Schüsse im Holocaust-Museum Obama schockiert und betrübt
11.06.2009, 06:50 UhrDer Vorfall "erinnert uns daran, dass wir wachsam sein müssen gegenüber Antisemitismus und Vorurteilen aller Art", heißt es in einer Erklärung von US-Präsident Barack Obama. Im Gedenken an den von einem 88-jährigen Neonazi erschossenen Wachmann bleibt das Museum in Washington heute geschlossen.

Das Holocaust-Museum in Washington wirbt für Freiheitsrechte und Menschenwürde in aller Welt.
(Foto: AP)
Im Holocaust-Museum in Washington hat ein Bewaffneter einen Wachmann erschossen. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben der US-Behörden um einen 88-Jährigen, der mit einer antisemitischen und regierungsfeindlichen Internetseite in Zusammenhang gebracht wird. Er feuerte mit einem Gewehr auf den Wachmann, der später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Die Sicherheitskräfte erwiderten das Feuer und verletzten den Mann; er schwebt derzeit in Lebensgefahr. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann allein handelte.
Obama "schockiert und betrübt"

Der Sicherheitsoffizier Stephen Tyrone Johns wurde von James von Brunn kaltblütig erschossen.
(Foto: Reuters)
US- Präsident Barack Obama erklärte, er sei "schockiert und betrübt" über den Vorfall. Der Vorfall "erinnert uns daran, dass wir wachsam sein müssen gegenüber Antisemitismus und Vorurteilen aller Art", heißt es in einer Erklärung des Präsidenten. "Keine amerikanische Institution ist so wichtig bei diesen Bemühungen wie das Holocaust-Museum, und keine Gewalttat wird unsere Entschlossenheit mindern, die, die wir verloren haben, zu ehren, indem wir eine friedlichere und tolerantere Welt schaffen." Obama hatte erst Ende vergangener Woche in Deutschland die KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar besucht.
"Eingefleischter" Antisemit
Der Schütze, dessen Zustand der Washingtoner Bürgermeister Adrian Fenty als "kritisch" beschrieb, wurde nach Medienberichten als James von Brunn identifiziert. Er habe bereits in der Vergangenheit als "eingefleischter" Antisemit und Rassist von sich reden gemacht, sei aber anscheinend seit längerem nicht mehr "aktiv" gewesen, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Behördenkreise. Von offizieller Seite wurde die Identität des Mannes zunächst nicht bestätigt.
Vorbestraft wegen Banküberfalls
Der jüdischen Anti-Defamation League zufolge unterhielt Von Brunn eine Webseite mit Hasstiraden gegen Juden und Schwarze. 1981 drang er - anscheinend aus Wut über hohe Zinssätze - bewaffnet in die Federal Reserve (US-Zentralbank) ein, um Geiseln zu nehmen. Er wurde von einem Sicherheitsbeamten überwältigt und verbüßte dann eine sechsjährige Gefängnisstrafe. Er habe das einer "Neger-Geschworenenjury" und einem "Juden-Richter" zu verdanken, hieß es dazu später auf seiner Webseite.
Panik unter Museumsbesuchern
Der Mann hatte das gut besuchte Holocaust-Museum gegen 13.00 Uhr Ortszeit mit einem Gewehr bewaffnet betreten. Er habe dann am Eingang sofort auf den Sicherheitsbeamten geschossen. Zwei weitere Wachleute hätten das Feuer erwidert und damit ein weiteres Vordringen des Schützen verhindert. Museumsbesucher seien in Panik davongerannt.
Das Holocaust Memorial Museum wurde 1993 eröffnet und ist allen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet. Es wirbt für Freiheitsrechte und Menschenwürde in aller Welt, bietet Ausstellungen und verfügt über ein umfassendes Archiv. Jedes Jahr zählt das Museum durchschnittlich 1,7 Millionen Besucher, darunter viele Schulkinder, und seit der Eröffnung kamen auch 85 Staatsoberhäupter.
Das Museum kündigte an, in Gedenken an den Wachmann am Donnerstag seine Türen geschlossen zu halten.
Quelle: ntv.de, dpa/rts