Politik

USA: Kein Satellit im Orbit Nordkorea zündet Rakete

Ungeachtet internationaler Kritik hat Nordkorea nach eigenen Angaben "erfolgreich" einen Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht. Die staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur KCNA bestätigte damit, dass der zuvor angekündigte Raketenstart von der Ostküste des Landes und über Japan hinweg erfolgte.

Nach Darstellung Südkoreas und der USA hat Nordkorea dagegen keinen Satelliten ins All geschossen. Die erste, zweite und dritte Trägerstufe der Rakete seien nach bisherigen Erkenntnissen ins Meer gefallen, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo den südkoreanischen Verteidigungsminister Lee Sang Hee. Es sei nichts in der Erdumlaufbahn angekommen.

Melodien revolutionärer Lieder

Auch das Northern Command der US-Streitkräfte erklärte, dass kein Teil der Rakete den Weltraum erreicht habe. Die erste Trägerstufe sei ins Japanische Meer gestürzt, die anderen Teile inklusive der Ladung in den Pazifik. Es seien keine Trümmer auf Japan niedergegangen. Die Rakete habe keine Bedrohung für den US-Bundesstaat Hawaii oder Nordamerika dargestellt, deshalb sei auch nichts unternommen worden.

Nordkorea hatte zuvor mitgeteilt, Wissenschaftler und Techniker des Landes hätten damit Erfolg gehabt, den Fernmeldesatelliten Kwangmyongsong-2 ("Helles Licht") mit einer mehrstufigen Trägerrakete vom Typ Unha-2 in den Orbit zu schicken, hieß es. "Der Satellit funktioniert normal auf seiner Umlaufbahn" und sende derzeit neben Messdaten Melodien revolutionärer Lieder über Ex-Staatschef Kim Il Sung und seinen Sohn und jetzigen Machthaber Kim Jong Il zur Erde. Die Rakete sei um 11.20 Uhr (4.20 MESZ) gestartet worden. Der Satellit sei 9 Minuten und 2 Sekunden später in den Orbit eingetreten.

Der Raketenstart ist von den USA, Südkorea und Japan scharf verurteilt worden. US-Präsident Barack Obama nannte den Start "provokativ". Bei seiner Rede aus Anlass des USA-EU-Gipfels vor der Prager Burg forderte er eine "harte internationale Antwort". Nordkorea müsse wissen, dass der Weg über Sicherheit und Respekt nicht über Drohungen und illegale Waffen führe. Russland und China mahnten dagegen alle Parteien zur Zurückhaltung.

Nur ein Vorwand?

Während Nordkorea darauf beharrt, es handle sich um den Start eines Kommunikationssatelliten, fürchten die USA, Japan und Südkorea, dies sei nur ein Vorwand und es gehe eigentlich um den Test einer Langstreckenrakete. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA hatte gemeldet, der Kommunikationssatellit solle mit Hilfe der Trägerrakete Unha-2 gestartet werden. Die Unha-2 ist im Westen als Taepodong-2 bekannt, es handelt sich um eine Langstreckenrakete mit theoretischer Reichweite bis zur US-Westküste. 2006 hatte Pjöngjang bereits eine Taepodong-2 getestet, allerdings erfolglos.

Wie der Krisenstab des japanischen Ministerpräsidenten mitteilte, flog die nordkoreanische Rakete "anscheinend" über den Nordteil von Japans Hauptinsel Honshu hinweg, und zwar gegen 11.37 Uhr Ortszeit. Die erste Raketenstufe sei "anscheinend" ins Japanische Meer gestürzt, die zweite dann in den Pazifik. Das japanische Militär habe von 11.48 Uhr an den Flug der Rakete nicht mehr weiter verfolgt. Zu diesem Zeitpunkt habe sie sich 2100 Kilometer östlich des Landes befunden.

Sicherheitsrat angerufen

US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Raketenstart als "provokativ" und als Verletzung von UN-Bestimmungen. Außenamtssprecher Fred Lash kündigte "angemessene Schritte" an, um "Nordkorea wissen zu lassen, dass es die Sicherheit anderer Staaten nicht ungestraft bedrohen kann". Der japanische UN-Botschafter forderte eine Sitzung des Sicherheitsrates. Diese sollte noch am Sonntag stattfinden.

Diplomaten machten jedoch deutlich, dass keines der Länder im Sicherheitsrat ernsthaft daran interessiert sei, neue Sanktionen zu beschließen. Nordkorea hatte damit gedroht, im Falle von Strafmaßnahmen seine Fabrik zur Herstellung von waffenfähigem Plutonium wieder in Betrieb zu nehmen und die Sechs-Parteien-Gespräche zu beenden.

Belastungen für die Stabilität in der Region

Auch die EU verurteilte den Raketenstart scharf. Diese Aktion schaffe zusätzliche Belastungen für die Stabilität in der Region, hieß es in einer Erklärung der EU in Prag. Der Start der Rakete sei "eine klare Provokation", welche die Lage auf der koreanischen Halbinsel weiter zu verschärfen drohe, sagte eine Sprecherin von Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Es müsse alles getan werden, um Nordkorea von diesem falschen Weg abzubringen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich angesichts des Raketenstarts besorgt. Vor dem Hintergrund der instabilen Lage in Südostasien sei dieser "den Bemühungen um einen Dialog sowie Frieden und Stabilität in der Region nicht dienlich", erklärte ein Sprecher Bans in New York. Ban forderte das nordkoreanische Regime dazu auf, sich an alle Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zu halten.

Russland und China mahnen zur Zurückhaltung

Die EU, die USA, Japan und Südkorea sehen den Raketenstart als Verstoß gegen die UN-Resolution 1718, die nach den nordkoreanischen Atom- und Raketentests von 2006 verabschiedet wurde.

Die südkoreanische Regierung erklärte, Nordkoreas Start einer Langstreckenrakete sei "unverantwortlich" und bedrohe sowohl die Sicherheit der koreanischen Halbinsel als auch der Welt. Seoul werde darauf entschlossen reagieren, kündigte ein Regierungssprecher an.

Russland und China mahnten die Weltgemeinschaft dagegen zur Zurückhaltung. Zunächst müssten Militärexperten den Vorfall untersuchen, um eine abschließende Bewertung abzugeben, sagte der russische Außenamtssprecher Andrej Nesterenko nach Angaben der Agentur Interfax.

"Wir hoffen, dass alle Beteiligten ruhig bleiben und Zurückhaltung üben", sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Jiang Yu, in Peking. Alle betroffenen Parteien sollten mit der Situation angemessen umgehen und gemeinsam Frieden und Stabilität in der Region sichern. China sei bereit, hierbei eine konstruktive Rolle zu spielen.

Gespräche wieder aufnehmen

Zu möglichen Schritten im Weltsicherheitsrat äußerte sich Russland als Vetomacht zunächst nicht. Die russischen Streitkräfte kündigten eine Prüfung an, ob es sich um den Test einer Trägerrakete für die Raumfahrt, wie von Nordkorea behauptet, oder um eine ballistische Langstreckenrakete handelte.

Ein chinesischer Nordkorea-Experte plädierte für eine baldige Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche. "Wir haben jetzt viel zu besprechen", sagte der Forscher Li Xiaoning in Peking. Mit Nordkorea zu verhandeln sei besser als Krieg wie in Afghanistan oder im Irak zu führen. "Verhandlungen helfen uns, gemeinsame Werte zu finden und Probleme zu lösen."

Quelle: ntv.de

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