Alternative Auszeichnung Nobelpreis für Kölner Ärztin
01.10.2008, 10:45 UhrDie Kölner Ärztin Monika Hauser erhält nach 15 Jahren Hilfseinsatz für vergewaltigte Frauen in Kriegsgebieten vom Balkan bis Afghanistan den Alternativen Nobelpreis. Wie die Stockholmer Stiftung Right Livelihood mitteilte, wird die 49-jährige Gynäkologin und Gründerin der Hilfsorganisation "medica mondiale" mit einem von vier Preisen für 2008 ausgezeichnet.
Die Jury begründete die Vergabe mit Hausers "unermüdlichem Einsatz für Frauen, die in Krisenregionen schrecklichste sexualisierte Gewalt erfahren haben", und mit "ihrem Kampf dafür, diesen Frauen gesellschaftliche Anerkennung und Entschädigung zu verschaffen".
Mit dem Alternativen Nobelpreis werden seit 1980 Leistungen bei der Durchsetzung der Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit, beim Umweltschutz und friedlicher Konfliktlösung gewürdigt. Vor der Kölnerin mit italienischem Pass wurden vier Preisträger aus Deutschland ausgezeichnet, darunter 1982 die zehn Jahre später gestorbene Grünen-Politikerin Petra Kelly.
"Einfach überwältigend"
Hauser hatte 1993 in Bosnien Hilfsaktionen für vergewaltigte Frauen im Balkan-Krieg in Gang gesetzt und diese Arbeit später mit ihrer Organisation "medica mondiale" auf Länder wie Afghanistan und den Kongo ausgedehnt. Die in der Schweiz geborene Tochter italienischer Eltern sagte in Köln zum Preis aus Schweden: "Ich dachte: Den haben doch bisher Leute gekriegt, die wirklich was in der Welt verändert haben."
Die Vorstellung, dass auch sie jetzt zu diesem Kreis gehören solle, sei "einfach überwältigend". Zu Auswirkungen auf die Zukunft meinte sie: "Wir werden es bei der Arbeit mit traumatisierten Frauen und der Erreichung unserer politischen Ziele jetzt etwas einfacher haben, weil man uns zuhören wird."
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) dankte Hauser und ihrer Organisation "von ganzem Herzen für ihre außergewöhnliche Arbeit zugunsten von traumatisierten Frauen und Mädchen in Krisengebieten". "Durch Frau Hausers Engagement kann vielen Frauen und Mädchen geholfen werden, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten", erklärte die Ministerin in Berlin.
Weitere Preise an Somalia, USA, Indien
Die Dotierung in Höhe von umgerechnet 50.000 Euro will die Preisträgerin je zur Hälfte an das erste von ihr in Gang gesetzte Hilfsprojekt für vergewaltigte Frauen in der bosnischen Stadt Zenica und an ein neues im östlichen Kongo weiterleiten.
Ein weiterer der mit insgesamt zwei Millionen Kronen (205.000 Euro) dotierten Alternativen Nobelpreise geht an die 1962 geborene somalische Frauenrechtlerin Asha Hagi, weil sie nach Meinung der Jury "trotz großen Risikos für sich selbst die Mitwirkung von Frauen im Friedensprozess ihres vom Krieg zerrissenen Landes organisiert und anführt".
Die US-Journalistin Amy Goodman (51) wird für ihre tägliche Nachrichtensendung "Democracy Now!" ausgezeichnet. In der Begründung hieß es, die Sendung sei ein Beispiel "für die Entwicklung eines innovativen Modells wahrhaft unabhängigen politischen Journalismus, der zu Millionen Menschen jene alternativen Stimmen bringt, die von den Mainstream-Medien so häufig ausgegrenzt werden".
Die vierte Auszeichnung erhält das indische Ehepaar Krishnammal (82) und Sankaralingam Jagannathan (96) und ihre Organisation LAFTI. Die Jury erklärte, beide würden ausgezeichnet "für ihre lebenslange Arbeit für die Verwirklichung der Vision Mahatma Gandhis von sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger menschlicher Entwicklung". Die Preise werden am 8. Dezember in Stockholm überreicht.
Quelle: ntv.de