64 Delegierte fehlen Obama auf der Zielgeraden
21.05.2008, 18:35 UhrIm Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten hat Barack Obama die Zielgerade erreicht. Nach Vorwahlen in Kentucky und Oregon hat der Senator aus Illinois bei den einfachen Delegiertenstimmen nun einen nicht mehr einzuholenden Vorsprung vor seiner Rivalin Hillary Clinton.
Obwohl Clinton auch bei den Superdelegierten hinter Obama liegt, rechnet sie sich weiterhin Chancen auf die Nominierung bei dem Parteitag Ende August aus und will weiterkämpfen.
Obama sagte, seine Präsidentschaftskandidatur sei nun "in Reichweite". Obama äußerte sich vor Anhängern in Iowa, wo im Januar seine überraschende Erfolgsserie begonnen hatte.
Obama kam in Oregon nach Auszählung von 94 Prozent der Stimmen auf 59 Prozent, die Ex-First Lady auf 41 Prozent. Clinton konnte aber ihrem Rivalen in Kentucky eine schwere Niederlage zufügen. Sie gewann mit 65 zu 30 Prozent und punktete erneut vor allem bei Wählern in ländlichen Gebieten, Frauen und generell in der weißen Bevölkerung. Anders als die Republikaner werden die Delegierten bei den Demokraten jedoch proportional verteilt. Daher konnte sich Obama neben der Mehrheit der Delegierten in Oregon auch einen Teil in Kentucky sichern.
Nach Berechnungen des Nachrichtensenders CNN verfügt Obama nun über mindestens 1656 der gewählten Delegierten, Clinton über 1498. Auch bei den Superdelegierten liegt Obama mit 306 zu 279 vor seiner Senatorenkollegin. Nach diesen Zahlen fehlen ihm nur 64 Delegierte, um die für die für die Nominierung nötige Mehrheit zu erreichen. Nach der CNN-Zählung haben sich etwa 215 Superdelegierte noch nicht öffentlich festgelegt. Bei den noch anstehenden drei Vorwahlen in Puerto Rico (1. Juni) sowie Montana und South Dakota (3. Juni) sind noch 86 Delegierte zu gewinnen. Auch diese werden proportional verteilt. Bei allen drei Wahlen gilt Clinton als Favoritin.
Obama lobt Clinton
Beide demokratische Kandidaten verzichteten in ihren Siegesreden auf Angriffe gegen den Rivalen. Obama vermied es auch, sich schon jetzt als Gesamtsieger zu präsentieren. Stattdessen rief er zur Geschlossenheit der Partei auf und fand lobende Worte für Clinton. Die frühere First Lady habe "niemals aufgegeben, für das amerikanische Volk zu kämpfen", sagte Obama. Nun sei die "Einheit und die Energie" der Demokraten wichtig, um in den kommenden Monaten gegen den republikanischen Kandidaten John McCain zu gewinnen.
Clinton zeigte sich weiter überaus kämpferisch. Sie wolle das Rennen gegen ihren parteiinternen Rivalen "bis zur letzten Stimme" fortsetzen, sagte sie nach ihrem überragenden Vorwahlsieg in Kentucky. "Darauf bestehe ich, bis wir einen Kandidaten haben, wer auch immer 'sie' sein wird." Zugleich wandte sie sich direkt an die noch unentschlossenen Superdelegierten als Zünglein an der Waage und bekräftigte, dass sie am besten geeignet sei, McCain bei der Wahl am 4. November zu schlagen.
Michigan und Florida weiter auf der Agenda
Erneut forderte Clinton eine Berücksichtigung der Delegierten aus Michigan und Florida. Der Parteivorstand hatte bereits vor den Vorwahlen in den beiden Staaten beschlossen, die Ergebnisse nicht anzuerkennen, weil die Abstimmungen regelwidrig vorverlegt worden waren. Dennoch hatten sich viele Demokraten an den Vorwahlen beteiligt; Clinton hatte beide Wahlen gewonnen. Obama stand allerdings in Michigan nicht einmal auf dem Wahlzettel und lehnt deshalb auch bisher eine an dem Ergebnis orientierte Delegiertenaufteilung ab. Ein Vorstandsausschuss will am 31. Mai über eine Kompromisslösung beraten. Damit könnte sich Obamas Delegierten-Vorsprung zwar verringern, aber nur leicht. Clinton müsste trotzdem eine überaus große Mehrheit aller noch offenen Superdelegierten auf ihre Seite ziehen, um Obama einzuholen.
McCain-Mitarbeiter will nicht gegen Obama arbeiten
Unterdessen hat McCain einen seiner wichtigsten Mitarbeiter verloren. Mark McKinnon, bisher leitender Stratege für Wahlkampfwerbung, stieg aus dem Team aus, weil er nicht gegen Obama arbeiten will. Einen solchen Schritt für den Fall der Fälle hatte McKinnon bereits im Juni vergangenen Jahres in einem Interview angekündigt, wie die "New York Times" berichtete. Damals sagte er, dass es zwar politische Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Obama gebe. Er wolle aber eine Kandidatur Obamas angesichts der historischen Dimension nicht erschweren. Die Wahl Eine Wahl des Demokraten ins Weiße Haus würde eine "starke Botschaft" an das Land und die Welt bedeuten.
Quelle: ntv.de