Politik

Furcht und Hass in Elfenbeinküste Ouattara setzt auf Aussöhnung

Der international anerkannte Präsident der Elfenbeinküste Ouattara ruft nach der Festnahme seines Rivalen Gbagbo seine Anhänger auf, sich jeder Art von Racheakten und Gewalttaten zu enthalten. Gleichzeitig kündigt er ein Gerichtsverfahren gegen Gbagbo und dessen Frau an. Doch Versöhnung und Wiederaufbau stellen den neuen Präsidenten vor große Aufgaben.

Ouattara muss das Land auf dem Weg in einen Bürgerkrieg stoppen.

Ouattara muss das Land auf dem Weg in einen Bürgerkrieg stoppen.

(Foto: AP)

Dem abgewählten und entmachteten Präsidenten der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, soll der Prozess gemacht werden. Sein gewählter Nachfolger, der international anerkannte Präsident Alassane Ouattara, kündigte in einer Fernsehansprache die juristische Aufarbeitung des monatelangen Machtkonflikts an. Gbagbo, der sich am Montag nach tagelanger Belagerung in seiner Residenz ergeben hatte, solle ebenso wie seine Mitarbeiter, die Verbrechen begangen hätten, zur Rechenschaft gezogen werden.

Zugleich versicherte Ouattara, dass für die Sicherheit Gbagbos und dessen Familie gesorgt werde. Es solle zudem eine Wahrheits- und Versöhnungskommission eingerichtet werden, um Massaker und andere Menschenrechtsverstöße aufzuklären. Die Milizen rief er auf, ihre Waffen niederzulegen, und appellierte ans Volk, Vertrauen in die Zukunft zu haben. "Heute eröffnet sich ein weißes Blatt vor uns und gemeinsam werden wir die Geschichte der Versöhnung schreiben", schloss Ouattara..

Gbagbo am Ende

Gbagbo, der sich nach den Wahlen im vergangenen November geweigert hatte, die Macht an Ouattara zu übergeben, wird seit Montagnachmittag in einem Hotel in der Hafenstadt Abidjan festgehalten, in dem sich das Hauptquartier Ouattaras und der UN-Mission Unoci befinden. Am Abend hatte Gbagbo seine Anhänger in einer kurzen Fernsehansprache aufgefordert, die Kämpfe einzustellen.

Er rief seine Anhänger auf, keine Racheakte zu verüben.

Er rief seine Anhänger auf, keine Racheakte zu verüben.

(Foto: AP)

Er hatte sich am Montagnachmittag in seiner Residenz ergeben, die von französischen Soldaten und den Republikanischen Truppen Ouattaras umstellt war. Seine Festnahme beendete den seit fünf Monaten andauernden blutigen Machtkonflikt in dem westafrikanischen Land.

Gbagbo hatte bereits fünf Jahre ohne Mandat regiert, da die Wahlen nach dem offiziellen Ende seiner Amtszeit im Jahr 2005 wegen organisatorischer Probleme und innenpolitischer Konflikte immer wieder verschoben worden waren.

Ende eines Kapitels

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, die Festnahme Gbagbos markiere das Ende eines unglücklichen Kapitels, das "niemals hätte existieren dürfen". Er kündigte an, mit Ouattara über eine Zusammenarbeit zur Lösung der Krise zu sprechen. Es seien mehr als 1000 Menschen getötet worden und mehr als 100.000 weitere seien aus dem Land geflohen. Ban betonte, die UN-Blauhelme hätten gemeinsam mit der französischen "Licorne"-Truppe streng nach dem UN-Mandat zum Schutz der Zivilisten gehandelt. Banrief Ouattara auf, ein erneutes "Blutbad" zu verhindern. Insbesondere sei es notwendig, Racheakte an Gbagbos Anhängern zu verhindern. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton begrüßte die Festnahme Gbagbos. Ouattara sagte Ashton Unterstützung zu. Für die Zukunft kündigte Ashton eine langfristige Unterstützung der EU beim Wiederaufbau des Landes an.

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US-Präsident Barack Obama sieht einen "Sieg des demokratischen Willens des Volkes, das viel zu lange durch die Instabilität nach seiner Wahl gelitten hat". Für Ouattara und die Bevölkerung gelte es nun, sofort mit der "harten Arbeit der Aussöhnung" zu beginnen, hieß es in einer schriftlichen Erklärung. Outtara müsse im Namen aller Bürger regieren, auch jener, die ihn nicht gewählt hätten. Eine demokratische Elfenbeinküste, die die Rechte des Volkes respektiere, werde stets in den USA einen Freund haben.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) begrüßte Gbagbos Festnahme. "Das lässt uns hoffen, dass der Bürgerkrieg jetzt ein schnelles Ende findet", sagte er in Berlin. Das Land habe jetzt eine echte Chance für einen friedlichen und demokratischen Neuanfang. Deutschland sei dabei zu Unterstützung bereit. Westerwelle appellierte an Ouattara, Gewalt- und Racheakte zu unterbinden. Er stehe vor "gewaltigen Herausforderungen".

Der britische Außenminister William Hague forderte einen fairen Prozess für Gbagbo. Der habe zwar "gegen demokratische Prinzipien" verstoßen, müsse "aber mit Respekt behandelt werden", sagte Hague. Großbritannien hoffe, dass die Ivorer nun einen demokratischen und friedlichen Weg in die Zukunft finde.

Jubel und Angst

Nach Gbagbos Festnahme brachen viele Menschen in Abidjan in Freudentaumel aus. Bürger, die sich aus Angst vor den Kämpfen seit Tagen in ihren Wohnungen verbarrikadiert hatten, eilten jubelnd auf die Straße. Die Bevölkerung der Millionenmetropole hatte zunehmend unter Gewalt und Versorgungsengpässen gelitten.

Doch in Stadtteilen, die als Gbagbo-Hochburgen gelten, wagten Ouattaras Anhänger nicht zu jubeln. Viele fürchteten, dass Gbagbos Truppen den Widerstand nicht so schnell aufgeben könnten. In den vergangenen Wochen war es auch zu ethnisch motivierten Massakern gekommen und eine Million Menschen war vor den Kämpfen geflohen. Furcht und Hass sitzen tief.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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