Politik

Afghanistan-Strategie Obama sucht gesunden Ansatz

Obama denkt über eine Erhöhung der Truppen am Hindukusch nach.

Obama denkt über eine Erhöhung der Truppen am Hindukusch nach.

(Foto: REUTERS)

US-Präsident Barack Obama will möglicherweise bereits bis im Zuge der zweiten Wahlrunde in Afghanistan über eine neue Strategie für den dortigen Einsatz und eventuelle Truppenaufstockungen entscheiden. "Ich halte es für durchaus möglich, dass wir vor den Ergebnissen der zweiten Wahlrunde eine Strategie festgelegt haben", sagte Obama dem US-Fernsehsender NBC. Es sei jedoch denkbar, dass das neue Vorgehen dann nicht gleich öffentlich dargelegt werde. Die zweite Runde der afghanischen Präsidentschaftswahl ist für den 7. November geplant.

Seine Regierung wolle sich für die Entscheidung über das künftige Vorgehen in Afghanistan Zeit nehmen, sagte Obama. Dieser Prozess solle aber "nicht in die Länge gezogen werden, denn (...) je früher wir einen gesunden Ansatz und Personal vor Ort haben, desto besser wird unsere Position sein". Es wird vermutet, dass die neue Strategie die Entsendung von zehntausenden zusätzlichen US-Soldaten nach Afghanistan beinhalten könnte. Bis Ende des Jahres soll das US-Kontingent am Hindukusch bereits auf 68.000 Soldaten wachsen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im US-Senat, John Kerry, sagte nach einem Treffen mit Obama in Washington, es zeuge von "gesundem Menschenverstand", wenn der US-Präsident mit seiner Entscheidung über die neue Strategie bis zur Stichwahl in Afghanistan warte. Kerry informierte Obama bei seinem Besuch im Weißen Haus über seine gerade beendete Reise nach Afghanistan und Pakistan. Dabei hatte er den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai nach eigenen Angaben mit dem Verweis auf sein eigenes knappes Scheitern bei den US-Präsidentschaftswahlen 2004 zur Zustimmung zu einer Stichwahl gegen den früheren afghanischen Außenminister Abdullah Abdullah bewegt. "Ich habe ihm gesagt, dass es manchmal schwere Schläge gibt", sagte Kerry der "New York Times".

Scharfe Beobachtung

Nach der von Betrugsvorwürfen überschatteten ersten Runde der Präsidentenwahl in Afghanistan wollen die USA die Stichwahl streng überwachen. Alle müssten sehr "aufmerksam" sein, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates bei einem Besuch in Südkorea. Es müsse sichergestellt werden, dass es bei der für den 7. November angesetzten Stichwahl zwischen Amtsinhaber Hamid Karsai und Ex-Außenminister Abdullah Abdullah so wenig Probleme wie möglich gebe, um dem Sieger Legitimität zu geben, forderte Gates vor einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister, die in Bratislava über Afghanistan beraten.

Die Organisation der Stichwahl in Afghanistan bringt erhebliche logistische Schwierigkeiten mit sich. Angesichts des hereinbrechenden Winters, der Gefahr durch Anschläge der radikalislamischen Taliban und Ernüchterung über die Betrugsvorwürfe rechnen Beobachter damit, dass noch weniger Wähler ihre Stimme abgeben als im ersten Durchgang. Zudem wird es vermutlich weniger internationale Beobachter geben. Nach Angaben des schwedischen Außenministers Carl Bildt wird es wegen der Kürze der Zeit womöglich nicht gelingen, wie in der ersten Runde 120 EU-Wahlbeobachter zusammenzubringen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen