Politik

Grenzkonflikt mit dem Süden Nordkorea kippt Nichtangriffspakt

Der kommunistische Norden Koreas treibt den schwelenden Konfikt mit dem südlichen Nachbarn auf die Spitze und bricht alle bilateralen Beziehungen zum Klassenfeind ab. Die Regierung in Pjöngjang kündigt den Nichtangriffspakt, die nordkoreanische Armee ist in Kampfbereitschaft.

Beobachten und drohen ja, reden nein: Nordkoreanischer Soldat an der Grenze zum Süden.

Beobachten und drohen ja, reden nein: Nordkoreanischer Soldat an der Grenze zum Süden.

(Foto: dpa)

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel wegen der Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes haben einen neuen Höhepunkt erreicht: Das kommunistische Nordkorea erklärte alle Beziehungen zu Südkorea für abgebrochen. Sämtliche Kommunikationsverbindungen würden gekappt und südkoreanisches Personal im gemeinsamen Industriepark in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong des Landes verwiesen, teilte das "Komitee für die Friedliche Wiedervereinigung Koreas" in Pjöngjang mit. Begründung der Maßnahmen: Die Schuldzuweisungen Südkoreas im Zusammenhang mit dem Schiffsuntergang kämen einer Kriegserklärung gleich.

Zuvor hatte Nordkoreas Militär schon seine kriegerischen Drohgebärden Richtung Südkorea fortgesetzt. Eine Gruppe von nordkoreanischen Überläufern in Südkorea berichtete, Nordkorea habe seine Truppen in Kampfbereitschaft versetzt. Mit der Erklärung des Komitees - einer Organisation der herrschenden Arbeiterpartei - reagierte Nordkorea unmittelbar auf die Strafmaßnahmen, die Südkorea am Vortag gegen Pjöngjang als Vergeltung für den Torpedo-Angriff auf die Korvette "Cheonan" beschlossen hatte. Südkorea macht den Norden für den Schiffsuntergang verantwortlich, bei dem Ende März vor der Westküste Südkoreas 46 Matrosen getötet wurden. Dabei stützt sich Südkorea auf Untersuchungen eines internationalen Expertenteams. Nordkorea bestreitet, das Schiff versenkt zu haben.

Nichangriffspakt wird annulliert

(Foto: DAPD)

Das Komitee "erklärt formal, dass von nun an die resoluten Maßnahmen wirksam werden, die innerkoreanischen Beziehungen komplett einzufrieren, den Nichtangriffspakt zwischen Nord- und Südkorea zu annullieren und die Zusammenarbeit einzustellen", hieß es in den nordkoreanischen Staatsmedien. Auch dürfen südkoreanische Flugzeuge und Schiffe nicht mehr Nordkoreas Luftraum beziehungsweise Gewässer benutzen. Alle Probleme, die sich bezüglich der innerkoreanischen Beziehungen ergäben, würden unter dem "Gesetz für Kriegszeiten" behandelt, hieß es weiter. Was mit dem Industriekomplex in Kaesong passieren soll, ist unklar. In dem Komplex arbeiten rund 42.000 Nordkoreaner für mehr als 100 Unternehmen aus Südkorea.

Die in Seoul ansässige Gruppe "Solidarität Nordkoreanischer Intellektueller" berichtete, dass der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il den Befehl zur Kampfbereitschaft der Truppen bereits in der vergangenen Woche gegeben habe. Damit habe Pjöngjang auf den Untersuchungsbericht in Südkorea zum Schiffsuntergang reagiert. Eine Bestätigung für die Angaben gab es von der Regierung in Seoul jedoch nicht.

Vorbereitung zum Gegenschlag

Südkorea führt bereits Gefechtsübungen nahe der neutralen Zone durch.

Südkorea führt bereits Gefechtsübungen nahe der neutralen Zone durch.

(Foto: AP)

Nordkoreas Militär beschuldigte die Marine des Nachbarlands, mit Schiffen die strittige Grenze im Gelben Meer verletzt zu haben. Ein Militärsprecher warnte zugleich laut den Staatsmedien, dass Nordkorea "praktische militärische Gegenmaßnahmen" zur Verteidigung seiner Grenze ergreifen wolle. Zuvor hatte das US-Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass die USA und Südkorea als Reaktion auf den Torpedoangriff zwei gemeinsame Seemanöver zur U-Boot-Abwehr planen. Die südkoreanischen Seestreitkräfte wollen schon vorher eigene Übungen vor der Westküste durchführen.

Südkoreas Präsident Lee Myung Bak hatte am Montag einen Handelsstopp und ein Durchfahrtverbot für nordkoreanische Schiffe in südkoreanischen Gewässern verkündet. Auch soll der Fall "Cheonan" vor den UN-Sicherheitsrat gebracht werden. Nordkorea hatte für den Fall von Strafmaßnahmen mit "harten Maßnahmen, bis zum Krieg" gedroht.

USA greifen ein

Von China nach Seoul: US-Außenministerin Hillary Clinton arbeitet an einer Lösung des Konfliktes.

Von China nach Seoul: US-Außenministerin Hillary Clinton arbeitet an einer Lösung des Konfliktes.

(Foto: AP)

US-Präsident Präsident Barack Obama stellte sich demonstrativ hinter Südkoreas Vorgehen. So will seine Außenministerin Hillary Clinton mit China gemeinsam an einer internationalen Antwort auf den Untergang der "Cheonan" arbeiten. Zum Abschluss zweitägiger Gespräche mit der chinesischen Führung sagte Clinton: "Die Chinesen verstehen die Ernsthaftigkeit der Situation." Clinton wird am Mittwoch in Seoul sein.

Wegen der Schwere der Krise hat Südkoreas Militär die Ausstrahlung von Propagandasendungen nach Nordkorea wieder aufgenommen. Nach sechsjähriger Unterbrechung wird ein Radioprogramm mit Nachrichten und Musik unter dem Titel "Stimme der Freiheit" nach Nordkorea ausgestrahlt. Die Regierung in Seoul überprüft zudem, ob die Bezeichnung Nordkoreas als "Hauptfeind" des Landes wieder eingeführt werden soll.

Quelle: ntv.de, dpa

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