Präzisionswaffe gegen US-Träger? Nordkorea feiert "intelligente" Rakete
07.02.2015, 07:08 Uhr
Machtdemonstrationen in den Gewässern rund um die koreanische Halbinsel: Blick in die Operationszentrale des Flugzeugträgers "USS George Washington" (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Damit haben die USA nicht gerechnet: Das wirtschaftlich verarmte Nordkorea entwickelt eine Anti-Schiffs-Rakete, die hochgerüstete US-Flugzeugträger verwundbar machen soll. Experten zweifeln, Kapitäne gehen sicherheitshalber auf Abstand.
Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge eine hochpräzise Rakete für Angriffe auf Schiffe getestet. Der Test des Geschosses sei unter den Augen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un erfolgt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.
Die "intelligente" Rakete habe ihr Ziel präzise gesucht und getroffen, hieß es. "In Kürze" solle die gesamte nordkoreanische Marine mit der neuen Anti-Schiffs-Rakete ausgerüstet werden. Kim habe zudem die Entwicklung weiterer taktischer Hochpräzisionswaffen gefordert - eine Anregung, die seine Untergebenen kaum ignorieren können. Allerdings dürfte die geplante Umrüstung der gesamten nordkoreanischen Marine "in Kürze" selbst für die ehrgeizigsten Marinebefehlshaber Nordkoreas ein Ding der Unmöglichkeit sein. Die Waffenarsenale der nordkoreanischen Streitkräfte gelten im Großen und Ganzen als veraltet.
Ehrgeizige Rüstungsprogramme
Westliche Experten gehen davon aus, dass die Fähigkeiten der nordkoreanischen Waffenbauer für Neuentwicklungen zudem stark beschränkt sind - sowohl in technologischer Hinsicht, als auch bei den erforderlichen Ressourcen. An ihre Grenzen stoßen die Militärs des international weitgehend isolierten Regimes nicht nur bei der Beschaffung von Rohstoffen und Rüstungsgütern aus dem Ausland, sondern auch bei der Finanzierung teurer Rüstungsgroßprojekte. Die Wirtschaft des Landes liegt nach Jahrzehnten staatlicher Lenkung am Boden - trotz einer zuletzt vorsichtigen Lockerung nach chinesischem Vorbild.
Bei der Verteilung der Staatsausgaben genießt das Militär dennoch eine bevorzugte Stellung im Staatsapparat. Kritiker des Regimes nehmen an, dass die enormen Rüstungsausgaben des Landes erheblich zu Lasten der Zivilbevölkerung gehen. Nordkorea treibt seit einiger Zeit die Entwicklung ballistischer Raketen voran. Pjöngjang hat bislang drei Atomtests vorgenommen, den bislang letzten vor knapp zwei Jahren im Februar 2013.
Druckmittel Atomtest
Als Reaktion auf eine UN-Resolution, die schwere Menschenrechtsverletzungen in dem autoritär-kommunistischen Staat verurteilt, hatte die Regierung in Pjöngjang kürzlich mit einem vierten Test gedroht. Nach Ansicht der südkoreanischen Regierung verfügt Nordkorea inzwischen über die Technologie, um zumindest einen kleinen Atomsprengkopf zur Bestückung einer Rakete zu bauen.
Lenkraketen zur Abwehr von Schiffen spielen im strategischen Denken der Nordkoreaner jedoch eine ganz besondere Rolle: Sollte das Land tatsächlich über solche Waffen verfügen, könnte es damit theoretisch alle Fracht- und Marineschiffe vor der eigenen Küste bedrohen. Konkret richtet sich die Ankündigung offenkundig gegen die Präsenz US-amerikanischer Flugzeugträger. Selbstständig angreifende Marschflugkörper stellen für die milliardenteuren Großkampfschiffe eine der gefährlichsten Bedrohungen dar.
Auch wenn die Berichte aus Pjöngjang zumindest im Hinblick auf das Ausmaß der geplanten Umrüstung vor allem der üblichen Propaganda zuzurechnen sein dürften, können die Flottenplaner die angeblichen Fähigkeiten der nordkoreanischen Marine nicht ignorieren.
Quelle: ntv.de, mit AFP