Politik

Obamas Wende Neue Männer für eine neue Politik

Obama muss ein neues Beraterteam zusammenstellen. Das ist ihm nur recht. So kann er seine Mannschaft auf die große Aufgabe der nächsten Jahre einschwören. Sie sollen die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Sonst wird aus der Wiederwahl 2012 nichts.

William Daley ist Obamas neuer Stabschef.

William Daley ist Obamas neuer Stabschef.

(Foto: REUTERS)

Im Weißen Haus werden zunehmend Zimmer frei. Reihenweise springen dem Präsidenten Top-Berater ab. Kaum aus dem Urlaub zurück, muss Barack Obama sich erst mal mit Personalfragen herumschlagen. Doch jedem Neubeginn liegt ein Zauber inne: Obama nutzt die Chance, sein neues Team auf die neuen Aufgaben in der "zweiten Halbzeit" seines Mandats einzustimmen. Motto des Personalkarussells: Neue Männer braucht das Land.

Bis zur Präsidentenwahl 2012 sind vor allem zwei Tugenden gefragt: Kompromissfähigkeit, um mit den erstarkten Republikanern im Kongress auszukommen. Und ökonomische Fachkenntnisse - um endlich die dahindümpelnde Konjunktur auf Trab zu bringen.

Keine Visionäre, sondern Macher

Alles andere als Zufall dürfte es daher sein, dass Obama sich als neuen Stabschef einen ausgewiesenen Ökonomen geholt hat: William Daley ist ein echtes Schlachtross der Wirtschaftspolitik, ein Mann, der "beide Seiten" gesehen hat. Der 62-Jährige war Handelsminister unter Bill Clinton, sammelte danach aber auch als Topmanager bei der Großbank J.P. Morgan Chase Erfahrung.

Insider sprechen bereits von einer Wende im Weißen Haus: Statt Reform-Prestigeprojekte wie die Gesundheitsreform gegen erbitterten Widerstand der Republikaner durchzudrücken, setzt Obama jetzt auf Schmusekurs. Dazu braucht es neue Männer: Pragmatiker, Wirtschaftsleute. Keine Visionäre, die die Welt verändern wollen, sondern Macher, die Kompromisse aushandeln.

Gene Sperling soll neuer Chef des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus werden.

Gene Sperling soll neuer Chef des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus werden.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die "New York Times" spricht bereits von einer "neuen Phase" der Präsidentschaft. "Es gibt Anzeichen, dass (Obama) anders vorgehen will."

Hintergrund ist auch, dass Obama ein echtes Probleme mit Wall Street und den Banken hat. Kritiker monieren, in der Hochzeit der Finanzkrise habe er mit einem Hauch von Populismus gegen die Banker und ihre fetten Boni gewettert. Freunde habe er sich damit nicht gerade gemacht. Doch wenn sich am Horizont ein neuer Präsidentenwahlkampf abzeichnet, sind Wirtschaft und Finanzwelt nicht außer Acht zu lassen. Sie bringen Wahlkampfspenden, im Zweifelsfall entscheiden sie mit, wenn es um Sieg oder Niederlage geht.

Top-Leute außerhalb der heiligen Hallen

Einen ersten Erfolg kann Obama schon verbuchen. So feierte die US-Handelskammer die Entscheidung für Daley fast schon enthusiastisch, schwärmte von einer "starken" Wahl. Das sind ganz neue Töne, in den vergangen Monaten waren die Handelskammern Obama alles andere als wohlgesonnen. Sie sollen einer der Hauptquellen für Kongresswahl-Spenden an die Republikaner gewesen sein.

Als ausgesprochener Pragmatiker gilt auch Gene Sperling, der designierte neue Chef des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus. Auch Sperling war schon Top-Berater unter Clinton. Beide, Daley und Sperling, gelten als ruhige und erfahrene Männer, die parteipolitische Gräben überwinden, unter widrigen Umständen Lösungen zustande bringen können. Männer für Zeiten also, in denen der Regierung der Wind ins Gesicht bläst.

Regierungssprecher Robert Gibbs scheidet aus dem Amt, um in den Medien als eine Art "inoffizieller Sprecher" zu fungieren.

Regierungssprecher Robert Gibbs scheidet aus dem Amt, um in den Medien als eine Art "inoffizieller Sprecher" zu fungieren.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Auch die andere Seite der neuen Obama-Strategie steht schon ganz im Zeichen des Wahlkampfes. Kern der Strategie: Das Weiße Haus ist zwar das Machtzentrum der westlichen Welt, doch in Zeiten des Wahlkampfes sind manche Top-Leute außerhalb der heiligen Hallen viel nützlicher.

Robert Gibbs, der 39-jährige Regierungssprecher scheidet aus, weil er in der Medienwelt seinen Part im Wahlkampf spielen soll - als Kommentator in den Medien, als eine Art "inoffizieller Sprecher", wie Insider meinen. "Der beste Dienst, den ich dem Präsidenten erweisen kann, ist in den nächsten Jahren von außerhalb dieses Gebäudes zu leisten", sagt Gibbs freimütig.

Auch Obama-Einflüsterer scheidet aus

Selbst auf seinen engsten und wichtigsten Vertrauten im Weißen Haus ist Obama bereit zu verzichten. David Axelrod, der Top-Einflüsterer, soll in Kürze ausscheiden. Doch er übernimmt die wichtigste Aufgabe von allen: Er soll die Kampagne zur Wiederwahl organisieren.

Quelle: ntv.de, Peer Meinert, dpa

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