Politik

"Wir brauchen die Hilfe der Welt" Pakistan verliert die Kontrolle

Trotz der anhaltenden Offensive gegen die radikal-islamischen Taliban im Swat-Tal verliert die pakistanische Regierung nach einer aktuellen Studie immer mehr die Kontrolle über den Nordwesten des Landes. Der britische Sender BBC veröffentlichte eine Untersuchung, nach der Islamabad in nur noch etwa 38 Prozent der halbautonomen Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan sowie der Nordwest-Grenzprovinz die Regierungsgewalt ausübt. Regionen wie Nord- und Süd-Waziristan seien inzwischen vollständig in der Hand der Aufständischen, heißt es. Vor den heftigen Kämpfen im Swat-Tal flüchten unterdessen immer mehr Menschen.

Nach Regierungsangaben haben sich bislang etwa 750.000 Zivilisten vor der Gewalt in Sicherheit gebracht. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR teilte mit, es habe bereits eine halbe Million Menschen offiziell als Flüchtlinge registriert. Präsident Asif Ali Zardari nannte die Massenflucht eine "humanitäre Katastrophe" und rief die internationale Gemeinschaft eindringlich zur Unterstützung auf. "Wir brauchen die Hilfe der Welt", sagte er nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York.

Angesichts der dramatischen Lage Großbritannien Pakistan humanitäre Hilfe von 12 Millionen Pfund (13,3 Millionen Euro) zu. Damit sollte den Menschen in der umkämpften Region unter anderem mit Nahrungsmitteln und Unterkünften geholfen werden, sagte Premierminister Gordon Brown nach einem Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten Zardari in London. Beide Länder würden zudem ihre Strategie im Kampf gegen den Terror auf eine neue Basis stellen, kündigte Brown an.


Armee in der Offensive

Pakistanische Regierungstruppen setzen unterdessen die Offensive gegen die Aufständischen fort. Wie ein Militärsprecher mitteilte, kamen bei neuen Gefechten im Distrikt Swat mindestens elf Aufständische und vier Soldaten ums Leben. Wie aus pakistanischen Geheimdienstkreisen verlautete, wurden bei Kämpfen im Nachbardistrikt Dir zehn weitere Extremisten getötet. Zudem hätten Sondereinheiten die Angriffe gegen ein Trainingslager der Taliban in der Region Peuchar im Swat-Tal fortgesetzt. Die Armee hatte vor einer Woche die Offensive begonnen, bei der nach Militärangaben bislang etwa 750 Aufständische und mehr als 30 Soldaten ums Leben kamen.

Übergreifen nach Afghanistan

In der südlich von Swat gelegenen Metropole Peshawar griffen Taliban-Kämpfer erneut ein Versorgungsdepot der NATO-Truppen in Afghanistan an. Wie die Polizei mitteilte, gingen acht Lastwagen in Flammen auf, als 40 bis 50 Aufständische den Terminal am Stadtrand mit Benzinbomben und automatischen Waffen angriffen. Verletzte habe es nicht gegeben. Die Route über Peshawar und den Khyber-Pass ist die wichtigste Verbindung für die internationalen Truppen in Afghanistan.

Die Grenzregion im Nordwesten Pakistans gilt seit langem als Extremisten-Hochburg und Rückzugsraum für Taliban-Kämpfer und El-Kaida-Terroristen. In den vergangenen Monaten hat sich die Sicherheitslage in der Region jedoch dramatisch zugespitzt.

Quelle: ntv.de, dpa

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