Politik

Taliban wollen es gewesen sein New York entgeht Anschlag

Am New Yorker Times Square ist offenbar ein Autobombenanschlag gescheitert. Ein Straßenverkäufer rief die Polizei, weil aus einem Geländewagen Rauch aufstieg. Nach Angaben der Polizei befand sich eine Bombe in dem Wagen. Eine pakistanische Taliban-Gruppe bekennt sich zu dem fehlgeleiteten Anschlag, Experten bezweifeln jedoch eine Beteiligung.

Die US-Metropole New York ist offenbar nur knapp einem Terroranschlag entgangen. An dem von zahlreichen Touristen besuchten Times Square habe die Polizei in einem geparkten Auto eine Bombe gefunden, sagte der Bürgermeister New Yorks, Michael Bloomberg. New York habe ein "sehr tödliches Ereignis" gedroht.

Ein Spezialkommando nahm den Wagen unter die Lupe.

Ein Spezialkommando nahm den Wagen unter die Lupe.

(Foto: REUTERS)

Der belebte Theaterbezirk im Herzen Manhattans war zuvor evakuiert worden, weil Rauch aus dem Wagen aufgestiegen war. "Wir haben sehr viel Glück gehabt", sagte der Bürgermeister. Der Sprengsatz wirkte laut Bloomberg "amateurhaft", hätte aber "mit Sicherheit" detonieren können.

Eine pakistanische Talibangruppe bekannte sich nach Informationen von Terrorexperten zu dem fehlgeschlagenen Anschlag. Die Gruppe Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) habe in einem Video erklärt, der Anschlag sei die Vergeltung für den Tod von zwei Islamistenführern Mitte April, teilte die auf Beobachtung terroristischer Aktivitäten spezialisierten amerikanischen Institute SITE und IntelCenter mit. Konkrete Hinweise auf eine Täterschaft pakistanischer Taliban gab es zunächst nicht. Korrespondenten in Pakistan äußerten ebenfalls Zweifel.

Zu kurze Vorbereitungszeit

In der Erklärung des IntelCenter hieß es, es sei sehr unwahrscheinlich, dass der Anschlag wirklich innerhalb so kurzer Zeit nach dem Tod der Islamistenführer vor knapp 14 Tagen geplant und umgesetzt wurde. Solche Anschläge würden von langer Hand, oft Monate voraus geplant. Manchmal würden dann allerdings aktuelle Ereignisse benutzt, um sie zu begründen.

Die New Yorker Polizei sucht nach Angaben von Polizeichef Ray Kelly einen "weißen Mann in seinen 40ern". Kelly sagte, der Mann sei von Videokameras aufgenommen worden. Nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden geht der Anschlagversuch auf das Konto eines Einzeltäters. Derzeit gebe es keine Informationen, die auf etwas anderes als die "Tat eines Einzelnen" hinwiesen, sagte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano dem Fernsehsender ABC. "Ich denke, der Times Square ist jetzt sicher." Ermittler sicherten Fingerabdrücke am Wagen. Es seien viele Spuren auf dem Geländewagen, den darin befindlichen Benzinkanistern und den Propangasbehältern gefunden worden, sagte Napolitano dem Sender CNN. Außerdem gebe es möglicherweise Videoaufnahmen, die ausgewertet werden müssten.

Propangas, Benzin, Feuerwerkskörper

Der Gouverneur des Bundesstaates New York, David Paterson, sprach von einem "Terrorakt". "Zum Glück wurde niemand verletzt", erklärte er. Nun müssten sich die Behörden darauf konzentrieren, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Die New Yorker hätten es der Polizei der Stadt und einem wachsamen T-Shirt-Verkäufer zu verdanken, dass nichts passiert sei, sagte der Gouverneur. Der Straßenhändler, ein Vietnam-Veteran, schlug am Samstag um 18.30 Uhr Ortszeit (Sonntag 00.30 Uhr MESZ) Alarm. Die Polizei alarmierte die Feuerwehr, die wiederum das Bombenentschärfungsteam rief.

Straßenhändler Duane Jackson informierte die Polizei.

Straßenhändler Duane Jackson informierte die Polizei.

(Foto: AP)

New Yorks Polizeichef Raymond Kelly sagte, in dem Nissan-Geländewagen seien drei Propangasbehälter, zwei Benzinkanister, Kabel, handelsübliche Feuerwerkskörper und zwei Uhren gefunden worden. Ziel des Anschlags sei ein "großes Feuer" gewesen. Unklar war zunächst, ob die Uhren als Zeitzünder verwendet wurden. Der dunkelgrüne Wagen hatte falsche Nummernschilder, die kurz zuvor gestohlen wurden. Das Auto wurde zunächst vor Ort untersucht und anschließend zur Spurensicherung zu einer Polizeiwache gebracht.

Die Polizei riegelte das Gebiet für mehrere Stunden weiträumig ab und leitete eine Großfahndung nach dem Fahrer des Wagens ein. Das verdächtige Fahrzeug war den Angaben zufolge an der Kreuzung der 45. Straße und der siebten Avenue geparkt. Auf dem Times Square hatten sich an dem warmen Samstagabend viele Theaterbesucher und Touristen aufgehalten. Der Platz zählt zu den Hauptattraktionen Manhattans. Bereits an Sylvester war der Times Square wegen eines verdächtigen Fahrzeugs vorübergehend geräumt worden, damals handelte es sich allerdings um Fehlalarm.

"Bedeutendes Terrorereignis"

US-Präsident Barack Obama wurde nach Angaben seines Sprechers Robert Gibbs über den versuchten Anschlag informiert. Obama habe die schnelle Reaktion der New Yorker Polizei gelobt und seinen stellvertretenden Sicherheitsbeauftragten John Brennan damit beauftragt, die Ermittlungen zu unterstützen.

1993 war in New York zuletzt ein Autobombenanschlag verübt worden. Damals hatten islamistische Terroristen einen mit Sprengstoff beladenen Lieferwagen in der Parkgarage unter dem World Trade Center in die Luft gesprengt. Sechs Menschen starben und über 1000 wurden verletzt. Am 11. September 2001 war New York Schauplatz der schlimmsten Terroranschläge in der US-Geschichte. Islamistische Terroristen rammten zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers, fast 3000 Menschen starben. Seitdem lösten Anschlagspläne immer wieder Terrorangst in der Metropole aus.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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