Politik

Vor Papstbesuch Oppositionelle in Kuba inhaftiert

Santiago de Cuba präpariert sich für den Besuch des Papstes.

Santiago de Cuba präpariert sich für den Besuch des Papstes.

(Foto: dpa)

Die Kritiker der kommunistischen Führung in Kuba beklagen die Festnahmen dutzender Oppositioneller kurz vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. Das Castro-Regime wolle vor und während des Aufenthaltes des katholischen Kirchenoberhauptes jeglichen Protest unterbinden, lautet der Vorwurf.

Kurz vor dem offenbar erneut dutzende Kritiker der kommunistischen Führung festgenommen worden. In der südöstlichen Stadt Santiago de Cuba, wo der 84-Jährige erwartet wird, seien in den vergangenen Tagen mindestens 70 Oppositionsanhänger verhaftet worden, teilte das Kubanische Komitee für Menschenrechte und Nationale Versöhnung mit.

Unter den Festgenommenen in Santiago de Cuba befanden sich den Angaben zufolge auch etwa 15 sogenannte Damen in Weiß, die für eine Freilassung politischer Häftlinge aus den kubanischen Gefängnissen kämpfen. Erst vor gut einer Woche waren in der kubanischen Hauptstadt Havanna dutzende Mitglieder der Gruppe, darunter auch ihre Chefin Berta Soler, in Gewahrsam genommen und erst Stunden später wieder freigelassen worden.

Die Damen in Weiß setzen sich für politische Häftlinge ein.

Die Damen in Weiß setzen sich für politische Häftlinge ein.

(Foto: dpa)

"Das Castro-Regime verstärkt seine Repression und Einschüchterung gegen friedliche Dissidenten, vor allem in der Provinz Santiago und in der Umgebung", sagte der Präsident Menschenrechts- und Versöhnungskomitees, Elizardo Sánchez. Der frühere politische Häftling José Daniel Ferrer sagte, die kubanische Regierung wolle eine "totale Kontrolle" der Orte, an denen der Papst Messen feiern werde. Jeder Protest solle unterbunden werden.

Benedikt will mit Raúl Castro sprechen

Benedikt XVI. wird am Abend in Santiago de Cuba erwartet, wo er eine Messe zu Ehren Unserer Lieben Frau der Barmherzigkeit, der katholischen Schutzheiligen Kubas, feiern will. Am Dienstag ist in Havanna ein Gespräch des Papsts mit Staatschef Raúl Castro vorgesehen. Auch dessen Vorgänger und Bruder Fidel Castro will der Papst nach Möglichkeit treffen. Nach einem Gottesdienst auf dem Platz der Revolution soll Benedikt XVI. am Mittwoch wieder nach Rom zurückfliegen.

Während seines Flugs nach Mexiko hatte Benedikt XVI. den Marxismus in Kuba als nicht mehr zeitgemäß kritisiert und zur Suche nach "neuen Modellen" aufgefordert. Die katholische Kirche verortete er dabei "an der Seite der Gewissens- und Religionsfreiheit". In Kuba hatte bis in die 90er Jahre hinein ein staatlich verordneter Atheismus geherrscht. Etwa zehn Prozent der rund elf Millionen Einwohner des Landes sind katholisch.

Während viele kubanische Katholiken als Oppositionsanhänger gelten, ist die Kirche in dem Land eine wichtige Säule des Sozialsystems. Mit Dissidenten will sich Benedikt XVI. in Kuba jedoch nicht treffen. "Der Heilige Stuhl kennt die ideologischen Positionen der kubanischen Regierung", was auch umgekehrt gelte, sagte der Erzbischof von Santiago de Cuba, Dionisio García, vor der Ankunft des Papsts. Den Marxismus verurteilte auch er als "veraltet und überholt".

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen