Europa ist schon weiter Obama reduziert Abgase
19.05.2009, 19:30 UhrMit strengeren Umweltstandards will US-Präsident Barack Obama die Autoindustrie zum Bau sparsamerer Fahrzeuge zwingen. Ab 2016 sollen die Autos eines Herstellers im Durchschnitt nur noch 6,6 Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen dürfen, kündigte Obama in Washington an. Der Schadstoffausstoß werde dadurch so stark sinken, als würden 177 Millionen Autos von den Straßen genommen. Die neuesten US-Modelle von 2009 verbrauchen durchschnittlich 9,4 Liter auf 100 Kilometer.
Der Präsident der Umweltgruppe Sierra Club, Carl Pope, bezeichnete den Plan als "eine der bedeutendsten Maßnahmen, die je von einem Präsidenten unternommen wurden". Die Initiative werde einen "bedeutenden" Beitrag zur Reduzierung der Emissionen an Treibhausgasen leisten. Das US-Vorhaben bleibt jedoch deutlich hinter den strengeren CO2-Grenzwerten in der EU zurück. Den meisten europäischen Herstellern dürfte die Einhaltung der Grenzwerte somit leicht fallen - viele ihrer Modelle erfüllen die Richtlinien bereits.
Obama selbst nannte die neuen Standards für den Benzinverbrauch in den USA eine "historische Entscheidung". "Wir haben Jahrzehnte lang zu wenig getan", sagte Obama bei der Vorstellung der neuen Umweltvorschriften. Früher wäre eine solche Übereinkunft unmöglich gewesen, sagte Obama. Dies sei jetzt nur dank der einzigartigen Zusammenarbeit zwischen Umweltbehörden, den Bundesstaaten, der Autoindustrie und den Gewerkschaften möglich gewesen.
"Autos für das 21. Jahrhundert"
In einer Zeit der historischen Krise der US-Automobilindustrie geben die neuen Standards Obama zufolge Planungssicherheit, um die Autos für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Die neuen Standards seien auch ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Sie reduzierten zudem die Abhängigkeit der USA von importiertem Öl.
Die neuen Auflagen sollen für Autos ab dem Baujahr 2012 gelten und bis 2016 ihre volle Wirkung entfaltet haben. "Die Autohersteller werden gezwungen, effizientere und sauberere Fahrzeuge zu bauen", sagte ein Vertreter des Weißen Hauses. Die neuen Richtlinien sollen per Anweisung der US-Umweltbehörde EPA umgesetzt werden. Mit den neuen Gesetzen wolle Obama 1,8 Milliarden Barrel Öl und 900 Millionen Tonnen CO2 einsparen, wie der Regierungsvertreter sagte. Das sei so viel, als würden 194 Kohlekraftwerke geschlossen. Mit den neuen Auflagen dürften die Autos rund 600 Dollar pro Fahrzeug teurer werden, hieß es im Weißen Haus weiter. Die Autofahrer müssten aber auch weniger Geld für den Kraftstoff ausgeben.
Zehn Meilen weiter
Neue Pkw müssten in den USA bis spätestens 2016 mit einer Gallone (knapp 3,8 Liter) Benzin im Schnitt 35,5 Meilen (rund 57 Kilometer) weit fahren können - zehn Meilen weiter als bislang. Der durchschnittliche Benzinverbrauch pro 100 Kilometer würde damit von derzeit 9,2 Liter um knapp 30 Prozent auf rund 6,6 Liter sinken. Die neuen Regeln würde den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) auf etwa 150 von derzeit rund 210 Gramm pro Kilometer begrenzen. In der EU müssen Hersteller die Emissionen bis 2015 auf 120 von derzeit knapp 160 Gramm im Flottendurchschnitt senken. Bis 2020 muss der Ausstoß in Europa weiter fallen - auf maximal 95 Gramm.
Die Autobranche hob hervor, dass die neuen Obergrenzen Planungssicherheit für künftige Neuentwicklungen schafften. General-Motors-Chef Fritz Henderson erklärte, die Energiesicherheit und der Klimawandel seien "nationale Prioritäten", die eine landesweite Herangehensweise erforderten. Er begrüßte besonders, dass die Auflagen in jedem Bundesstaat gelten sollen. Auch der Autokonzern Chrysler erklärte, er sei schon lange für eine Vereinheitlichung der verschiedenen Umweltauflagen in den Bundesstaaten eingetreten. Damit könnten Chrysler und sein Partner Fiat sich auf die Entwicklung von "sauberen und wirtschaftlichen" Autos konzentrieren.
Quelle: ntv.de, dpa / AFP / rts