"Dem Bösen gegenüber gestanden" Obama gedenkt D-Day-Opfern
06.06.2009, 11:13 Uhr
Obama neben Prinz Charles und den Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, Kanada und Frankreich.
(Foto: REUTERS)
Der US-Präsident erinnert am Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie auch an die Fehler die gemacht wurden. "Aber was immer unsere Unterschiede waren, wir wussten, dass das Böse, dem wir gegenüberstanden, aufgehalten werden muss." Mit der Gedenkfeier endet Obamas offizielle Europareise, die er in Paris privat ausklingen lassen will.
US-Präsident Barack Obama hat in Frankreich der amerikanischen Soldaten gedacht, die bei der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie gefallen sind. 65 Jahre nach dem sogenannten D-Day traf er sich mit seinem französischen Kollegen Nicolas Sarkozy sowie den Premierministern aus Großbritannien und Kanada zu einer Gedenkfeier auf dem US-Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer. Auch US-Schauspieler Tom Hanks und Regisseur Steven Spielberg ("Der Soldat James Ryan") sowie zahlreiche Veteranen zählten zu den Gästen.
"Die Nationen und Staatsführer, die sich gegen Hitler zusammengetan haben, waren nicht vollkommen", sagte Obama, der zusammen mit dem britischen Premierminister Gordon Brown, Großbritanniens Prinz Charles und dem kanadischen Premier Stephen Harper an der Zeremonie in Colleville teilnahm. "Wir haben auch unsere Fehler gemacht, und wir waren nicht immer alle bei jedem Thema einverstanden. Aber egal zu welchem Gott wir gebetet haben, was immer unsere Unterschiede waren, wir wussten, dass das Böse, dem wir gegenüberstanden, aufgehalten werden muss."
Geschichte ist "Ergebnis von Entscheidungen"

Vor 65 Jahren landeten die Alliierten in der Normandie - tausende Soldaten starben. Hier der amerikanische Soldatenfriedhof bei Caen.
(Foto: AP)
Obama würdigte in seiner Rede auf dem Soldatenfriedhof über dem Atlantikstrand den Kampf gegen das "bösartige" Nazi-Regime. Er sagte, die Veteranen erinnerten daran, dass die Zukunft nicht vom puren Zufall oder den Umständen gestaltet werde. "Unsere Geschichte war immer das Ergebnis von Entscheidungen und Handlungen, die von jedem einzelnen Mann und jeder einzelnen Frau getroffen wurden."
Großbritanniens Premierminister Gordon Brown sagte: "Dieser Tag markiert den Triumph des Richtigen über das Falsche, von Wahrheit über Lüge, den Sieg von menschlichem Anstand über Hass und den Holocaust." Sarkozy erinnerte an die vielen tausend Opfer. "Wir werden sie nie vergessen."
Neben Soldaten aus den USA waren auch Truppen aus Großbritannien und Kanada an der Landung beteiligt. Sie gilt als eine der größten der Weltgeschichte und leitete an der Westfront die militärische Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg ein. Bei dem Angriff kamen Tausende Soldaten ums Leben. Allein auf dem US-Soldatenfriedhof von Colleville-sur-Mer sind mehr als 9000 Tote begraben.
Obamas noch privat in Paris
Für US-Präsident Obama war die Gedenkfeier in der Normandie die letzte offizielle Etappe seiner Europareise, die ihn am Freitag für einen Tag auch nach Deutschland geführt hatte. Nach der Zeremonie in Nordfrankreich wollte der Präsident in Paris mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern noch einige Zeit privat verbringen. Am Freitagabend hatte Michelle Obama mit ihren Kindern bereits den Eiffelturm besichtigt. Sie wollte bis Montag in Paris bleiben, während mit Barack Obamas Rückflug in die USA bereits am Sonntag gerechnet wurde.
Vor der Gedenkfeier hatten Obama und der französische Gastgeber in der nahegelegenen Stadt Caen über internationale Themen wie den Iran und Nordkorea gesprochen. Der US-Präsident rief im Anschluss zu stärkeren Friedensbemühungen im Nahen Osten auf. "Wir müssen aus der derzeitigen Sackgasse herauskommen", sagte er. Beide Seiten müssten begreifen, "dass ihr Schicksal miteinander verknüpft ist", sagte Obama.
Ärger um Gedenkfeier
Um die Gedenkfeier in Colleville-sur-Mer hatte es zuvor erheblichen diplomatischen Ärger gegeben. Sie war von Frankreich ursprünglich nur als französisch-amerikanische Veranstaltung geplant worden. Als der Besuch Obamas in der Normandie bekannt wurde, wollten jedoch auch andere Staats- und Regierungschefs in die Normandie reisen. Frankreich entschied sich letztlich, auch Vertreter aus Großbritannien und Kanadas Premier Stephen Harper einzuladen. Eine Gedenkfeier mit noch mehr Gästen wäre in der Kürze der Zeit nicht zu organisieren gewesen, hieß es aus dem Élysée. Zudem war bei der Einladung Großbritanniens zunächst das Königshaus vergessen worden. Darin sahen manche britische Medien einen Affront gegen Königin Elizabeth II.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa