Politik

"Dies ist unsere Zeit" Obama ist gewählt

Historischer Wahlsieg in den USA: Mit Barack Obama wird zum ersten Mal ein Schwarzer die Geschicke des mächtigsten Landes der Erde lenken. Rund 140 Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten bescherten die Wähler dem demokratischen Senator aus Illinois einen überwältigenden Sieg über seinen republikanischen Konkurrenten John McCain.

Sie präsentierten dem noch bis zum 20. Januar 2009 amtierenden Präsidenten George W. Bush damit auch die Rechnung für eine Politik, die von einer großen Mehrheit der Amerikaner nicht mehr mitgetragen wurde. "Der Wandel ist nach Amerika gekommen", sagte der 47 Jahre alte demokratische Senator in seiner Siegesrede vor Hunderttausenden jubelnden Menschen in seiner Heimatstadt Chicago. Dies ist "unsere Zeit, ... um den amerikanischen Traum wieder zu beleben".

Sein republikanischer Gegner hatte die Niederlage kurz zuvor in Phoenix im Bundesstaat Arizona eingestanden: "Das amerikanische Volk hat gesprochen und es hat klar gesprochen." McCain und US-Präsident George W. Bush gratulierten in Telefonaten dem Sieger und nannten die Wahl historisch.

Es war der längste und teuerste Wahlkampf in der Geschichte der USA. Obama profitierte offensichtlich vom Vertrauen seiner Landsleute, die schwere Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Dem Demokraten gelang eine beispiellose Mobilisierung der Wähler.

Obama will versöhnen

Obama sagte in Chicago, das Land stehe angesichts zweier Kriege im Irak und Afghanistan sowie der gravierenden Finanzkrise vor enormen Herausforderungen. Es werde eine Zeit brauchen, die Wirtschaft anzukurbeln und "Allianzen zu reparieren". Aber er werde es schaffen. Er beschwor seine Landsleute, über die Parteigrenzen hinweg für das Wohl der Nation zusammenzuarbeiten. Die Wahl habe bewiesen, dass es die Vereinigten Staaten von Amerika gebe, über alle sozialen und ethnischen Grenzen hinweg. Es sei "ein Beweis der Macht der Demokratie", sagte ein strahlender Obama, der sich stolz auf die überwältigende Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen an der Wahl zeigte.

"Ich werde immer aufrichtig mit Euch sein", versprach er seinen Anhängern. Er rief zur Zusammenarbeit auf und appellierte auch an jene Amerikaner, die ihn nicht gewählt hatten, ihn nun zu unterstützen. "Ich brauche Eure Hilfe, und ich werde auch Euer Präsident sein." In vielen US-Städten gab es spontane Jubel-Demonstrationen.

McCain zeigt sich als fairer Verlierer

McCain rief seinen enttäuschten Anhängern zu: "Der Fehler liegt bei mir - nicht bei Euch." Der 72-Jährige unterbrach mehrfach Buh-Rufe, wenn er von Obama sprach. "Senator Obama hat Großes für sich und für sein Land erreicht." Am Tag nach der Wahl müsse die Zusammenarbeit über alle Parteigrenzen hinweg beginnen, um den großen Herausforderungen gerecht zu werden, "mit denen die größte Nation der Welt" konfrontiert ist.

Obama siegt auch in Pennsylvania und Florida

Die Entscheidung für Obama als 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten fiel, nachdem sein Sieg in den drei Westküstenstaaten Kalifornien, Washington und Oregon feststand. Obama entschied das Rennen in den besonders umkämpften Staaten Florida, Ohio und Pennsylvania für sich. Vor allem Ohio und Florida galten als Schlüsselstaaten für den Sieg. Auch in der Republikaner-Hochburg Virginia setzte er sich durch. Seit 1964 hatte hier kein demokratischer Präsidentschaftskandidat gewonnen.

Hohe Wahlbeteiligung

Nach Angaben der Webseit RealClearPolitics war die Wahlbeteiligung so hoch wie seit hundert Jahren nicht mehr. Eine Rekordzahl von 66 Prozent der US-Wahlberechtigten hätten gewählt, so viele wie seit 1908 nicht mehr, wie die unabhängige Wahl-Website mitteilte. Bei der Wahl des Demokraten John F. Kennedy zum US-Präsidenten im Jahr 1960 lag die Wahlbeteiligung bei 63,1 Prozent. 2004, als der republikanische Amtsinhaber George W. Bush für seine zweite Amtszeit gewählt wurde, gaben nur 55,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Bei der Wahl zum Senat und zum Repräsentantenhaus konnten die Demokraten ihre Mehrheit ausbauen. Sie gewannen nach Angaben von CBS News vier zusätzliche Senatssitze in Virginia, North Carolina und New Hampshire. Im Repräsentantenhaus erhielten sie zunächst sechs zusätzliche Mandate. Laut CNN haben die Demokraten 56 Senatorensitze, die Republikaner 40. Zur Mehrheit genügen 51 Sitze.

In den USA wird der Präsident nicht direkt, sondern durch ein Wahlmännergremium gewählt, das sich aus Vertretern der einzelnen Bundesstaaten zusammensetzt. Diese stimmen traditionell entsprechend dem Ergebnis in ihren Staaten. Der Gewinner eines Bundesstaates erhält jeweils alle zu vergebenden Wahlmännerstimmen. Die Wahlmänner stimmen am 15. Dezember ab, der neue Präsident wird schließlich am 20. Januar ins Amt eingeführt.

Wahlsieg für Marihuana-Anhänger

Die Wähler in den US-Bundesstaaten Michigan und Massachusetts haben sich für eine Lockerung strikter Drogengesetze ausgesprochen. Nach ersten Hochrechnungen stimmte die Mehrzahl der Wähler in Massachusetts bei einer Volksabstimmung für die Abschaffung harter Strafen für den Besitz geringer Mengen Marihuana. Statt einer strafrechtlichen Verfolgung erwachsener Bürger, die bis zu 28 Gramm der Droge besitzen, soll es künftig nur noch Bußgelder geben.

In Michigan wurde die Verwendung von Marihuana für medizinische Zwecke gebilligt. Michigan ist damit der 13. US-Staat, in dem Patienten mit ärztlicher Genehmigung unter bestimmten Bedingungen Zugang zu der Droge haben.

Quelle: ntv.de

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