Politik

Jungen besonders gefährdet Online-Sucht steigt drastisch

Weil die Fälle von Spiel- und Internetsucht besonders bei Jugendlichen drastisch ansteigen, will die Bundesdrogenbeauftragte mehr Therapiemöglichkeiten schaffen und das Thema besser erforschen lassen.

Besonders das Online-Spiel "World of Warcraft" verführt Jugendliche zum exzessiven Spielen.

Besonders das Online-Spiel "World of Warcraft" verführt Jugendliche zum exzessiven Spielen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, fordert eine bessere Erforschung der Computerspielsucht und einen Ausbau der Therapiemöglichkeiten für die oftmals jugendlichen Onlinesüchtigen. "Wir müssen Eltern und Lehrer unterstützen, eine Mediensucht im Frühstadium zu erkennen und wirksam zu verhindern", erklärte Bätzing anlässlich einer Fachtagung zu dem Thema in Berlin. Medienpädagogische Hilfsangebote seien besonders wichtig.

"Neue Medien sind eigentlich eine feine Sache und die mediale Zukunft", erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. "Exzessiv Computer spielende Jugendliche laufen aber Gefahr, Schule, Beruf und Beziehungen zu vernachlässigen und in ihrer psychischen und sozialen Entwicklung zurückzubleiben", warnte Bätzing unter Berufung auf eine bereits im März vorgelegte Studie im Auftrag des Bundesinnenministeriums.

Spielen erst ab 18?

SPD-Politikerin Sabine Bätzing.

SPD-Politikerin Sabine Bätzing.

(Foto: AP)

In der "Mitteldeutschen Zeitung" sagte sie, angesichts des wachsenden Problems der Onlinesucht nehme auch der Bedarf an Therapieplätzen für die Betroffenen zu. Bätzing forderte, die Medienkompetenz von Eltern und Kindern zu stärken. Es gehe um die Fähigkeit, "zwischen der virtuellen und der realen Welt zu unterscheiden".

Es sei unverständlich, warum Spiele wie "World of Warcraft" mit einem hohen Abhängigkeitspotenzial für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben seien, sagte Bätzing. Die Bundesländer rief sie auf, eine Freigabe des Spiels erst ab 18 zu prüfen. Das Spiel erzielt weltweit mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz und kann von mehreren Personen zusammen über das Internet gespielt werden.

Jeder 10. Jugendliche spielt exzessiv

Der Studie zufolge spielt jeder zehnte Jugendliche - 15,8 Prozent der Jungen und 4,3 Prozent der Mädchen - in der Freizeit exzessiv am Computer, das heißt über viereinhalb Stunden täglich. Drei Prozent der Jungen sowie 0,3 Prozent der Mädchen sind demnach gar computerspielabhängig, weitere 4,7 Prozent der Jungen und 0,5 Prozent der Mädchen gelten als gefährdet. Bätzing betonte, die Studie habe gezeigt, dass computerspielsüchtige Jungen unter anderem deutlich schlechtere Schulnoten hätten und häufiger schwänzten. Jeder fünfte Spieler von "World of Warcraft" (WoW) sei abhängig oder suchtgefährdet.

Der Hannoveraner Suchtforscher und Psychotherapeut Bert te Wildt sagte im ZDF, entscheidend für eine Abhängigkeit sei das Spielen im Internet. Das interaktive miteinander Spielen mache süchtig: "Wir haben ganz wenige Spieler, die abhängig werden, weil sie Konsolenspiele spielen. Das abhängig Machende scheint also die Beziehungsdimension im Netz mit anderen Spielern zu sein." Die Spieler tauschten dort reale soziale Kontakte gegen Online-Kontakte aus.

Besonders bedroht von einer Onlinesucht seien "junge Männer, die auf dem Weg ins Erwachsenwerden gescheitert sind", sagte te Wildt. Sie zögen sich häufiger ängstlich oder gekränkt aus der realen Welt zurück. Die Stundenzahl allein sei kein Warnsignal - ein Indiz sei vielmehr, wenn jemand beim Spiele-Entzug "aggressiv oder depressiv" werde.

Quelle: ntv.de, AFP

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