Trotz Wahlgeschenken nur 91 Prozent Ost-Renten immer noch niedriger
13.11.2012, 15:34 UhrZum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren werden Ost-Renten stärker steigen als im Westen: Für das Wahljahr 2013 zeichnet sich zwischen Rügen und Erzgebirge ein dreimal höherer Aufschlag als im Westen ab. Unterm Strich haben die Ost-Rentner mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung weniger Geld in der Tasche als West-Rentner.
Die ostdeutschen Rentner können im kommenden Jahr mit einem dreimal höheren Rentenplus als im Westen rechnen. Dort wird die Rentenerhöhung "in einer Größenordnung von etwa einem Prozent" liegen, im Osten könnte es "mit allen Vorbehalten" auf eine Anhebung von drei Prozent hinauslaufen. Das sagte die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung Bund, Annelie Buntenbach, in Würzburg. Dennoch sind Ost-Renten immer noch niedriger als West-Renten.
Im laufenden Jahr waren die Renten für rund 20 Millionen ältere Menschen im Osten um 2,26 Prozent, im Westen um 2,18 Prozent angehoben worden. Die exakte Anpassung zur Jahresmitte 2013 wird erst im kommenden Frühjahr feststehen.
Mit der gespaltenen Erhöhung rückt das Rentenniveau im Osten einen kleinen Schritt weiter an das im Westen an: Derzeit liegt es bei 88,8 Prozent, nach der Anpassung bei 91,0 Prozent des Westwertes. "Beide Rentenwerte nähern sich weiter an", sagte Buntenbach. Ein Automatismus zur völligen Angleichung lasse sich daraus aber nicht ableiten. Dies müsse durch die nächste Bundesregierung geregelt werden.
Diskussionen im Wahljahr erwartet
Die unterschiedliche Anhebung in West und Ost ergibt sich den Angaben der Rentenexperten zufolge aus "technischen Faktoren" bei der Rentenberechnung, etwa durch die unterschiedliche Entwicklung der Versicherteneinkommen. Hinzu kommt im Westen die noch ausstehende Verrechnung mit einer unterlassenen Rentenkürzung in der Wirtschaftskrise 2009.
Unter dem Strich führt dies laut Rentenversicherung dann zu dem ungewöhnlich großen Abstand von zwei Prozentpunkten bei der nächsten Rentenerhöhung zur Jahresmitte 2013. Im Wahljahr dürfte dies zu heftigen Diskussionen führen. Buntenbach warb deshalb dafür, den Nachholfaktor auszusetzen: Ohne ihn könnte die Rentenerhöhung im Westen um 0,7 Prozentpunkte höher ausfallen - und sich der Abstand zwischen Ost und West wieder vergrößern.
Beitragssatz wird wohl bleiben
Der Rentenbeitragssatz wird unter den aktuellen Rahmenbedingungen nach Buntenbachs Worten voraussichtlich bis 2017 stabil bei 18,9 Prozent gehalten werden können. Zum bevorstehenden Jahreswechsel soll er zunächst von 19,6 auf 18,9 Prozent sinken, sofern der Bundesrat keine Einwände erhebt. Beschäftigten und Arbeitgebern winkt dann eine Entlastung um jeweils 3,1 Milliarden Euro im Jahr. Der Bundeshaushalt dürfte dann um etwa 1,7 Milliarden Euro entlastet werden.
Das Netto-Rentenniveau für 2013 (nach Abzug von Sozialabgaben, aber vor Steuern) gab Buntenbach mit 49,6 Prozent an. Bis 2030 wird es nach den derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen auf 44,8 des Durchschnittseinkommens sinken. Soll diese Absenkung - wie von der SPD angestrebt - verhindert werden, würde dies laut Rentenversicherung etwa 20 Milliarden Euro oder zwei zusätzliche Beitragspunkte kosten.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP