"Wir waren nicht perfekt" Obama reicht Muslimen die Hand
27.01.2009, 22:43 UhrDer neue US-Präsident Barack Obama hat den Muslimen in aller Welt symbolisch die Hand gereicht. "Die Amerikaner sind nicht eure Feinde", sagte Obama in einem Interview mit dem in Dubai ansässigen Fernsehsender Al Arabija. Gegenüber dem Iran bekräftigte der 47-Jährige das Angebot einer direkten Diplomatie. Der Iran reagierte zunächst ausweichend.
"Wir haben manchmal Fehler gemacht, wir waren nicht perfekt", sagte Obama. Ein Blick in die Geschichte zeige aber, dass die USA "nicht als Kolonialmacht geboren" worden seien. Es gebe keinen Grund, warum die "von Respekt und Partnerschaft" geprägten Beziehungen, welche die USA "vor 20 oder 30 Jahren" zur muslimischen Welt unterhalten hätten, nicht wiederhergestellt werden könnten.
"Gemeinsame Träume und Hoffnungen"
Er selbst habe mehrere Jahre in Indonesien gelebt und sei viel durch muslimische Länder gereist, sagte Obama. Dies habe ihn davon überzeugt, dass die Menschen unabhängig von ihrem Glauben gemeinsame Träume und Hoffnungen hätten. Der ehemalige demokratische Senator aus Illinois hatte während des Wahlkampfes versprochen, die Beziehungen der USA zur muslimischen Welt zu verbessern.
Gesprächsangebot an Iran
Gegenüber dem Iran bekräftigte Obama sein Angebot einer direkten Diplomatie. "Wie ich bereits in meiner Antrittsrede gesagt habe: Wenn Länder wie der Iran bereit sind, auf die geballte Faust zu verzichten, wird sie unsere ausgestreckte Hand erwarten", sagte Obama. In den nächsten Monaten werde seine Regierung eine Strategie für den Umgang mit dem Iran ausarbeiten. Es sei wichtig, "alle Instrumente der US-Macht, einschließlich der Diplomatie" zu nutzen.
Die neue US-Außenministerin Hillary Clinton hat inzwischen den Iran aufgefordert, auf das Gesprächsangebot des Präsidenten einzugehen. Teheran habe die Gelegenheit, seine Bereitschaft zu einem "ernsthaften Dialog" mit der internationalen Gemeinschaft zu bekunden, sagte Clinton in Washington.
In der Frage des iranischen Atomprogramms will Clinton die Zusammenarbeit mit den fünf ständigen Mitgliedern im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschland fortsetzen. Wie US-Außenamtssprecher Robert Wood mitteilte, ist in der kommenden Woche ein Treffen auf Ebene der politischen Direktoren in Deutschland geplant.
Teheran hält sich zurück
Der Iran reagierte zurückhaltend. Man warte zunächst einmal auf tatsächliche Änderungen in der US-Politik und verlange eine Überwindung der imperialistischen Bestrebungen Washingtons, sagte Regierungssprecher Gholam-Hossein Elham in Teheran.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte Mitte des Monats erklärt, Teheran würde die von Obama angekündigten Änderungen begrüßen, sollten sie wahr werden. Der Iran werde mit der neuen US-Regierung "Geduld haben". Er und die gesamte Führung hofften, nach fast drei Jahrzehnten der Konfrontation auf eine Verbesserung der Beziehungen zu Washington.
Verfeindet seit 1980
Der UN-Sicherheitsrat hat bereits drei Mal Sanktionen gegen den Iran verhängt, weil er trotz internationaler Kritik an seinem umstrittenen Atomprogramm festhält. Die USA und ihre westlichen Verbündeten werfen dem Land vor, heimlich am Bau von Atombomben zu arbeiten. Teheran bestreitet dies und pocht auf sein Recht, als Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags Uran für zivile Zwecke anreichern zu dürfen.
Obama hatte im Wahlkampf erklärt, eine Regierung unter seiner Führung wolle die seit drei Jahrzehnten bestehende Aussetzung direkter Gespräche mit Teheran überwinden. Washington und Teheran hatten ihre diplomatischen Beziehungen 1980 abgebrochen. Auch bei der Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern will sich Obama verstärkt engagieren. Der neue US-Sondergesandte George Mitchell traf am Dienstag zu ersten Gesprächen in Kairo ein.
Festnahmen im Jemen
Im Jemen nahm die Polizei unterdessen drei Bewaffnete nahe der US-Botschaft in der Hauptstadt Sanaa fest. Die Festgenommenen hätten am Montagabend aus einem fahrenden Auto heraus auf die Polizei in der Nähe des Botschaftsgebäudes geschossen, teilten die örtlichen Sicherheitskräfte mit. Die US-Botschaft habe eine Anschlagsdrohung erhalten. In den vergangenen Monaten hat es im Jemen wiederholt Anschläge gegen Botschaften, Anlagen der Ölindustrie sowie Sicherheitskräfte gegeben.
Quelle: ntv.de