Wien gegen gewaltsame Befreiung Österreicher verschleppt
11.03.2008, 12:06 UhrDie Regierung in Wien will keinen Einsatz von Gewalt zur Befreiung eines in Nordafrika von mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen festgehaltenen österreichischen Touristenpaares. Man halte "engen Kontakt" zu den beiden beteiligten Maghreb-Staaten Tunesien und Algerien, mit der "Bitte, von möglichen militärischen Aktionen Abstand zu nehmen", betonte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, in Wien.
Ein "Ableger" von El Kaida hatte sich am Montag zur Entführung der beiden Österreicher bekannt. Inzwischen ist nach in Wien vorliegenden Informationen eine zweite Botschaft der mutmaßlichen Entführer bekanntgeworden. Auf der Website der Gruppe waren in der Nacht zum Dienstag die Passdaten des Paares veröffentlicht worden. Die von der Gruppe genannten Namen stimmen mit jenen von zwei Österreichern überein, die von ihren Angehörigen gesucht werden. Es handelt sich um den 51-jährigen Salzburger Steuerberater Wolfgang Ebner und die 43-jährige Krankenschwester Andrea Kloiber aus der Nähe von Salzburg. Sie seien in einem Geländefahrzeug mit ihren zwei Schäferhunden unterwegs gewesen, teilte Ebners Sohn Bernhard mit.
Nach algerischen Zeitungsberichten soll das aus Hallein bei Salzburg stammende Paar von den Entführern inzwischen nach Mali gebracht worden sein. Unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise berichtete "Ennahar", die Europäer seien nach einer viertägigen Reise durch die Wüste dort angekommen. Die algerische Regierung nahm zunächst nicht zu dem Bericht Stellung.
Der Sohn des entführten Wolfgang Ebner zeigte sich am Dienstag in Salzburg "erleichtert" über das erste Lebenszeichen seines Vater und seiner Gefährtin Andrea Kloiber. "Die erste Reaktion war Erleichterung, weil es das erste Lebenszeichen von ihnen war und es ihnen gut gehen soll", meinte Sohn Bernhard am Montagmittag in Salzburg, "aber wenn man El Kaida hört, fängt jeder an zu schlucken".
Ein tunesischer Behördensprecher sagte, das auf einer Wüstentour in Nordafrika seit dem 18. Februar verschollene Touristenpaar sei nach Informationen seiner Regierung nicht in Tunesien entführt worden. "Nach unseren aktuellen Erkenntnissen hatten die Touristen mit ihrem Geländewagen die Grenze (zu Algerien) überquert".
Bernhard Ebner, der Sohn des angeblich entführten Österreichers, hatte nach eigenen Angaben zuletzt am 18. Februar telefonischen Kontakt zu seinem Vater. Seitdem fehlt von den Urlaubern jede Spur. Das Paar war nach tunesischen Angaben am 10. Februar mit der Autofähre aus Genua im Hafen von Halk el Oued eingetroffen und zuletzt in der Stadt Matmata nahe Djerba gesehen worden.
El Kaida in Nordafrika hatte in Algerien in den vergangenen Monaten mehrere Terroranschläge auf öffentliche Einrichtungen verübt. In Tunesien hatten islamistische Terroristen im April 2002 vor der Synagoge von Djerba einen Anschlag verübt, dem 21 Menschen zum Opfer gefallen waren, darunter 14 deutsche Touristen. Seither hat es in dem nordafrikanischen Land keine Attacken mehr auf Urlauber gegeben.
Der tunesische Behördensprecher sagte dazu: "Wir betonen, dass es keinen Grund gibt, sich um die Sicherheit und Unversehrtheit der Millionen von europäischen Touristen zu sorgen, die Tunesien jedes Jahr besuchen."
Quelle: ntv.de