Politik

Hohes Risiko, großer Gewinn Obama greift an

Barack Obama, der Mann, der einen neuen Politikstil in Washington einführen will, steht vor einer schweren Entscheidung. Nach seinen Schlappen bei den Vorwahlen in Texas und Ohio muss der 46-jährige Charismatiker jetzt attackieren. Die Taktik, seine Rivalin Hillary Clinton zu schonen, hat sich nicht ausgezahlt. "Obama comes out punching" (Obama geht zum Angriff über), titelt nun die "New York Times". Doch das Risiko für ihn ist groß. Nur eines steht fest: Der US-Vorwahlkampf wird immer spannender - die heiße Phase hat erst begonnen.

Wie angezählt schien der schwarze Senator, die Enttäuschung von Ohio und Texas wirkte zeitweilig wie ein k.o.-Schlag. "Die negative Kampagne von Hillary hat ohne Zweifel Wirkung gezeigt", vertraute er Journalisten auf dem Rückflug nach Illinois an. Doch der Visionär und "Menschenfischer" Obama steht vor einem Dilemma: Greift er seine Gegnerin hart an, attackiert er sie mit allen Mittel, begibt er sich just auf das Terrain, das er meiden wollte. Schließlich ist es sein oberstes Ziel, das traditionelle Parteiengezänk zu überwinden, Schluss zu machen mit dem "Politiktheater". Sein Motto lautet "Gemeinsam neue Lösungen finden", Gräben überwinden. Soll er das jetzt alles aufgeben?

Kämpfer gefragt

Es gibt eine "goldene Regel" im Vorwahlkampf, erklärt ein Parteistratege in Washington: "Wer Präsident werden will, muss nicht nur Schläge einstecken können, er muss auch austeilen können." Die Amerikaner hätten nun mal eine Vorliebe für echter "Fighter", für Männer (und Frauen), die nicht gleich zu Boden gehen.

Auf welchen Feldern der Kampf ausgetragen werden dürfte, hat Obama bereits klargemacht: Es muss ihm gelingen, Clintons Behauptung zu widerlegen, sie habe in der Sicherheits- und in der Außenpolitik mehr Erfahrung. "Worin besteht genau ihre Erfahrung in der Außenpolitik, die sie für sich reklamiert?" fragt Obama. Clinton führe da gerne ihre 80 Auslandsreisen an, doch war sie da nicht lediglich First Lady an der Seite ihres Ehemannes? Jetzt schon ist absehbar: Hier wird es eine lebhafte Debatte geben.

Zankäpfel Florida und Michigan

Wesentlich hässlicher dürfte der Kampf auf einem anderen Feld werden. Es geht um immer mehr Forderungen, die Delegierten aus den Vorwahlen in Florida und Michigan nun doch zum Nominierungsparteitag im August zuzulassen. "Man kann nicht einfach fünf Millionen Amerikaner von den Vorwahlen ausschließen", verlangt Floridas Gouverneur Charlie Crist.

Tatsächlich hatte die demokratische Parteiführung die Delegierten von der Entscheidung ausgeschlossen - als Strafe, weil beide Staaten ihre Vorwahlen vorverlegt hatten. In Michigan stand Obamas Name nicht einmal auf dem Wahlzettel, in Florida flog Clinton kurz vor der Abstimmung ein, in beiden Bundesstaaten ging sie als klarer Sieger hervor. Hier droht ein Streit mit harten Bandagen, schon ist von möglichen "Neuwahlen" die Rede.

Doch der alles entscheidende Kampf geht um die sogenannten Superdelegierten beim Parteitag in Denver. 300 dieser einflussreichen Staats- und Parteimänner, die bei der Nominierung letztlich den Ausschlag geben, haben sich noch nicht zwischen Obama und Clinton entschieden. US-Medien berichten, Clinton habe allein 20 Wahlkampfmanager, die diese Partei-VIPs hauptamtlich "bearbeiten". Auch hier muss Obama nachholen.

Von Peer Meinert, dpa

Quelle: ntv.de

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