IAEA-Inspektoren sollen raus Nordkorea macht ernst
14.04.2009, 20:49 UhrNordkorea hat die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aufgekündigt. Wie die IAEA in Wien mitteilte, sollen ihre Inspektoren das stalinistisch regierte Land "schnellstmöglich" verlassen. Die US-Regierung warnte die Führung in Pjöngjang, sie solle nicht aus den Sechs-Nationen-Gesprächen zur Beendigung ihres Atomprogramms aussteigen, dies sei ein "Schritt in die falsche Richtung".
Atomare Abschreckung ausbauen
Die nordkoreanische Regierung habe die IAEA-Inspektoren in der Atomanlage Yongbyon darüber informiert, das sie die Zusammenarbeit "mit sofortiger Wirkung" aufkündige, sagte IAEA-Sprecher Marc Vidricaire. Die Inspektoren sollen künftig keinen Zutritt mehr zu der Anlage erhalten. Die Führung in Pjöngjang habe die IAEA darüber informiert, dass sie alle ihre Atomanlagen wieder betreiben und "verbrauchte Brennelemente wiederaufbereiten" wolle. Zudem will das Land seine atomare Abschreckung ausbauen
Pjöngjang hatte zuvor bereits angekündigt, den Verhandlungstisch der Sechser-Gruppe dauerhaft zu verlassen und sich nicht mehr an die Vereinbarungen gebunden zu fühlen. Damit will die nordkoreanische Regierung nach eigenen Angaben gegen das Vorgehen des UN-Sicherheitsrats protestieren, der am Montag den Raketenstart Pjöngjangs Anfang des Monats verurteilt hatte. Pjöngjang bezeichnete die Verurteilung als "nicht hinnehmbare Beleidigung" der Nordkoreaner.
Schritt in die falsche Richtung
Die US-Regierung warnte unterdessen Nordkorea vor dem Ausstieg aus den Sechs-Nationen-Gesprächen mit China, Russland, Japan, Südkorea und den USA und forderte die Einstellung "provokativer Drohungen". Nordkorea isoliere sich mit seiner Politik immer weiter, betonte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs in Washington. Der Ausstieg aus den internationalen Gesprächen über das Atomwaffenprogramm sei ein "ernster Schritt" in die falsche Richtung, so Gibbs.
Japan und Russland forderten Nordkorea auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, er gehe davon aus, dass die Gespräche "in sehr naher Zukunft" wieder aufgenommen würden. Die Verhandlungen liegen seit Dezember auf Eis. China, der engste Verbündete des weitgehend abgeschotteten Nordkoreas, rief alle Staaten auf, Ruhe zu bewahren.
2007 hatten Nordkorea, Südkorea, China, Japan, Russland und die USA vereinbart, dass das nordkoreanische Atomprogramm stufenweise beendet wird. Als Gegenleistung sollte Pjöngjang unter anderem Heizöllieferungen erhalten. Die US-Regierung strich Nordkorea von ihrer Liste der "Schurkenstaaten". Die Umsetzung der Vereinbarung geriet jedoch immer wieder ins Stocken.
Zwangsmaßnahmen angekündigt
Der UN-Sicherheitsrat hatte den Raketenstart Anfang April am Montag nach zähem Ringen verurteilt und der Regierung in Pjöngjang Zwangsmaßnahmen angekündigt. Mit der einstimmig angenommenen, aber nicht-bindenden Erklärung "verlangen" die 15 Mitglieder des Sicherheitsrates, dass Nordkorea keine weiteren Raketenstarts vornimmt. Wegen Bedenken Chinas und Russlands kam keine neue UN-Resolution zustande.
Pjöngjang hatte geltend gemacht, die Rakete habe dazu gedient, einen Kommunikationssatelliten ins All zu bringen. Die USA, Japan und Südkorea werfen Nordkorea, eine Langstreckenrakete mit einer Reichweite bis zur Westküste der Vereinigten Staaten getestet zu haben.
Südkorea begrüßte die Verurteilung des Raketenstarts. Die Botschaft an Nordkorea sei "streng und einheitlich", teilte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul mit. Nordkorea müsse demnach auf "Provokationen" verzichten, die den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und in Nordostasien gefährdeten.
Quelle: ntv.de, mit AFP