Politik

Besuch in seiner alten Schule Obama soll Frieden bringen

An den "kleinen Krauskopf" erinnert sich die indonesische Lehrerin Israella Darmawan noch ganz genau. Das der "Krauskopf", der 1968 als ABC-Schütze in Jakarta in ihre Klasse kam, womöglich jetzt der mächtigste Mann der Welt wird, findet sie grandios. "Wir hoffen und beten, dass er der beste Präsident aller Zeiten wird", sagt Darmawan. US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama (46) hat als Junge vier Jahre in Jakarta gelebt. Seine Mutter hatte nach der Scheidung von seinem Vater einen Indonesier geheiratet.

Darmawan war Obamas Klassenlehrerin in der katholischen "St. Fransiskus Asisi"-Schule im vornehmen Stadtteil Menteng. Es geht durch enge Gassen, in dem ein Auto kaum Platz hat, zum Schulhaus. Fahrrad-Rikschas stehen davor, die die Schüler zum Unterricht gebracht haben. Im Nebenhaus flattert Micky-Maus-Bettwäsche auf der Leine. "Sekolah Asisi" steht an der Wand, und durch das Gittertor sind schon die Schüler zu sehen, die in Uniform - rote Hose oder Rock, weißes Hemd - über die Gänge rennen. Die 64-Jährige ist seit vergangenem Jahr im Ruhestand. Nun kommt sie nur noch, um neugierigen Besuchern über ihren heute berühmten ehemaligen Schüler zu erzählen.

"Barry" war einer der Besten

Darmawan holt einen verblichenen Wälzer aus dem Schrank, das Schulregister aus dem Jahr 1968. Unter der Nummer 203 ist mit großer Handschrift eingetragen: "Barry Soetoro". Das war Obamas Spitzname, zusammen mit dem Nachnamen seines Stiefvaters. Der Charme des Präsidentschaftsbewerbers, der heute US-Wählerinnen elektrisiert, muss schon damals funktioniert haben. Er hat seine Lehrerin allem Anschein nach gleich um den Finger gewickelt. "Er hat mir immer beim Tafelputzen geholfen, weil er so groß war", sagt sie. Höflich, freundlich, gutmütig - ein Schulstreich fällt ihr beim besten Willen nicht ein. "Er war einer meiner Besten, vor allem in Mathematik."

Sie drückt ihrem Ex-Schüler beide Daumen, wie auch die Schüler hier. Auf die Frage: "Wer ist Barack Obama?" breitet sich auf den Gesichtern der vierten Klasse breites Grinsen aus. "Präsident!" rufen die Zehn- und Elfjährigen. Sie kennen der Mann inzwischen aus dem Fernsehen und fiebern im Wahlkampf mit. "Er sollte mal vorbeikommen", sagt Jonas vorlaut. Darmawan macht sich wenig Hoffnung. "Der hat uns doch längst vergessen", sagt sie. Einen Rat hätte sie natürlich schon, wenn er dann doch mal eines Tages in der Tür stünde, sagt sie nach einigem Zögern: "Er sollte mehr Frieden in die Welt bringen."

So etwas Ähnliches wünscht sich der Leiter der zweiten Schule, die Obama in Jakarta besuchte. "Barry war hier mit Muslimen und Christen zusammen, dabei hat er Toleranz für andere Religionen gelernt", sagt Kuwadiyanto (53) und hofft, dass sich das im Falle seines Wahlsiegs positiv auf die US-indonesischen Beziehungen auswirkt. Ein paar rechte Scharfmacher haben in den USA versucht, die Menteng-Schule als Einrichtung zur Ausbildung muslimischer Extremisten darzustellen. "Völlig aus der Luft gegriffen", sagt Kuwadiyanto. An der Schule werden seit jeher Angehörige aller Religionen unterrichtet.

Fanclub aus der vierten Klasse

Sara geht hier in die vierte Klasse. Sie weiß über den berühmten Ehemaligen genau Bescheid. "Barack Obama hat vielleicht auf meinem Stuhl gesessen", sagt sie. Die Klasse lacht. Geschrieben hat sie ihm noch nicht, obwohl sie es schon cool fände, wenn er käme. "Aber so ein Präsident hat bestimmt wenig Zeit", sinniert sie. Einige von Obamas Klassenkameraden haben einen Obama-Fanclub gegründet.

Die pensionierte Lehrerin Darmawan erinnert sich am Ende dann doch noch an eine Kleinigkeit. Ein Aufsatz, den der aufgeweckte Barry schrieb, ist ihr in Erinnerung geblieben. Es war der Schulklassiker "Wenn ich groß bin..." Obama schrieb nach Angaben seiner Lehrerin: "Ich werde eines Tages Präsident."

Von Christiane Oelrich, dpa

Quelle: ntv.de

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