Politik

UNICEF-Krisensitzung Noch keine Namen

Das Kinderhilfswerk UNICEF Deutschland will nach den monatelangen Personalquerelen bei einer Mitgliederversammlung am 10. April einen neuen Vorsitzenden wählen. Das teilte die Organisation nach einer fast siebenstündigen Sitzung des gegenwärtigen Vorstands in Köln mit. Dabei sei "eine gewisse Rangfolge von Kandidaten" erstellt worden, sagte der derzeitige Vorsitzende Reinhard Schlagintweit. "Es ist aber zu früh, um Namen zu nennen." Der zurückgetretene Geschäftsführer Dietrich Garlichs gab wie erwartet alle UNICEF-Aufgaben mit sofortiger Wirkung ab.

Garlichs hatte die Verantwortung für die seit Monaten schwelende Vertrauenskrise nach Verschwendungsvorwürfen gegen UNICEF übernommen und war am Freitag zurückgetreten. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der Untreue. Wegen fehlender Transparenz hatte zuvor die Vorstandsvorsitzende Heide Simonis ihr Amt niedergelegt.

Die Stelle des Geschäftsführers soll nun umgehend ausgeschrieben werden, sagte Schlagintweit. Um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, will UNICEF auf Empfehlung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG einen Verhaltenskodex erarbeiten. Außerdem sollen ein Wirtschaftsausschuss eingerichtet und verbindliche Richtlinien für Einkauf, Buchhaltung und Controlling entwickelt werden.

"Wir befinden uns in einer echten Vertrauenskrise und dürfen nun keine Fehler mehr machen", sagte Schlagintweit, der nach dem Rücktritt von Heide Simonis vorübergehend als Vorsitzender eingesprungen war. "Wir haben auf die Empfindlichkeiten der kleinen Spender nicht genug Rücksicht genommen, da sind Gefühle verletzt worden." In Zukunft solle das Gespräch mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern intensiviert werden.

Zu Beginn der fast siebenstündigen Sitzung am Mittwoch legten auch die Vorstandsmitglieder Alexandra-Friederike Prinzessin zu Schoenaich-Carolath und Hans Jürgen Prinz ihre Ämter nieder. Beide seien mehr als 30 Jahre lang im Vorstand tätig gewesen, sagte Schlagintweit zur Begründung.

Laut "Frankfurter Rundschau" hat eine 500.000-Euro-Spende des Lidl-Konzerns an UNICEF für Tsunami-Opfer im Jahr 2005 ihren Zweck bis heute nicht vollständig erfüllt. Die Großspende sei definitiv nicht auf das Konto des Vereins UNICEF verbucht und für Tsunami-Projekte ausgegeben worden, sondern sei komplett in die UNICEF-Stiftung geflossen und an den Finanzmärkten angelegt worden.

Unterdessen wirkt sich die Krise bei UNICEF einer Forsa-Umfrage zufolge negativ auf die Spendenbereitschaft der Deutschen aus. Demnach will mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) künftig weniger für wohltätige Zwecke ausgeben. 44 Prozent wollen ebenso viel spenden wie bisher, 27 Prozent gaben an, sie würden ohnehin nicht spenden.

Quelle: ntv.de

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