Birma befürchtet "Überfall" Nur Helfer dürfen rein
23.05.2008, 11:17 UhrHoffnung für Hunderttausende Opfer von Zyklon "Nargis" in Birma: Juntachef Than Shwe hat seinen Widerstand gegen ausländische Helfer überraschend aufgegeben. "Er hat zugestimmt, alle Helfer zuzulassen, ungeachtet ihrer Nationalität", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach einem Treffen mit dem öffentlichkeitsscheuen General im abgelegenen Regierungssitz Naypyidaw. Than Shwe sei auch bereit, den Flughafen von Rangun als Logistikzentrum für die Hilfsgüter zu nutzen.
Verhaltene Reaktionen
Die Bundesregierung und zahlreiche Hilfsorganisationen reagierten mit Zurückhaltung auf die Ankündigung der birmanischen Militärjunta. Auch wenn es weitere Signale einer Öffnung für internationale Hilfe gebe, bleibe der schnelle und professionelle Zugang zum Katastrophengebiet die entscheidende Herausforderung, sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), in Berlin. Der Leiter von Malteser International, Ingo Radtke, reagierte ebenfalls vorsichtig: "Denn ins Land zu kommen, bedeutet noch lange nicht, sich auch frei bewegen zu dürfen."
Bei aller Skepsis begrüßten Hilfsorganisationen die Ankündigung. "Einiges muss noch klargestellt werden", sagte John Sparrow von der Rotkreuzföderation. "Heißt das: Es dürfen alle ins Land einreisen? Oder heißt das: Es dürfen alle, die im Land sind, ins Katastrophengebiet reisen?" "Es wäre ein Segen für all die Menschen, die seit fast zwei Wochen auf Hilfe von außen warten" sagte Angela Schwarz, die für die Welthungerhilfe in Rangun ist. Die Organisation bleibe aber skeptisch, was die konkrete Umsetzung dieser angekündigten Öffnung bedeute. Bei dem Zyklon kamen nach offiziellen Angaben 78 000 Menschen ums Leben, 56 000 werden vermisst.
Helfer bereits frustriert
Der Zyklon hatte vor drei Wochen nach UN-Schätzungen 2,4 Millionen Menschen in Not und Elend gestürzt. Hunderttausende sind obdachlos, Hunderttausende verletzt, Hunderttausende brauchen dringend Essensrationen. Einsatzbereite Katastrophenhelfer, die Trinkwasser aufbereiten, Krankheiten behandeln und Notlager bauen können, warten seit mehr als zwei Wochen in aller Welt frustriert auf Einreisevisa. Die Junta hat bisher nur einige Dutzend nach Rangun gelassen. In das Katastrophengebiet durften bislang nur Einheimische.
Zwei Mitarbeiter der deutsche Hilfsorganisation Help konnten derweil am Freitag bereits nach Birma einreisen. "Ich kann absolut nicht sagen, dass wir in irgendeiner Weise beeinträchtigt werden", sagte Christoph Laufens. Es seien Visa für zunächst vier Wochen ausgestellt worden und die Kontrollen bei der Einreise seien nicht über die bei normalen Touristen hinausgegangen.
Hoffnung auf Geberkonferenz
"Es ist ein guter Schritt", sagte Win Min, ein birmanischer Dozent an der Universität von Chiang Mai in Thailand. "Sonst wäre die Geberkonferenz am Sonntag sinnlos gewesen." Bei der Geberkonferenz will die birmanische Regierung dem Vernehmen nach um elf Milliarden Dollar Aufbauhilfe bitten. An der Konferenz nehmen zahlreiche Außenminister der Südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN teil. Aus Deutschland kommt Staatsminister Erler.
Angst vor militärischer Intervention
Nach Angaben der Vereinten Nationen machte Than Shwe eine Auflage. Es müsse sich um "echte humanitäre Helfer handeln und klar sein, was genau sie tun wollten", sagte ein Beamter, der bei dem Gespräch dabei war. "Das müssen wir jetzt umsetzen." Vor der Küste Birmas liegen Kriegsschiffe aus den USA, Frankreich und Großbritannien mit Ärzten, Nothelfern, Booten und Hubschraubern sowie Tausenden Tonnen Hilfsgütern an Bord. Sie warten seit Tagen darauf, helfen zu dürfen. Noch am Mittwoch schloss das Staatsorgan "Neues Licht von Birma" ihren Einsatz kategorisch aus. Die Länder hätten andere Absichten als nur zu helfen.
Quelle: ntv.de