"Inspirationsquelle für die ganze Welt" Obama besucht Mandelas Familie
29.06.2013, 16:22 UhrDie schwere Krankheit Mandelas sorgt auf dem afrikanischen Kontinent für Sorge. Und auch US-Präsident Obama zeigt sich bei seiner Afrika-Reise betroffen. Den Friedensnobelpreisträger besucht er nicht, dafür trifft er sich aber mit Mandelas Familie und Präsident Zuma. Dabei geht es um Träume, Inspirationen und Investitionen.
Aus Rücksicht auf den Gesundheitszustand von Nelson Mandela verzichtet US-Präsident Barack Obama bei seiner Südafrikareise auf einen Besuch bei der Ikone des Landes. Stattdessen traf er für 20 Minuten gemeinsam mit seiner Frau Michelle in Johannesburg Angehörige des Anti-Apartheid-Kämpfers, wie das Weiße Haus mitteilte.
An dem Treffen nahmen zwei Kinder und sechs Enkelkinder Mandelas, nicht aber seine Ehefrau Graça Machel teil. Sie bedankte sich in einer Mitteilung für einen Telefonanruf Obamas und die Anteilnahme und Solidarität durch den US-Präsidenten und seine Familie. "Ich bin geschmeichelt durch Ihren Trost und die Botschaft der Bestärkung und Inspiration, die ich Madiba schon übermittelt habe", so die Ehefrau. Madiba ist Mandelas Clanname.
Aus Rücksicht "auf den Frieden und das Wohlergehen" des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas werde Obama nicht zu ihm ins Krankenhaus kommen, sagte ein US-Regierungsvertreter. Obama hatte Mandela einmal 2005 in Washington getroffen, in Zeiten als US-Präsident aber nur mit ihm telefoniert.
Obama trifft Zuma
Obama war am Freitagabend in Pretoria gelandet und traf seinen südafrikanischen Kollegen Jacob Zuma an diesem Samstag zu Gesprächen. Er empfinde Mandelas Mut als "persönliche Inspirationsquelle" und als "Inspirationsquelle für die ganze Welt", sagte Obama an der Seite Zumas. "Der Triumph Nelson Mandelas und dieser Nation spricht etwas sehr Tiefes im menschlichen Geist an", sagte er.
Zuma sagte, Obama als erster schwarzer US-Präsident und Mandela als erster schwarzer Präsident Südafrikas seien "durch die Geschichte miteinander verbunden". Sie verkörperten die "Träume von Millionen Menschen in Afrika".
Wie bereits im Senegal, der ersten Station der Obama-Reise, betonte der US-Präsident die Notwendigkeit von mehr Handel und Investitionen in Afrika. "Afrika befindet sich im Aufstieg." "Sechs der zehn am schnellsten wachsenden Wirtschaften der Welt befinden sich in Afrika." Es mache ihm keine Angst, dass andere Länder wie China, Brasilien und die Türkei wirtschaftlich sehr aktiv auf dem Kontinent seien.
In einer Rede vor jungen Südafrikanern auf dem Universitätscampus im Township Soweto nahe Johannesburg rief Obama anschließend dazu auf, sich Mandela zum Vorbild zu nehmen. "Die Zukunft des Kontinents liegt in euren Händen", appellierte er an seine Zuhörer. "Denkt an 27 Jahre in Haft, an das Elend und die Kämpfe und daran, weit weg von Familie und Freunden zu sein", sagte er mit Bezug auf Mandelas Leben. Doch dieser habe niemals aufgegeben.
Vor dem Campus protestierten rund 300 Menschen gegen Obamas Besuch und die US-Außenpolitik. "Nehmt Obama fest, nicht uns" und "Wessen Land ist das hier?" riefen sie. Einige Demonstranten verbrannten US-Flaggen und Bilder des US-Präsidenten. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Blendgranaten und Gummigeschosse ein, um die Menge auseinanderzutreiben, Festnahmen gab es nicht. Als Obamas Konvoi vorfuhr, mussten Polizisten mehrere Menschen zurückhalten.
Mandela künstlich beatmet
Mandela ist seit drei Wochen wegen einer schweren Lungenentzündung in der Klinik. Der 94-jährige Vorkämpfer der Aufhebung der Rassentrennung wird seinen Angehörigen zufolge künstlich beatmet, sein Zustand gilt als lebensbedrohlich. Er kann nach Angaben einer seiner Töchter aber die Augen öffnen und reagiert auf Berührungen. Zuma sagte, Mandelas Zustand sei weiterhin "kritisch, aber stabil". Er hoffe, dass es ihm bald besser gehe und er die Klinik verlassen könne.
Frederik de Klerk, der letzte Staatschef unter dem Apartheidsregime, und seine Frau unterbrachen indes einen Arbeits- und Urlaubsaufenthalt in Europa. Grund sei Mandelas Zustand. De Klerk und Mandela hatten 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis erhalten.
Am Sonntag will Obama die frühere Gefängniszelle des südafrikanischen Nationalhelden auf der Insel Robben Island besichtigen. Insgesamt hält er sich eine Woche in Afrika auf. Seine nächste Station nach Südafrika ist Tansania.
Mandela hatte wegen seines Kampfes gegen das Apartheidsystem 27 Jahre lang in Haft gesessen. 1994 wurde er erster Präsident des demokratischen Südafrikas. Er hatte den Weg zur Aussöhnung von Schwarzen und Weißen geebnet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP