Politik

Kein Bild aus dem Haus von Bin Laden Obama sah Tötung nicht live

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Mitglieder der US-Regierung verfolgen im Situation Room die Operation im Abbottabad. Links Vizepräsident Biden neben Präsident Obama, rechts Verteidigungsminister Gates neben Außenministerin Clinton.

(Foto: dpa)

Anders als bislang berichtet hat US-Präsident Obama den Tod von Al-Kaida-Chef Bin Laden nicht am Bildschirm verfolgt. Es habe eine Bildstörung gegeben, sagt CIA-Direktor Panetta. Auch andere Details der bisherigen Berichterstattung korrigierte Panetta: So seien lediglich 25 Soldaten an der Aktion beteiligt gewesen. Angeblich hatte Bin Laden 500 Euro und zwei Telefonnummern in seine Kleidung eingenäht - offenbar für den Fall einer sofortigen Flucht.

US-Präsident Barack Obama hat die Tötung von Osama bin Laden nicht live gesehen. Dies versicherte CIA-Direktor Leon Panetta dem US-Fernsehsender PBS. Nachdem die Teams in das Gebäude eingedrungen seien, habe es eine Zeitspanne von 20 bis 25 Minuten gegeben, "in der wir nicht genau wussten, was dort passierte". Ob es Videomaterial von der Tötung gibt, sagte Panetta nicht.

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CIA-Direktor Panetta nach einem Treffen im US-Kongress.

(Foto: AP)

Auch warum die Verbindung zwischen der Sondereinheit und dem Weißen Haus plötzlich abgebrochen war, blieb in dem Interview unerwähnt. "Das waren wirklich ein paar nervenaufreibende Momente, in denen wir auf Nachrichten gewartet haben", sagte er. Schließlich habe Admiral William H. McRaven das Code-Wort "Geronimo" gesagt, das für den Tod des Al-Kaida-Chefs gestanden habe. McRaven ist der Chef des für Spezialeinsätze zuständigen Joint Special Operations Command, er verfolgte den Einsatz Panetta zufolge von Afghanistan aus.

Nach Panettas Worten waren lediglich 25 Elitesoldaten an dem Einsatz beteiligt, die von zwei Hubschraubern auf dem Anwesen abgesetzt wurden. In Medienberichten hatte es immer wieder geheißen, dass 79 Mann an der Erstürmung beteiligt gewesen sein sollen. Zudem war von vier Hubschraubern die Rede. Zwei Hubschrauber waren laut "New York Times" als Unterstützung für Notfälle dabei.

"Sie rissen drei, vier Mauern nieder"

Ursprünglich sollte ein Hubschrauber ein Team im Hof absetzen und ein zweiter die übrigen Soldaten auf dem Dach des Gebäudes. "Allerdings hatte der zweite Hubschrauber Probleme, so dass beide landen mussten", erläuterte Panetta. "Die Soldaten mussten dann drei, vier Mauern niederreißen. Dann sind sie zusammen in das Gebäude gestürmt." Älteren Berichten zufolge wurde der defekte Hubschrauber von den US-Soldaten gesprengt, damit er nicht in feindliche Hände fällt.

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Skizze des Anwesens in Abbottabad.

(Foto: dpa)

"Es gab Schießereien, als sich die Soldaten ihren Weg in die oberen Stockwerke des Gebäudes gekämpft haben", so Panetta weiter. Schließlich hätten die Soldaten Bin Laden im dritten Stock des stark gesicherten Gebäudes gefunden. "Und als sie da oben ankamen, gab es einige bedrohliche Bewegungen, die gemacht wurden, die eindeutig eine eindeutige Bedrohung für unsere Jungs bedeutet haben. Und das ist der Grund, warum sie geschossen haben." Bewaffnet sei Bin Laden nicht gewesen.

"Hätte er (Bin Laden) die Hände hochgenommen und aufgegeben oder ein anderes Zeichen gemacht, dass er keine Gefahr darstellt, dann hätten ihn die Soldaten festgenommen." Allerdings hätten die Soldaten die Erlaubnis gehabt, Bin Laden zu töten. Auf die Frage, ob Bin Laden noch etwas gesagt habe, sagte Panetta: "Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass er viel Zeit hatte, etwas zu sagen."

500 Euro und zwei Telefonnummern

Nach einem Bericht des Internetmediums "Politico" hatte Bin Laden 500 Euro Bargeld und zwei Telefonnummern in seine Kleidung eingenäht. Das habe Panetta bei der Unterrichtung von Kongressmitgliedern über die Operation in Pakistan enthüllt. Demnach wird diese Entdeckung als sicheres Zeichen dafür gewertet, dass sich der Al-Kaida-Führer darauf vorbereitet hatte, notfalls in Sekundenschnelle zu fliehen.

Wie es hieß, informierte Panetta über die gefundenen Euro und Telefonnummern in seiner Antwort auf eine Frage, warum sich Bin Laden auf seinem Anwesen nicht stärker von Sicherheitskräften schützen ließ. Dem CIA-Chef zufolge glaubte der Terroristenführer anscheinend, dass sein Netzwerk stark genug sei, ihn rechtzeitig vor einem möglichen US-Angriff zu warnen.

Fünf Computer, zehn Festplatten, Speichermedien

Neben der Leiche Bin Ladens hat das US-Spezialkommando eine große Menge an schriftlichem Material und Computern aus dem Anwesen in Abbottabad mitgenommen. Es seien fünf Computer, zehn Festplatten und mehr als 100 Speichergeräte wie DVDs und USB-Sticks sichergestellt worden, berichteten US-Medien.

US-Regierungsbeamte sprachen von einem "wahren Schatz" an möglichen Informationen und einer "fantastischen Ausbeute" für die US-Geheimdienste. "Es ist mehr als wir erwartet haben", sagte einer der Beamten. "Wir haben schriftliches Material, Fotos, alle möglichen Sachen." Sie werden nun zur Analyse ins CIA-Hauptquartier im US-Staat Virginia gebracht.

Die USA erhoffen sich davon unter anderem Hinweise auf die bisherige Nummer zwei der Al-Kaida, Eiman al-Sawahiri.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP

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