Lage in Thailand eskaliert Opposition stürmt Parlament
07.04.2010, 11:52 UhrSeit Wochen protestieren Oppositionelle in Thailands Hauptstadt, vor wenigen Tagen besetzten sie Bangkoks Einkaufsviertel. Jetzt eskaliert die Lage: Die "Rothemden" durchbrechen Absperrungen mit einem Lastwagen und stürmen das Parlamentsgebäude. Einige Minister fliehen mit einem Hubschrauber.
In Thailand haben Hunderte Oppositionelle den Kampf um Neuwahlen verschärft und kurzzeitig das Parlamentsgelände gestürmt. Die Demonstranten hätten mit einem Lastwagen die Absperrung vor dem Parlamentsgebäude durchbrochen, sagten Politiker. Einige Minister flohen nach einer Kabinettssitzung im Parlamentsgebäude mit einem Hubschrauber. Seit knapp vier Wochen protestieren die "Rothemden". Nun durchbrachen die Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra eine Polizeikette und blieben 20 Minuten auf dem Parlamentsgelände. Die Demonstranten nahmen der in voller Kampfmontur angetretenen Polizei die Gewehre und Tränengas-Kanister ab und schwenkten sie triumphierend in der Luft.
Einige Minister hatten das Parlament nach dem Kabinettstreffen bereits verlassen, andere mussten ausgeflogen werden, darunter der stellvertretende Ministerpräsident Suthep Thaugsuban. "Viele von uns kletterten über eine Mauer auf ein angrenzendes Gelände, wo ein Regierungshubschrauber wartete", berichtete ein Minister.
Opposition ruft "nächste Stufe" aus
Die Proteste würden nun die nächste Stufe erreichen, sagte Demonstrationsführer Nattawut Saikua. Ab sofort werde sich die Opposition auf Menschen und Orte konzentrieren, zu denen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva eine Verbindung habe. Weiterhin hielten Zehntausende Demonstranten Bangkoks größtes Einkaufsviertel besetzt, seit Samstag haben die Geschäfte hier geschlossen.
Die Regierung hat die Androhung von Festnahmen bislang nicht wahr gemacht und damit die Protestler nach Einschätzung von Beobachtern eher noch zu weiteren Demonstrationen ermutigt. Die Rothemden, die sich aus der Arbeiterschaft und der armen Landbevölkerung rekrutieren, werfen der Staatsführung vor, unrechtmäßig an die Macht gekommen zu sein. Abhisit hält Wahlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt angesichts der Spannungen nicht für möglich, hat aber für Dezember eine Abstimmung angeboten.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP