Politik

Öko-Weizen aus Herbizid-Halle Nitrofen-Quelle gefunden

Der Nitrofen-Skandal ist aufgeklärt: Das bundesweit verkaufte Öko-Getreide wurde in einem Getreidelager einer Saatgutfirma in Mecklenburg-Vorpommern mit dem verbotenen Pflanzenschutzmittel kontaminiert. In dem Lager in Malchin waren zu DDR-Zeiten Unkrautvernichtungsmittel gelagert worden.

In der belasteten Halle wurde der Öko-Weizen zwischengelagert, wie Bundesverbraucherministerin Renate Künast und ihr Schweriner Kollege Till Backhaus am Samstag mitteilten. Die Halle wurde von der Norddeutschen Saat- und Pflanzgut AG Neubrandenburg (NSP) angemietet, die den aus Stegelitz in Brandenburg stammenden Weizen zwischenlagerte und an den niedersächsischen Futtermittelproduzenten GS agri lieferte. Der NSP-Betrieb und alle Niederlassungen in anderen Bundesländern wurden gesperrt. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln.

Bei einer Nachprüfung in Malchin ergab eine Fegeprobe 2.000 Milligramm Nitrofen pro Kilogramm Staub. Backhaus bestätigte einen Bericht des "Spiegels ", wonach bei einer Probe von GS agri neben Nitrofen drei weitere verbotene Pflanzenschutzmittel entdeckt wurden. Die Staubprobe aus Malchin und die verwendeten Futtermittel würden zurzeit auf Rückstände von DDT, Lindan und anderen verbotenen Mitteln untersucht. Künast erklärte, sicherheitshalber würden nun alle Getreidelager mit ähnlicher Vorgeschichte überprüft. Es gebe jedoch keinerlei Hinweis auf vergleichbare Zusammenhänge.

Schröder: Agrarwende "wichtiger denn je"

Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte beim SPD-Parteitag in Berlin, der Skandal zeige, dass die Agrarwende wichtiger denn je sei und nicht "an den überkommenen Strukturen des Bauernverbandes" zerbrechen dürfe. Künast warf dem Deutschen Raiffeisenverband vor, die Öffentlichkeit nicht informiert zu haben. Dem Raiffeisenverband gehören bis auf ein Unternehmen alle Akteure des Skandals an.

Der Verband wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die bei ihm zusammengeschlossenen selbstständigen Unternehmen seien in eigener Verantwortung tätig. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (Abl) kündigte eine Klage gegen NSP und GS agri an. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte, auch Hersteller von Pflanzengiften zur Verantwortung zu ziehen.

Künasts Ministerium dementierte Medienberichte, wonach Mitarbeiter des Hauses schon Ende März von Nitrofen erfuhren. Zwar habe es ein entsprechendes Gespräch im Haus gegeben, aber die Teilnehmer, je ein Vertreter eines Agrarbetriebs und der Bundesanstalt für Fleischforschung, hätten bestätigt, dass kein Ministeriumsmitarbeiter dabei gewesen sei, sagte ein Sprecher der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Ein Sprecher des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums bestätigte der Zeitung, dass bereits am 10. April ein Brief vorlag, der über das Nitrofen-Problem informierte. In Niedersachsen informierte der Zeitung zufolge eine Kontrollstelle am 2. Mai die Bezirksregierung Lüneburg.

Der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums betonte, das Verfahren gegen GS agri laufe weiter. Man habe dem Unternehmen nie zur Last gelegt, Quelle der Verunreinigung gewesen zu sein, es habe aber belastetes Futter in Verkehr gebracht und damit gegen seine Sorgfalts- und Meldepflichtenverstoßen.

Quelle: ntv.de

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