Fünf Menschen sterben in Istanbul PKK bekennt sich zu Anschlag
22.06.2010, 16:03 UhrBei einem Bombenanschlag auf einen Armeebus werden am Rande von Istanbul fünf Menschen getötet. Eine Untergruppe der Kurdischen Arbeiterpartei PKK bekennt sich zu dem Attentat und kündigt weitere Anschläge an.
Bei einem Bombenanschlag auf die türkische Armee sind in Istanbul fünf Menschen getötet worden. Für die Tat in einem Vorort von Istanbul machte Regierungschef Recep Tayyip Erdogan die verbotene PKK verantwortlich. "Die Terrororganisation weiß sehr genau, dass sie mit solchen Angriffen nichts erreichen wird", sagte er - und bekannte sich zugleich zu seiner Initiative zur friedlichen Beilegung des Kurdenkonflikts.
Der Sprengsatz explodierte gegen 07.15 Uhr Ortszeit im Istanbuler Vorort Halkali, als ein ziviler Bus mit Soldaten und deren Familien vorbeifuhr. In dem Bezirk, der auf der Europa zugewandten Seite Istanbuls liegt, befinden sich mehrere Kasernen. Nach Angaben von Istanbuls Gouverneur Huseyin Avni Mutlu war die Bombe am Straßenrand versteckt und wurde per Fernsteuerung gezündet. Drei Soldaten und die 17-jährige Tochter eines Offiziers wurden getötet, zwölf Menschen wurden verletzt.
Neue Anschläge angedroht
Zu dem Anschlag bekannte sich eine kurdische Untergrundgruppe. Die Tat sei Vergeltung für Angriffe der türkischen Armee und für einen ungerechten Krieg gegen die Kurden, erklärten die "Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK) auf einer Internetseite. Die Organisation kündigte an, ihre Angriffe noch zu verstärken. Die TAK sind eine Unterorganisation der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK. Sie haben auch Anschläge in türkischen Touristengebieten angedroht. Zudem haben sie sich zu einem am 8. Juni verübten Anschlag auf einen Polizeibus in Istanbul bekannt, bei dem 15 Beamte verletzt worden waren.
Die PKK hatte bereits am Wochenende mit Angriffen auf "jede Stadt der Türkei" gedroht, wenn die türkische Armee weiter gegen sie vorgehe. In der Nacht töteten Soldaten bei mehreren Einsätzen im Südosten und Nordwesten des Landes sieben PKK-Rebellen.
Sicherheitsmaßnahmen verstärkt
Im Konflikt zwischen dem türkischen Staat und kurdischen Rebellen sind seit Beginn des PKK-Aufstands 1984 bislang mehr als 45.000 Menschen ums Leben gekommen. Die von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte PKK hat ihre Angriffe auf türkische Sicherheitskräfte in den vergangenen Wochen wieder verschärft, seit ihr Chef Abdullah Öcalan Ende Mai seine Bemühungen um einen Dialog mit Ankara für beendet erklärt hatte.
Die Regierung lehnt ihrerseits einen Dialog mit der PKK ab. Erdogan bekräftigte aber seinen Willen zur friedlichen Beilegung des Kurdenkonflikts. "Wir werden unsere (kurdischen) Landsleute nicht noch einmal enttäuschen", sagte er. Die PKK als "Terrororganisation" stehe nicht stellvertretend für die kurdische Bevölkerung. Die Initiative der Regierung sieht vor, den zwölf Millionen Kurden mehr Sprachfreiheit und andere Mitbestimmungsrechte zu gewähren.
In den vergangenen Tagen haben Kämpfe zwischen der türkischen Armee und der PKK im Südosten der Türkei und entlang der Grenze zum Irak an Heftigkeit zugenommen. Binnen weniger Tage gab es dabei mehr als 20 Tote. In der vergangenen Woche waren etwa 600 türkische Soldaten bis zu drei Kilometer tief auf irakisches Gebiet vorgedrungen, um dort die PKK zu bekämpfen. Die PKK unterhält in der Autonomieregion der Kurden im Nordirak mehrere Lager. Die Regierung verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die Ölpipelines im Land. Dabei werden auch private Sicherheitsfirmen eingesetzt, um mögliche Anschläge auf die Leitungen zu verhindern.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP