Politik

Hoffnung siegt Obama ist Präsident

146 Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei durch Abraham Lincoln und 46 Jahre nach der "Ich habe einen Traum"-Rede von Martin Luther King ist der Sohn eines Kenianers Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Barack Obama startete mit einer Panne ins Amt: Einmal stockte er, als er den Amtseid ablegte, weil John Roberts, der Oberste Richter der USA, sich versprach. "Ich, Barack Obama, schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will." Zuvor war Vizepräsident Joe Biden vereidigt worden.

Obama sprach den Amtseid mit Verspätung um 12.05 Uhr Ortszeit, 18.05 Uhr MEZ. Laut Verfassung beginnt die Amtszeit eines neuen Präsidenten um 12.00 Uhr mittags. Für den mehr als 220 Jahre alten Eid hatte Obama die Bibel ausgesucht, die schon Lincoln 1861 benutzt hatte - der Präsident, der die Sklaven befreite und das Land im Bürgerkrieg durch seine schwersten Stunden lotste.

"Hoffung über Angst"

Anschließend hielt Obama eine Inaugurationsrede, mit der er die hohen Erwartungen an diesen Auftritt erfüllt haben dürfte. Er schwor die Amerikaner auf einen nationalen Kraftakt ein. "An diesem Tag kommen wir zusammen, denn wir haben die Hoffnung über die Angst gestellt, das gemeinsame Ziel über Uneinigkeit und Zwietracht", sagte Obama. Es müsse endlich Schluss sein mit den Missständen und falschen Versprechen, mit gegenseitigen Anschuldigungen, die "unsere Politik viel zu lange stranguliert haben".

Obama berief sich auf die Werte der Gründerväter. "Die Herausforderungen sind vielleicht neu, auch die Mittel mit denen wir ihnen begegnen sind vielleicht neu. Aber die Werte, auf denen unser Erfolg fußt - harte Arbeit und Ehrlichkeit, Mut und Fair Play, Toleranz und Neugier, Loyalität und Patriotismus - diese Werte sind alt. Diese Werte sind wahr."

Indirekt, aber deutlich distanzierte Obama sich von der Politik seines Amtsvorgängers George W. Bush. Er warnte davor, aus falscher Berechnung die Ideale der Menschenrechte aufzugeben. Amerikas Gründungsväter hätten "mit ihrem Blut" die Demokratie sowie Bürger- und Menschenrechte erkämpft, die es zu erhalten gelte. "Wir weisen die Wahl zwischen Sicherheit und unseren Idealen zurück."

Kaffee im Weißen Haus

Obama war zusammen mit Bush zur Inaugurationszeremonie auf den Stufen des Kapitols in Washington aufgebrochen. Obama und seine Frau Michelle hatten sich zum Kaffee mit Bush und dessen Frau Laura im Weißen Haus getroffen. Die Zusammenkunft im persönlichen Rahmen zwischen dem scheidenden und dem künftigen Präsidenten hat Tradition. Während die Feierlichkeiten laufen, wird das Weiße Haus umgeräumt: Aus- und Einzug finden ebenfalls heute statt.

Zuerst verließen Michelle Obama und Laura Bush gemeinsam das Weiße Haus, danach der künftige Vizepräsident Joe Biden und Amtsinhaber Dick Cheney, der wegen einer Muskelzerrung im Rollstuhl sitzt. Präsidentensprecherin Dana Perino zufolge hat der 67-Jährige sich beim Kistenpacken für den Umzug in seine neue Wohnung verhoben. Der Arzt habe ihm geraten, die kommenden Tage im Rollstuhl zu sitzen.

Hunderttausende in Washington

Bereits Stunden vor der Vereidigung war das Zentrum von Washington überfüllt. Zwischen Kapitol, Weißem Haus und Lincoln Memorial warten Hunderttausende bei klirrender Kälte zum Teil schon seit den frühen Morgenstunden auf die feierliche Inauguration des 44. Präsidenten der USA. Laut "Washington Post" kamen mindestens zwei Millionen Menschen zum Amtsantritt.

Im Anschluss an die Vereidigung findet eine große Parade vom Kapitol zum Weißen Haus statt. Am Abend feiert Washington den Amtswechsel schließlich auf zehn Präsidentenbällen.

Auf den Straßen von Washington herrschte bereits am Vormittag Volksfeststimmung. Unter den Schaulustigen sind viele Schwarze, darunter auch die 105 Jahre alte Ella Mae Johnson aus der Nähe von Cleveland in Ohio. Dem Radiosender NPR sagte Johnson über Obama: "Meine Hoffnung für ihn ist meine Hoffnung für das Land."

40.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Die Inaugurationsfeiern werden von den aufwändigsten Sicherheitsmaßnahmen in der Geschichte Washingtons begleitet. Mehr als 40.000 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz. Auf den Dächern der Innenstadt sind Scharfschützen postiert. Die Sicherheitszone rund um das Weiße Haus ist größer als bei jeder anderen Vereidigung zuvor.

Machtwechsel auch im Internet

Der Machtwechsel wurde auch im Internet sichtbar: Am Dienstag um 18.01 MEZ wurde die neu gestaltete Website des Weißen Hauses, www.whitehouse.gov, freigeschaltet. Die Webpräsenz des neuen Präsidenten soll in Sachen Transparenz und Bürgerbeteiligung alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen, versprechen die Macher.

"Das Weiße Haus wird ein sehr aufregender Ort", prophezeite Obamas Direktor für Neue Medien, Macon Philips. Die Bürger haben das Wort: Sie sind aufgefordert, politische Vorschläge einzureichen und die Vorschläge anderer zu bewerten.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen