Politik

Hardliner Kim als Generalstabschef abgelöst Nordkorea tauscht Militärführung aus

Ri, zweiter von links, bei einem Staatsbesuch in China - damals noch als Drei-Sterne-General.

Ri, zweiter von links, bei einem Staatsbesuch in China - damals noch als Drei-Sterne-General.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit dem Kräftemessen um die Herrschaft verhält es sich in Nordkorea ein bisschen wie mit einem Haifischbecken: Viel ist oben nicht zu sehen, aber unter der Oberfläche geht es mächtig rund. Im neuesten Schlagabtausch behält Machthaber Kim Jong Un die Oberhand über das Militär.

Nordkoreanische Staatsmedien haben letzte Zweifel am kolportierten Personalwechsel an der Spitze des nationalen Militärs ausgeräumt: Nach neuesten Berichten wurde der 75 Jahre alte Generalstabschef Kim Kyok Sik durch den mutmaßlich einige Jahre jüngeren General Ri Yong Gil ersetzt. Beobachter werteten dies als gezielten Schachzug von Machthaber Kim Jong Un, um seine Kontrolle über die Armee zu stärken.

Schon im August war über die Personalrochade spekuliert worden, nachdem der frühere Drei-Sterne-General Ri Ende des Monats bei öffentlichen Auftritten mit vier Sternen dekoriert aufgetreten war. Außerdem wurde er in einem Bericht über prominente Zuschauer eines Fußballspiels noch vor dem Verteidigungsminister erwähnt, während der seinerzeit erst seit drei Monaten amtierende Hardliner Kim gar nicht vorkam. Nun firmierte Ri erstmals in einem staatlichen Medienbericht auch offiziell unter seinem neuen Titel als Generalstabschef der Koreanischen Volksarmee.

Staatsführer Kim Jong Un hat nach der Machtübernahme von seinem Vater im Dezember 2011 zahlreiche Personalwechsel an der Militärspitze vorgenommen. Offenbar geschah dies im Bestreben, seine eigene Führungsrolle zu sichern.

"Schreckliche Katastrophe" für "imperialistische Streitkräfte"

Erst vor wenigen Tagen hatte Nordkorea vor einem Militärmanöver Südkoreas, Japans und der USA seine Truppen in Alarmbereitschaft versetzt und erneut scharfe Drohungen ausgesprochen. Nordkorea wirft den USA, Japan und Südkorea vor, mit Manövern in der Region eine Invasion des Landes vorzubereiten.

Die Führung in Pjöngjang warnte Washington, je mehr US-Soldaten sich dem Norden näherten, desto wahrscheinlicher sei es, dass sie "unvorhersehbare Unglücke provozieren". Die Vereinigten Staaten würden für eine "schreckliche Katastrophe" verantwortlich gemacht werden, die dann ihren "imperialistischen Streitkräften der Aggression" widerfahren werde, hieß es in der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA.

Vergangene Woche hatten die USA und Südkorea ein neues Verteidigungsabkommen unterzeichnet, das als Antwort auf einen nordkoreanischen Atomtest im Februar verstanden wurde. Der neue strategische Pakt erweitere Südkoreas nukleare Abschreckung, sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel. Nach seinen Angaben schließt er aber auch die Bedrohung Südkoreas durch nordkoreanische Chemiewaffen ein. Hagel bekräftigte die Rolle der USA als Schutzmacht. Die Vereinigten Staaten sind mit 28.500 Soldaten in Südkorea vertreten.

Der dritte nordkoreanische Atomversuch hatte für monatelange militärische Spannungen in der Region gesorgt. Inzwischen hat sich die Lage wieder entspannt, doch das Misstrauen Washingtons und Seouls ist geblieben, zumal eine Analyse von Satellitenaufnahmen darauf hinweist, dass Nordkorea seine Produktion von waffenfähigem spaltbaren Material weiter erhöht hat. Nach Angaben südkoreanischer Verteidigungsexperten könnte Nordkorea außerdem bis zu 5000 Tonnen Chemiewaffen horten - das entspricht dem Fünffachen des syrischen Arsenals.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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