Dialog mit 57 Staaten Obama arbeitet an Nahost-Plan
11.05.2009, 07:21 UhrUS-Präsident Barack Obama arbeitet nach jordanischen Angaben mit Hochdruck an einem neuen, umfassenden Friedensplan für den Nahen Osten. Der Entwurf sieht neben direkten Gesprächen zwischen Israel und Palästinensern einen weitreichenden Dialog mit der gesamten muslimischen Welt vor, wie Jordaniens König Abdullah der britischen "Times" erläuterte. Demnach sollen 57 Staaten in den neuen Nahost-Friedensprozess miteingebunden werden. Als wichtigster Anreiz würde die gesamte muslimische Welt Israel als Staat anerkennen.
"Unser Angebot ist, dass ein Drittel der Welt ihnen (den Israelis) mit offenen Armen begegnet", sagte König Abdullah der Zeitung. Sollte es dagegen erneut zu Verzögerungen im Friedensprozess kommen, werde es in den nächsten zwölf bis 18 Monaten zu einem neuen Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt kommen, warnte er. Nach Angaben der Zeitung einigten sich Obama und König Abdullah bei ihrem jüngsten Treffen in Washington auf den neuen Friedensansatz. Weitere Einzelheiten sollten in den kommenden Wochen auf diplomatischer Ebene in zahlreichen Gesprächen erörtert und geklärt werden. So wird in der kommenden Woche Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Washington erwartet.
Netanjahu kündigt Friedensgespräche an
Netanjahu, der als politischer Hardliner gilt, kündigte unterdessen überraschend an, dass er auf eine baldige Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit den Palästinensern hoffe. "Wir wollen so bald wie möglich die Verhandlungen mit den Palästinensern wieder aufnehmen", sagte er auf einer Pressekonferenz mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak in Scharm el Scheich. Er hoffe, dass dies "in den kommenden Wochen" möglich sei. Sein Besuch in Ägypten war Netanjahus erster Auslandsbesuch seit seinem Amtsantritt Ende März. "Wir wollen zunächst den Frieden mit unseren palästinensischen Nachbarn ausweiten", sagte Netanjahu.
Israel und die Palästinenser sollten eine "Perspektive des Friedens, der Sicherheit und des Wohlstands" haben, sagte er. "Diese drei Dinge gehen zusammen und nicht eines auf Kosten des anderen." Netanjahus Worte sind umso überraschender, als dass ein Frieden zwischen Israel und Palästinensern laut Beobachtern derzeit unwahrscheinlicher denn je ist. Bisher lehnte Netanjahu einen unabhängigen Palästinenserstaat ab und auch bei seinen jetzigen Gesprächen in Scharm el Scheich wollte sich der israelische Regierungschef nicht auf die Gründung eines solchen Staates festlegen lassen.
Geht es nach Obama, der die Errichtung eines palästinensischen Staates an der Seite Israels unterstützt, müsse Israel den Palästinensern entgegenkommen. Dies würde unter anderem den Stopp des Siedlungsbaus im Westjordanland bedeuten, meldete die "Times of London". Als Gegenleistung könnte nicht nur die Anerkennung des jüdischen Staats durch die muslimische Welt angeboten werden, sondern auch umfassende Visa-Erleichterungen für Israelis sowie wirtschaftliche Anreize für israelische Unternehmen.
Quelle: ntv.de