Kühler Empfang für Netanjahu Obama reißt der Geduldsfaden
03.03.2014, 23:31 UhrIsraels Ministerpräsident Netanjahu will hart bleiben, wenn es um die Friedensverhandlungen im Nahen Osten geht. US-Präsident Obama stellt beim Treffen klar: Nicht mehr lange, und selbst den Vereinigten Staaten geht als Vermittler die Luft aus.
Ein ungewöhnlich frostiger Wind wehte Benjamin Netanjahu in Washington entgegen. Pünktlich zum Besuch des isr aelischen Ministerpräsidenten hatte sich die US-Hauptstadt in eine kalte, grauweiße Schneedecke gehüllt - und auch beim Blick auf die Nahost-Friedensgespräche war von Frühlingsanfang nichts zu spüren. Denn schon vor dem Empfang im Weißen Haus hatte US-Präsident Barack Obama seinem Gast in unmissverständlichen Tönen eine äußerst kühle Botschaft gesendet.
Netanjahu müsse selbst einen Plan B formulieren, wenn er sich nicht auf ein Friedensabkommen mit den Palästinensern einlassen wolle, schimpfte Obama in einem Interview der Zeitschrift "Bloomberg View". Schon bald könnten die USA die "internationalen Auswirkungen" nicht mehr bewältigen, falls die Palästinenser ihren Glauben an einen eigenen, unabhängigen Nachbarstaat Israels verlieren sollten. Soll heißen: Dem US-Präsidenten reißt langsam, aber sicher der Geduldsfaden.
Auch Netanjahu ließ es sich nicht nehmen, das Konfliktfeld sauber abzustecken, bevor der schwarze Geländewagen mit israelischer Flagge vor dem Portikus des West Wing vorfuhr. "Israel wird alles Nötige tun, um unser Land zu beschützen", stellte sein Sprecher Mark Regev bei CNN klar. Natürlich sei es zu wünschen, dass unter Führung von US-Außenminister John Kerry eine Lösung erzielt werde. Doch die Palästinenser seien am Verhandlungstisch einfach nicht flexibel genug.
"Es wird von Tag zu Tag schwerer"
Auch bei Kritik und Druck von außen müsse er "hart bleiben", sagte dann auch Netanjahu, als er auf einem Stuhl neben Obama Platz genommen hatte - und erntete besorgte Blicke von Kerry, der mit Vizepräsident Joe Biden und Sicherheitsberaterin Susan Rice ins Oval Office gekommen war, um Zeuge des Treffens mit "Bibi" zu werden. Ein höflicher Händedruck mit Obama, zustimmendes Nicken, konzentriertes Zuhören: Die gefühlte Temperatur im Oval Office dürfte die Minusgrade im winterlichen Washington kaum überboten haben.
Vor Journalisten bekräftigten beide ihre Freundschaft und sicherten sich gegenseitig Unterstützung zu. Doch hinter verschlossenen Türen dürfte Obama andere Töne angeschlagen haben. "Es wird von Tag zu Tag schwerer", hatte er im Vorfeld des Treffens geklagt, und Israel sei international isolierter als noch vor einigen Jahren. Zudem sei Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas der "womöglich moderateste Führer der Palästinenser aller Zeiten". Diese "seltene Eigenschaft" müsse ausgenutzt werden - schon in zwei Wochen will Obama ihn deshalb im Weißen Haus begrüßen.
Die vielen Hindernisse sind auch nach dem Treffen mit Netanjahu nicht aus dem Weg geräumt. Doch wie ein Abbas-Nachfolger aussehen könnte, will Washington lieber nicht abwarten. Oder wie Obama es formulierte: "Mit jedem voranschreitenden Jahr schließt sich das Fenster für einen Friedensvertrag ein Stück."
Quelle: ntv.de, Johannes Schmitt-Tegge, dpa