US-Präsident empfängt Dalai Lama Obama nimmt Chinas Zorn in Kauf
16.07.2011, 20:15 Uhr
Anlass für Ärger: Allein den Dalai Lama zu treffen, ist für China ein Affront.
(Foto: dpa)
Trotz aller Warnungen aus China empfängt US-Präsident Obama den Dalai Lama. 44 Minuten dauert das Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter im Weißen Haus. Die chinesische Regierung warnt die USA vor den Folgen für die Beziehungen der beiden Länder. Durch den US-Schuldenstreit ist das Verhältnis ohnehin angespannt.
Ungeachtet der Proteste Chinas hat US-Präsident Barack Obama den Dalai Lama empfangen. Obama traf das geistliche Oberhaupt der Tibeter im Map Room in der Residenz des Weißen Hauses und nicht im Oval Office, wo die US-Präsidenten traditionell Staatsgäste empfangen. Der Dalai Lama sagte im Anschluss an die Begegnung, Obama teile seine Sorge über die Menschenrechtslage in Tibet.
Obama sei der "Präsident des größten demokratischen Landes und sorge sich daher natürlich um grundlegende menschliche Werte, Menschenrechte und Religionsfreiheit", sagte der Dalai Lama nach dem Treffen weiter. "Daher zeigt er natürlich aufrichtig Sorge über das Leiden in Tibet und an einigen anderen Orten." Der Friedensnobelpreisträger beschrieb die Begegnung mit Obama als "spirituelles Treffen". Er fühle sich Obama "menschlich nah", sagte er, hob zugleich aber auch seine guten Beziehungen zu anderen US-Präsidenten hervor.
Der US-Präsident erklärte nach dem Treffen, er habe betont, wie wichtig der Schutz der Menschenrechte der Tibeter in China sei. Zugleich sandte er ein Signal an die Führung in Peking: Die USA unterstützten nicht eine Unabhängigkeit des Gebiets und er habe mit dem Dalai Lama auch über die Bedeutung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen gesprochen, teilte Obama mit.
Im Schatten des Schuldenstreits
Nach Angaben eines Beamten des Weißen Hauses dauerte das Treffen 44 Minuten. Der Map Room (Kartenraum) ist ein Raum in der offiziellen Residenz des US-Präsidenten im Weißen Haus. Journalisten waren zu der Begegnung nicht zugelassen. Die Begegnung fand inmitten des politischen Tauziehens in Washington um eine Erhöhung der US-Schuldenobergrenze statt, ohne die das Land am 2. August zahlungsfähig werden könnte. Die USA stehen in China mit gut einer Billion Dollar in der Kreide.
Zuletzt hatte Obama das Oberhaupt der Tibeter im Februar 2010 in der Washingtoner Regierungszentrale begrüßt und damit die chinesische Führung erzürnt. Die US-Regierung hatte erst am Freitag bekanntgegeben, dass Obama den Dalai Lama empfangen würde. In der Erklärung des Weißen Hauses hieß es, das Treffen unterstreiche die "kräftige Unterstützung" des Präsidenten für die "Bewahrung der einzigartigen religiösen, kulturellen und sprachlichen Identität Tibets und den Schutz der Menschenrechte der Tibeter". Der US-Präsident unterstütze einen Dialog zwischen Vertretern des Dalai Lama und der chinesischen Regierung.
"Könnte Beziehungen gefährden"
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums bekräftigte dagegen die Haltung seiner Regierung. Diese sei "strikt gegen ein Treffen jedes ausländischen Politikers mit dem Dalai Lama, egal in welcher Form". Washington müsse die Entscheidung zum Treffen mit dem Dalai Lama "sofort zurücknehmen" und anerkennen, dass Tibet ein Teil von China sei. Der Sprecher warnte die US-Regierung ausdrücklich vor Handlungen, "die die US-chinesischen Beziehungen gefährden könnten".
Die chinesische Führung sieht in dem Tibeter einen Separatisten, der unter religiösem Deckmantel agiert. Der Friedensnobelpreisträger setzt sich seit seiner Flucht aus dem von China besetzten Tibet 1959 für eine friedliche Lösung des Konflikts und mehr Autonomie für die Region ein. Der Dalai Lama hatte elf Tage in Washington verbracht und dort ein buddhistisches Meditationsritual mit tausenden Teilnehmern geleitet.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa