"Beginnt zu brodeln" Österreich weitet Maskenpflicht wieder aus
21.07.2020, 21:11 Uhr
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler reagieren auf steigende Coronazahlen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Österreichs Regierung reagiert auf die seit Wochen steigenden Fallzahlen. Zuletzt gibt es mehr als 100 Neuinfektionen täglich. Für Supermärkte gilt daher erneut eine Maskenpflicht, Quarantäne-Kontrollen werden verschärft. Auch schärfere Grenzkontrollen zu Nachbarländern werden angekündigt.
Als Reaktion auf steigende Corona-Infektionszahlen weitet Österreich die Maskenpflicht wieder aus. In Supermärkten, Bank- und Postfilialen müsse von Freitag an wieder ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Zuletzt galt die Maskenpflicht nur in Bussen und Bahnen, im medizinischen Bereich sowie in einigen Regionen. Seit Anfang Juli hatten sich in Österreich teils wieder mehr als 100 Menschen täglich angesteckt. Insgesamt sind in der Alpenrepublik derzeit 1400 Menschen mit dem Virus infiziert. "Es beginnt wieder ein bisschen zu brodeln", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen. Das Tragen der Maske habe auch einen symbolischen Effekt, meinte der ÖVP-Politiker. "Je mehr sie aus unserem Alltag verschwindet, desto stärker wird die Sorglosigkeit."
Schärfere Grenzkontrollen
Kurz kündigte auch schärfere Grenzkontrollen zu Ungarn und Slowenien an. Viele neue Corona-Fälle seien in jüngster Zeit von Reisenden eingeschleppt worden, die aus Ländern des Balkans zurückgekehrt seien, sagte der Regierungschef. Außerdem könnten Einreisen aus Risikogebieten nur dann erfolgen, wenn ein negativer PCR-Test vorliege, der von einem auch in Österreich anerkannten Labor ausgestellt worden sei, oder wenn sich der oder die Reisende in Quarantäne begebe.
Darüber hinaus werden Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Bezug zu Risikogebieten im Ausland zu einer generellen Maskenpflicht gedrängt. In Freikirchen und einer serbisch-orthodoxen Kirche in Wien waren zuletzt Corona-Cluster lokalisiert worden. Wenn ein positiver Fall verzeichnet werde, müsse die betroffene Kirche schließen, hieß es.
Corona-Ampelsystem kommt
Insgesamt erhöht die Regierung den Druck, die Quarantäne auch zwingend einzuhalten. Bisher seien 56.000 Menschen überprüft worden, sagte Innenminister Karl Nehammer von der ÖVP. In 260 Fällen seien Strafen verhängt worden. Es gelte, eine zweite Welle und einen zweiten Lockdown mit aller Macht zu verhindern, sagte Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen.
Das österreichische Corona-Ampelsystem, das das Covid-19-Risiko auf Bezirksebene einstufen soll, wird Anschober zufolge im August in Probebetrieb gehen. Die Ampel berücksichtigt vier Kriterien. Je nach Ampelstufe - von grün bis rot - sollen in den Bezirken Maßnahmen verhängt werden.
Das Land sei in der Coronakrise weiterhin vergleichsweise sehr solide unterwegs, sagte Kurz. "Wir erleben etwas, was einer Ziehharmonika ähnelt", so Kurz über den Wechsel zwischen Lockerungen und Verschärfungen im Kampf gegen das Virus.
Quelle: ntv.de, dbe/dpa