise, es sei unwahrscheinlich, dass der Papst den Iraner empfangen werde. Ein Besuch des Präsidenten in Rom wäre seine erste Reise in ein EU-Land seit seiner Wahl im Jahr 2005. Er hatte mehrfach von der Vernichtung Israels gesprochen und den Holocaust infrage gestellt.

Ahmadinedschad wird nach den unbestätigten Angaben zur Eröffnung eines dreitägigen UN-Gipfels über die Nahrungsmittelkrise und den Klimawandel am kommenden Dienstag erwartet und vor der Konferenz reden. Die Tagung der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), zu der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach Rom kommt, ermöglicht den etwa 35 anreisenden Staats- und Regierungschefs bilaterale Treffen.

"Alle fliehen vor Ahmadinedschad", schreibt "La Repubblica", wobei der Vatikan eine besonders heikle Entscheidung zu treffen habe. Immerhin sei der Iraner Regierungschef eines wichtigen Staates im Mittleren Osten, wenn auch kein führender religiöser Vertreter der Schiiten. Möglich sei, dass der Vatikan ein Treffen mit seinem "Premierminister", Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, anbietet, der auch auf der FAO-Konferenz spricht. Das wäre ein Gespräch auf Augenhöhe, weil der Iraner auch Regierungschef ist.