Terror-Vorwurf in der Türkei Österreichischer Journalist sitzt fest
25.12.2018, 09:08 Uhr
Ein Gericht in Ankara ordnete am Heiligabend die Entlassung des 29-Jährigen an.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Aus dem Gefängnis wird er entlassen, dann muss er aber gleich wieder zur Polizei - an Ausreise ist noch längst nicht zu denken. Weil er kritisch über die türkische Regierung berichtete, erwartet einen österreichischen Journalisten nun ein Gerichtsverfahren.
Ein vor mehr als drei Monaten in der Türkei festgenommener Österreicher ist an Heiligabend aus dem Gefängnis entlassen und gleich zur nächsten Polizeistation gebracht worden. Der 29-jährige Max Zirngast müsse dort die Nacht verbringen, da ihm Dokumente mit dem offiziellen Ausreiseverbot erst an diesem Dienstag ausgestellt werden können. Das berichtete die österreichische Agentur APA in der Nacht unter Berufung auf Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer.
Erst danach soll der Mann freikommen. Ein Gericht in Ankara ordnete am Montag die Entlassung des jungen Mannes an, wie sein Anwalt bestätigte. Allerdings dürfe er nicht ausreisen und müsse sich jede Woche bei der Polizei melden. Sein Mandant müsse sich nach wie vor wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor Gericht verantworten. Prozessauftakt sei am 11. April.
Der Österreicher war im September festgenommen worden. Zirngast studiert seit 2015 Politikwissenschaft an der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara und schreibt für verschiedene Medien in der Türkei und im Ausland, darunter das deutschsprachige linksradikale Magazin "re:volt". Dabei setzt er sich kritisch mit dem Verhältnis der Türkei zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK auseinander.
In einem vergangenen Monat in der "Washington Post" erschienenen Artikel schrieb Zirngast, dass die Behörden ihn wegen Büchern befragt hätten, die sie in seiner Wohnung gefunden hatten, sowie zu einem von ihm verfassten Artikel im linksgerichteten US-Magazin "Jacobin", in dem er Präsident Recep Tayyip Erdogan beleidigt haben soll.
In der Türkei sitzen auch mehrere Deutsche unter Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft oder sie wurden verurteilt. Im November wurde eine deutsche Sängerin mit kurdischen Wurzeln wegen PKK-Mitgliedschaft zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die PKK gilt in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation.
Quelle: ntv.de, fhe/dpa/AFP