RWE und Eon bezahlen Gutachter Ökostrom-Vorgaben sollen sinken
26.08.2010, 10:58 Uhr
Kernkraftwerke Isar 1 + 2: Atomstrom soll auch weiterhin Deutschland versorgen.
(Foto: REUTERS)
Wie wird Deutschlands Energieversorgung aussehen? Am Freitag soll ein Gutachten vorgelegt werden, das Grundlage für die Entscheidung der Bundesregierung sein wird. Doch bereits jetzt sorgt die Studie für Streit: Zum einen wird offenbar der angepeilte Ökostrom-Anteil gesenkt. Zum anderen finanzieren Eon und RWE die Gutachter mit.
Die Bundesregierung baut in ihren Modellen für längere Atom-Laufzeiten voraussichtlich einen niedrigeren Ökostrom-Anteil ein als in ihrem eigenen Aktionsplan. Das geht aus einem Zwischenbericht der Gutachter für die Energieszenarien vor. Während der Nationale Aktionsplan für erneuerbare Energie für 2020 einen Ökostrom-Anteil von 38,6 Prozent anpeilt, geht die Regierung dem Zwischenbericht zufolge von einem Anteil von rund 35 Prozent erneuerbaren Energien am Strom aus. Das Bundeskabinett hatte den Aktionsplan Anfang August beschlossen.
Die Kosten für die Sanierung maroder Endlager wie Asse in Niedersachsen sind in dem Zwischenbericht den Informationen zufolge nicht eingerechnet worden. Auch die geplante Brennelementesteuer und mögliche weitere Abgaben sind nicht enthalten. Die Gutachten des Energiewissenschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI) und der Prognos AG sollen Umweltminister Norbert Röttgen und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle an diesem Freitag vorgelegt werden. Sie bilden eine Grundlage für das Energiekonzept und damit für die Entscheidung über längere Laufzeiten der Atommeiler.
Zweifel an der Unabhängigkeit

Entscheidung im Herbst: Kanzlerin Merkel und Umweltminister Röttgen müssen sich auf ein Energiekonzept festlegen.
(Foto: dpa)
Doch nicht nur die niedrigeren Vorgaben für den Anteil ökologischer Energien sorgen für Wirbel. Vielmehr kommen nun auch die Gutachter selbst ins Gerede. Denn nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" nimmt das renommierte EWI aus Köln Geld von den Stromkonzernen RWE und Eon an. Beide Konzerne betreiben Atomkraftwerke und haben dementsprechend Interesse an bestimmten Ergebnissen der Studie, die Grundlage für das Energiekonzept der Bundesregierung sein soll.
Über fünf Jahre sollen dem Bericht zufolge RWE und Eon vier Millionen Euro an die "Gesellschaft zur Förderung des EWI" bezahlt haben. Beide Konzerne seien auch im Verwaltungsrat des Instituts vertreten und ihre Manager würden zudem der Fördergesellschaft vorsitzen, die das Institut trägt.
Institut bestreitet Vorwürfe
"Da haben sich die Atomkonzerne ihre Lizenz zur Laufzeitverlängerung selbst ausgestellt", kritisiert Greenpeace-Experte Tobias Münchmeyer gegenüber der Zeitung diese Verstrickung. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhne bezeichnete die Beauftragung des Instituts demnach als "frech".
Das Institut wies die Vorwürfe gegenüber dem Blatt allerdings zurück. Die Unternehmen hätten keinerlei Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit. "Unsere Unabhängigkeit ist garantiert", wird eine Sprecherin zitiert. Das sei auch in der Satzung des Fördervereins festgeschrieben.
Quelle: ntv.de, tis/dpa