Politik

Diplomatische Krise Obama telefoniert mit Netanjahu

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Ihr Verhältnis gilt seit Langem als angespannt. Wieder berichten israelische Medien von einem neuen Tiefpunkt im Verhältnis Obama/Netanjahu: Der US-Präsident wird den israelischen Premier bei dessen USA-Besuch nicht treffen. Das Weiße Haus wiegelt ab. Dann greift Obama persönlich zum Hörer und telefoniert mit Netanjahu.

Nach Spekulationen über eine deutliche Verhärtung im amerikanisch-israelischen Verhältnis hat US-Präsident Barack Obama am Dienstagabend eine Stunde lang mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert. Vorausgegangen waren Berichte aus Israel, nach denen sich Netanjahu Ende September am Rande der UN-Generalversammlung mit Obama treffen wollte, das Weiße Haus aber mit Hinweis auf Terminprobleme abgelehnt habe.

Versöhnung am Telefon? Netanjahu fordert mehr Unterstützung im Atomstreit mit dem Iran.

Versöhnung am Telefon? Netanjahu fordert mehr Unterstützung im Atomstreit mit dem Iran.

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Dies wiederum hatte Mutmaßungen ausgelöst, dass ein jüngster Schlagabtausch über rote Linien im Atomstreit mit dem Iran Obama verprellt und zur diplomatischen Ohrfeige für Netanjahu veranlasst habe. Das Verhältnis zwischen Netanjahu und Obama gilt seit Langem als gespannt. Netanjahu befürchtet einen zweiten Holocaust, sollte der Iran, der Israel mit Vernichtung droht, Atomwaffen erlangen. Nur wenn sich Israel sicher sein könne, dass die USA den Iran auch später noch militärisch stoppen werden, könne es von einem baldigen Angriff absehen, spekulierten israelische Medien.

Das Weiße Haus teilte nun nach dem Telefonat zwischen Obama und Netanjahu mit, es habe entgegen Medienberichten weder ein Ersuchen um ein Treffen mit dem US-Präsidenten gegeben noch sei ein Ersuchen jemals abgelehnt worden. Zugleich hieß es, das Telefonat sei im Rahmen andauernder Konsultationen erfolgt.

Nicht zur selben Zeit am gleichen Ort

Die beiden Spitzenpolitiker hätten über die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm, die enge amerikanisch-israelische Zusammenarbeit in dieser Frage und über andere sicherheitspolitische Themen gesprochen. Obama und Netanjahu hätten bekräftigt, dass sie sich einig in ihrer Entschlossenheit seien, einen iranischen Atomwaffenbesitz zu verhindern. Sie stimmten darin überein, ihre engen Konsultationen fortzusetzen.

Bereits zuvor hatte ein Sprecher des Weißen Hauses, Thomas Vietor, erklärt, dass Obama am 24. September, einem Montag, in New York eintreffe und am Dienstag wieder abreisen werde. Netanjahu komme aber erst später in der Woche nach New York. "Sie sind schlicht nicht zur selben Zeit in der Stadt", so der Sprecher. Aber beide Politiker hätten häufig Kontakt miteinander, und Netanjahu werde sich während seines Besuches mit anderen hohen Regierungsbeamten treffen, darunter Außenministerin Hillary Clinton.

Clinton hatte kürzlich Forderungen nach einer roten Linie abgelehnt und "Verhandlungen als den weitaus besten Ansatz" bezeichnet, den Iran von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten. Darauf reagierte Netanjahu mit Empörung. "Jene in der internationalen Gemeinschaft, die sich weigern, dem Iran rote Linien zu ziehen, haben kein moralisches Recht, Israel rotes Licht (für einen Angriff auf den Iran) zu zeigen", sagte er.

Quelle: ntv.de, dpa

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